Samuel Beam erweitert auf seinem vierten Album " Kiss Each Other Clean " seinen musikalischen Radius: Gleich der poppige Opener &q...

Iron & Wine - Kiss Each Other Clean




















Samuel Beam erweitert auf seinem vierten Album "Kiss Each Other Clean" seinen musikalischen Radius: Gleich der poppige Opener "Walking Far From Home" zeigt mit toller Melodie und schönem mehrstimmigen Harmoniegesang, der sich wie ein roter Faden durchs komplette Album zieht, den Fleet Foxes und Midlakes dieser Welt, was eine Harke ist, und "Rabbit Will Run" will ihnen sogar die Flötentöne beibringen. "Me And Lazarus" schließt mit dezente elektronischen Sounds an und kann bis zum Einsatz eines nervigen Saxophons gefallen. Ähnlich gelagert sind auch die später folgenden "Monkeys Uptown" und "Big Burned Hand", Ersteres bietet unerwartete Synthie-Klänge, Zweiteres funky Rhythmen und jazzige (und fürchterliche) Bläser - aber in der ersten Hälfte des 7minütigen "Your Fake Name Is Good Enough For Me", welches die Platte abschließt, kommt es diesbezüglich sogar noch schlimmer!
"Tree By The River", das aus dem sonnigen Kalifornien der 70er Jahre zu stammen scheint, das folkige "Half Moon" und das spärlich instrumentierte "Godless Brother In Arms" dürften den Iron & Wine - Traditionalisten besser gefallen.

Zuletzt kokettierte der studierte Filmwissenschafter mit Tabla-, Sitarsounds und afrikanischer Polyrhythmik. Diese taucht nun auch auf seinem vierten Album wieder auf. Vor allem überrascht der 36-Jährige auf "Kiss Each Other Clean" aber mit von dichten Gruppengesängen umschmeichelten – hört, hört! – Popsongs.

Es beginnt mit einer Götternummer: "Walking Far From Home" ist die akustische Entsprechung des zärtlichen Albumtitels, der es gelingen sollte, selbst den abgebrühtesten Misanthropen für vier Minuten glücklich zu stimmen. Neuerdings bringt Beam auch Synthesizer ins Spiel, und die Bläser kommen eindeutig vom Jazz. Wir hören smoothe Saxofon- und Querflötensoli, an denen vor allem überrascht, dass sie funktionieren! Deutlicher als jemals zuvor unterstreicht Beam hier außerdem sein unverschämt gutes Händchen für Arrangements.
(wienerzeitung.at)





"Tree By The River" Live

Der Bass rumort druckvoll, drum herum scharen sich elektronisches Geflirre, Xylophon, Klavier, Saxofone, Flöten, Wah-Wah-Gitarren und immer wieder Beach-Boys-Chöre. Die Tracks sind unglaublich vielschichtig, wie etwa das im Reggae-Rhythmus groovende „Big Burned Hand“. Manchmal glaubt man, eine abgedrehte Singer/Songwriter-Spielart von Jeff Becks überkandideltem 1975er Instrumentalalbum Blow By Blow zu hören. Beklemmend schön das finale „Your Fake Name Is Good Enough For Me“, der vielleicht beste Song hier. Wer sich nach Bon Iver oder den Fleet Foxes sehnt, sollte sich Iron And Wine zuwenden. Eine emotionale Tour de Force.
(now.on.at)


Iron & Wine nächste Woche in Deutschland:
07.02.11 Hamburg, Fabrik
08.02.11 Berlin, Berghain
09.02.11 Köln, Gloria
11.02.11 München, Freizeithalle

13 Kommentare:

  1. Wenn das mal nicht die schnellste Bewertung war, die wir je hatten...!
    ;-)

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  2. Verstehe ich nicht, daß du das neue Album von Sam abwatscht, Eike. Ich habe es bisher fünfmal durchlaufen lassen und bin äußerst angetan. Da hätte ich gerne mal eine Erklärung, warum es dir nicht zusagt.

    Nervige oder gar fürchterliche Momente wie Dirk, kann ich auch nicht entdecken.

    Alles läuft auf eine hohe Wertung meinerseits hinaus, aber ich lasse mir noch genügend Zeit, um zur endgültigen Benotung zu kommen.

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  3. Ich bin nach drei Durchläufen auch noch nicht sooo wirklich überzeugt. Gerade die von Dirk erwähnten Bläser machen es einem nicht wirklich leicht...

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  4. Sämtliche Live-Aufnahmen, die ich von den neuen Songs bisher gehört habe, gefallen mir deutlich besser als die Versionen auf dem Album.

    Will heißen: Die Songs sind klasse, aber es ist zu viel schmückendes Drumherum auf "Kiss Each Other Clean".

    7 Punkte

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  5. Eine Riesenüberraschung, hatte ich doch das letzte Iron And Wine Album recht schnell wieder abgestoßen, weil es mich gar nicht gepackt hat.
    Dieses Mal ist das jedoch anders. Es klingt alles deutlich opulenter, abwechslungsreicher und eingängiger. Ich hab keine Ahnung, ob er vorher schon elektronische Elemente eingebaut hat und solch "jazzige" Bläsermomente, dieser Platte bekommen sie auf jeden Fall sehr gut.
    Prima, so weitermachen bitte.

    8 Punkte

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  6. die scheibe hatte ich schon geraume weile, also war es keine schnelle bewertung. im gegenteil habe ich mich sehr um "kiss each other clean" bemüht. doch die suche nach der wenig verstohlenen innigkeit, nach dem rührenden sentiment, nach klarheit war vergeblich. stattdessen zugekleisterte songs. ein konzept, das nicht aufgeht. the magnetic fields haben so etwas drauf.

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  7. Vorab beanspruche ich richterliche Immunität, bevor wie bei meiner Wertung zu "The shepherd's dog" die Kanonen aus Frankreich losfeuern... ;-)

    "Kiss each other clean" ist weniger langweilig als das 2007er Album. Aber stellenweise klingt es, als wolle Richard Marx mit Mitgliedern von Toto und Supertramp echt schlimme 80er Popsongs in Singer/Songwriter/Folk-Kostüme packen. Wohlwollende 5,5 Punkte.

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  8. Allein für "Big Burned Hand" und "Your Fake Name..." müssen ordentlich Punkte abgezogen werden. Fürchterlich!

    4 Punkte

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  9. Wie schon bei Syd Matters, Ingo und Dirk liegen mit ihrer Bewertung neben der Sache.

    9 Punkte

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  10. Mensch Ingo, das habe ich dir doch gleich gesagt!!
    Beim Spiel "Oliver-denkt-sich-eine-Wertung-zwischen-9-und-10-und-wir-müssen-sie-tippen" zählt nicht die Summe unserer beiden Tipps!

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