“Die Band hier heißt Keine Zähne im Maul aber La Paloma pfeifen – ich glaube, davor hab ich Angst!”
“Hm... schick das mal dem Joerg, der findet das bestimmt gut. Der findet so Punkzeugs immer gut.“
Und so landete die “Die Biellmann-Pirouette“ schließlich auf meinen Schreibtisch. Was für ein Glück.
Musikalisch bewegen sich KZIMALPP auf mal mehr, mal weniger melodiösen Post-Punk-Pfaden zwischen schrammeligen Gitarren und sparsamer aber umso effizienterer Elektronik. Das klingt mal nach The Fall, Oma Hans oder Trend, mal nach den wenigen guten Momenten von Olli Schulz, ist musikalisch aber immer kantig genug, um auch ausgekochte Schubladen zur Verzweiflung zu bringen. Dabei hat das schlagzeugerlose Trio den ein oder anderen mindestens mittelgroßen Hit im Gepäck: Das kettcarige “60 Watt Sonne“ zum Beispiel oder das fast schon episch arrangierte “Dem Teufel Geld“. Oder “Halbe Stadt von unten“ oder “Du so als würdest Du noch schlafen“ oder oder oder. Textlich punkten die zwölf Songs des Albums durch eine sympathische Sperrigkeit, die sich angenehm vom ermüdenden Feinschliff anderer Bands abhebt. KZIMALPP sind clever aber nicht zu verkopft und wissen, wie viel man erzählen kann, ohne am Ende als Idiot dazustehen.
“Keine Zähne im Maul Aber La Paloma Pfeifen“ sind genau das, worauf man als nicht ganz verblödeter punk- und biersozialisierter Enddreißiger bis Mittvierziger gewartet hat, wenn einem Turbostatt irgendwie zu süß und hip sind (man die natürlich trotzdem super findet, Ihr wisst was ich meine), man aber trotzdem nicht immer nur die gleichen alten Platten hören will.
“Die Biellmann-Pirouette“ schließt, bis auf die etwas detailverliebtere Produktion, an den Vorgänger “Postsexuell“ an, den man alleine schon für den Überhit “Leb so, dass es alle wissen wollen“ im Plattenregal stehen haben sollte.
Nun erscheint mit die „Die Biellmann-Pirouette“ das zweite Album der Norddeutschen – gewohnt sperrig und mit der ein oder anderen eher anstrengenden Wendung. Für Musikjournalisten ist solch ein Album eigentlich eine Zumutung. Ein Genre-Mix, den man kaum in Worte fassen kann, ohne sich damit zu blamieren. Dazu kommen Texte, bei denen man nie weiß, ob sie nun bitterernst gemeint sind oder der Schalk im Nacken der Musiker doch die Oberhand gewonnen hat.
Versucht man die Musik doch irgendwie in Worte zu fassen, müssen Begriffe wie Postrock, Punkrock und Wave fallen. Der Rezensent sollte auf die Elektro-Sounds hinweisen, die tatsächlich zu einer Art Trademark werden. Genau wie die rotzige Stimme von Sänger und Gitarrist Jochen Gäde, der gesanglich immer wieder von Schlagzeuger Steffen Frahm unterstützt wird. Dass die Band zu allem Überfluss auch noch ein Händchen für feine Melodien hat, beweist sie bei „Das sind auch nur Existenzen“ und „Halbe Stadt von unten“. Hier sollte man dann auch Bassist Lars Stuhlmacher mit Namen nennen, schließlich lebt der Song zum Großteil von dem knarzigen Bass-Sound während der Strophe.
Am Ende schaffen es Keine Zähne im Maul aber La Paloma pfeifen das Niveau des Debütalbums zu halten. Der ganz große Moment fehlt zwar (noch), aber ein Werk wie dieses erschließt sich eben nicht nach dem dritten Hördurchgang.
(crazewire)
Tourdaten:
21.03. Kiel – Hansa 48 (Record Release Party)
02.04. Flensburg – Kühlhaus
15.04. Bonn – Bla
16.04. Wiesbaden – Kulturpalast
17.04. Trier – ExHaus
06.05. Mannheim – Zum Teufel
07.05. Nürnberg – Stereo
08.05. Darmstadt – Künstlerkeller
14.05. Erfurt – Cafe Tikolor
15.05. Stuttgart – Goldmarks
16.05. Karlsruhe – Kohi
24.06. Kiel – Freilichtbühne Krusenkoppel
6 Punkte
AntwortenLöschenEin Paket bunter Gitarren mit Ecken und Kanten. 6,5 Punkte
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