Colin Stetson hat wohl fast jeder Indiemusik-Fan bereits gehört: Er ist Teil von Arcade Fires Tourband und darüber hinaus hat er u. a. ...

Colin Stetson - New history warfare 2: Judges

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Colin Stetson hat wohl fast jeder Indiemusik-Fan bereits gehört: Er ist Teil von Arcade Fires Tourband und darüber hinaus hat er u. a. TV On The Radio, Bon Iver, David Byrne, LCD Soundsystem und The National unterstützt. Doch so interessant ihn diese Referenzen machen sollten, die von ihm gespielten Instrument werden einige Leser verschrecken: Colin Stetson ist nämlich “Blasmusiker”. Doch würde man sein zweites Album “New history warfare 2: Judges” unvoreingenommen anhören, würde man nicht unbedingt darauf kommen, dass fast alle Klänge darauf seinem Bass-Saxofon entlockt wurden. Eigentlich ist es bitter, dass Stetson seine Songs zum Teil leichter verdaulich macht, indem er diese nach Synthesizern klingen lässt.

Das tönt mal elektronisch wie Portishead, ab und zu nach einer Säge, zwischendurch nach Streichern, Ozeandampfer und Didgeridoo. Spoken Word-Passagen lockern das Gesamtwerk ebenso auf wie streckenweise konventionelle Songstrukturen mit Gesang (Shara Worden von My Brightest Diamond und Laurie Anderson). Colin Stetson erschafft einen unfassbar fesselnden Klangkosmos, der mich an Nils Petter Molvaer (bzw. dessen Musik) erinnert.

Stetsons Saxofonspiel basiert auf einer speziellen Atemtechnik, die ihm annähernd pausenlos Luft für sein Instrument liefert (nicht zu verwechseln mit Tenacious Ds “Inward singing”). Darüber hinaus arbeitet er bei Aufnahmen mit bis zu 24 Mikrofonen gleichzeitig. So fängt er die Klänge seiner Instrumente aus verschiedenen Perspektiven (und ohne Loops und Overdubs) gleichzeitig auf.

Ich greife den Arcade Fire-Aufhänger nochmals auf: Colins Stetsons Musik als Solokünstler ist “anders gut” aber mindestens ebenso spannend wie Owen Palletts und darüber hinaus bislang einzigartig. Anhören! Und wer jetzt noch zögert sollte sich zumindest mit dem Song “Red horse” auseinandersetzen und dann versuchen zu behaupten, dass er nicht staunt. Vielleicht entzündet sich ja auch wie bereits bei Iron & Wines “Kiss each other clean” eine weitere Diskussion um “Bläserbeiträge” zur Musik.

Weitere Stimmen zum Album von Pitchfork.com:

[…] But then I'll come across a new record that sounds like nothing else I've heard: I can't quite place it, but its appeal feels so organic and easy to understand, I don't really feel a need to place it, either. Such is the case with the second solo album from Michigan-born, Montreal-based saxophonist Colin Stetson, New History Warfare Vol. 2: Judges.

Cherwell.org:

The ‘avant-garde' and ‘experimental' labels that will be thrown at this record may well detract potential listeners, but its appeal is surely universal. Without a doubt, Judges is unlike anything you have ever heard before.

Sputnikmusic.com:

New History Warfare Vol. 2: Judges” documents the inner workings of the mind with levers, pulleys, and weights being operated by some sort of flawless intuition; call it instinct. It's a daunting album with an oceanic brevity achieved through its endlessly echoing drone. The best way to approach it is to do as Stetson does, and become part of the mechanism; wheezing, breathing, spitting, groaning, and moaning in unison.

Hier der Song “Judges”:

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