"I write songs that come from the heart, I don't give a fuck if they get into the chart, or not".   ...

Passenger - Whispers




















"I write songs that come from the heart, I don't give a fuck if they get into the chart, or not". 

Wenn jemand (Michael David Rosenberg) eine Single ("Let Her Go") allein in den USA 4 Millionen mal verkauft hat und in 17 Ländern auf Platz 1 der Charts stand, dann gehen einem solche Worte vermutlich leicht(er) über die Lippen ("27"). Da Passenger (so der mittlerweile überall bekannte Künstlername Rosenbergs) auch sein fünftes Album "Whispers" nicht bei einem Major Label veröffentlicht, dürfte sich der Erfolgsdruck auch in Grenzen halten. Und so macht Rosenberg genau das, was er schon immer gemacht hat: feine, berührende Folksongs schreiben, diese unprätentiös und unaufgeregt vortragen, mit Streichern ("Golden Leaves") oder Trompete ("Heart's On Fire") ein wenig aufplustern oder deren Tempo dezent drosseln ("Riding To New York") bzw. anziehen ("27", "Thunder").

Freunde von Ed Sheeran, Nick Drake und Mumford & Sons können bei "Whispers" bedenkenlos zugreifen, auch ohne ein zweites "Let Her Go" kann man sich das Album bedenkenlos neben "All The Little Lights" ins Plattenregal stellen und wer den etwas opulenteren Arrangements skeptisch gegenüber steht, der greife zur Deluxe Version, die 7 Titel in akustischen Version bereit hält.  




"Whispers" ist stilistisch nicht weit entfernt von "All the little lights". Und doch ist einiges anders. Die Instrumentierung ist satter, die Kompositionen sind opulenter und die Arrangements ausgefeilter. Lyrisch wird Authentizität in fordernden Worten geboten. Es geht um einfache Menschen mit einfachen Gefühlen in einfachen alltäglichen Situationen. Rosenberg schärft seinen Scharfsinn weiter und blickt sarkastisch, ironisch und verschmitzt, doch niemals arrogant auf unsere Umgebung - medial wie sozial. Irgendwie geht es immer um zwischenmenschliche Vereinsamung, den Verlust von Kommunikation und Gefühl in einer mcdonaldisierten Wegwerfgesellschaft. Wo steht dort das nach Rosenberg interpersonale Wahre, das ausgehandelt wird? Wo das Gefühl von Liebe und Zuneigung, wenn jeder die Partner wechselt wie massenangefertigte Unterhosen von H&M? "If my true love's gone / I will surely find another." Traurig, aber wahr. Eitelkeitstillendes Rüberrutschen nach Partyevents kann jeder, was aber ist mit Verantwortung, sich mit jemanden den Härten des Zusammenlebens stellen? Dazu gehört eine gehörige Portion Selbstreflexion: "I know those eyes and I know that touch / I don't have many and I don't have much", singt Rosenberg in "Heart's on fire". Ist es wichtig, im richtigen Moment schlicht das Falsche zu tun? Ein definitives "Ja" von Seiten Passengers. Diese Nachrichten verpackt der Brite in grandiose Großartigkeiten von Songs wie das nach vorn preschende "27", das groovige und trompetenlastige "Thunder" oder die wunderschöne Ballade "Riding to New York" (die um ein hundertfaches besser ist als beispielsweise der Publikums-, jetzt Radioliebling "Calm after the Storm" aus den Niederlanden vom diesjährigen ESC).

"Whispers" ist ein ruhiges Album. Es muss ja auch nicht immer laut zur Sache gehen, um unschöne Tatsachen anzukreiden. Mike Rosenberg mag flüstern. Und ein Flüstern kann lauter sein als jedes Gebrüll. Rosenbergs Flüstern ist ein Aufbruch, pures Geschrei und "Whispers" ein wichtiges Album.
(Plattentests)




Die Konzerte werden größer, aber auf der Straße kann man doch trotzdem spielen. Die neue Platte wird sich oft verkaufen, aber deshalb kann man sie doch trotzdem im selben kleinen Studio aufnehmen. Einfach weitermachen, das passt zu Rosenberg, dessen neue Songs wieder sanften Songwriter-Folk mit einer gewissen Nähe zur britischen Folklore haben, wegen der Fingerpickings und der seufzenden Fiddle. Das Feierlich-Ländliche wird noch dadurch verstärkt, dass Rosenberg die kanadische Folklore-Band The Once als Background-Chor engagiert hat – es wird wirklich schön gesungen auf „Whispers“. Dazu umspielt ein kleines Streicherensemble die Lieder, die dann tief seufzen und sich wiegen und mit geschlossenen Augen eng umschlungen tanzen.

Es geht einem das Herz auf, so freundlich summt diese Musik – man kann so ein Sentiment per se ablehnen, dann ist man hier nicht richtig. Ansonsten hört man einen Songwriter, der sein Gefühl im Verlauf von nun sechs Alben sehr direkt nach außen zu tragen gelernt hat. „Heart’s On Fire“ folgt Tempo und Spielart besagter Hits, das Lied klingt wie Mumford & Sons in Zeitlupe. „Whispers“ beschreibt einen verzagten Moment, Rosenberg tanzt betrunken auf der Straße, bis in einem mächtigen Crescendo alles aus ihm herausplatzt. Bei dem gedrosseltem Uptempo „Start A Fire“ mischt sich eine Trompete in die Instrumentierung, das Lied entwickelt eine epische Breite. Rosenbergs Themen sind universell traurig, berichten von der Unsicherheit eines Mannes nach dem Ende der Jugend, sind wehmütig und hoffnungsvoll und ganz am Leben. Ein Passagier, ein Reisender.
(Rolling Stone)




Passenger in Deutschland:

04.10.14 Frankfurt, Jahrhunderthalle
09.10.14 Hamburg, Sporthalle
19.10.14 Berlin, Columbiahalle
21.10.14 Köln, Palladium
26.10.14 München, Zenith

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