Radiohead sind immer wieder für eine Überraschung gut: Zunächst gab es weder Informationen über einen Veröffentlichungstermin für deren ach...

Radiohead - The King Of Limbs



















Radiohead sind immer wieder für eine Überraschung gut: Zunächst gab es weder Informationen über einen Veröffentlichungstermin für deren achtes Album, noch einen Titel, ein Cover oder eine Trackliste. Dann kamen als Valentinstagsgruß für ihre Fans nicht nur all diese Infos auf einmal, sondern auch die Bekanntgabe, dass bei Vorbestellung der Platte bereits fünf Tage später, also am heutigen Samstag, das komplette Album als Download zur Verfügung stehen würde.

Radiohead verabschiedeten sich von ihrer "Bezahlt-so-viel-ihr-wollt"-Idee, liefern aber "The King Of Limbs" am 9. Mai als so genanntes Newspaper Album (zwei 10'' Platten, CD, besonderes Artwork und eben eine spezielle Verpackung für 36 Euro) aus - was auch immer man sich darunter vorzustellen hat.




Im Verlauf der Wache gab es dann mit dem Video zu "Lotus Flower" erste neue Töne zu hören, und seit einigen Stunden gibt es tumultartige Fan-Äußerungen, die sich entsetzt über die Länge, oder besser Kürze des Albums zeigen: Nur 8 Titel in knapp 38 Minuten sind für verwöhnte Radiohead-Fans ("In Rainbows" brachte es in der limitierten Form auf 18 Titel mit deutlich mehr als 60 Minuten) anscheinend zu wenig.
Vielleicht hätten Radiohead die Download-Singles "Harry Patch (In Memory Of)" und "These Are My Twisted Words", die 2009 erschienen, einfach noch mit auf das Album packen sollen. Geschadet hätte es definitiv nicht.

Aber auch über die Qualität der Songs wird bereits heftig kritisiert und die Meinungen reichen von "Meisterwerk" bis zu "größte Enttäuschung seit ... (hier bitte den Titel des schwächste Radiohead-Albums hindenken)". Sagen lässt sich auf jeden Fall, dass der Weg, den "In Rainbows" zuletzt einschlug, konsequent weiter verfolgt wird. Nicht leicht zu entdeckende Melodien, elektronische Sounds über dominanten Percussions, vertrackte, holpernde, oft in Dubstep-Regionen abgleitende Rhythmen, dazu Yorkes gewohnt weinerlicher Gesang. Gitarren sind selten zu vernehmen, dafür wird häufig mit der Kid A-Experimentierbox gespielt ("Little By Little"). Der ein oder andere jazzige Exkurs (im instrumentalen "Feral") darf ebenso wenig fehlen, wie die schlichte, gefühlvolle Ballade (Piano: "Codex"; Akustik: "Give Up The Ghost").

Eine von zahlreichen, hastig verfassten Track-by-Track-Reviews finden man zum Beispiel beim britischen Telegraph, die BBC kommt zu folgendem Urteil:
The staggering, off-kilter step of opener Bloom might not click with those holding a candle for The Return of the Gallagher a week from this record’s release, but to anyone with even half an ear tuned to In Rainbows it’ll seem very (although not over-) familiar indeed. Morning Mr Magpie plucks its way into a Foals-ian spin, the masters seemingly taking on board a few tips from their hometown pupils. Lotus Flower – the source of #thomdance Twitter activity once its video was unveiled – is another piece that looks backwards rather than projecting into bold, new sonic territories. It flails and flaps, but in a manner entirely in keeping with its makers’ predilection for the metronomic – to the wrong ears, it’s five minutes of the same beat, utterly unremarkable.
But that’s the beauty of Radiohead – they’ve never, certainly not since the breakthrough days of Creep, been a band for the people. They’re too idiosyncratic for that, and even though there are moments aplenty here that suggest the band hasn’t furthered their vision, subtle differences to a tested formula ensure The King of Limbs is another great album from Britain’s most consistently brilliant band. And come Codex, it truly strikes the listener dumb. Like Motion Picture Soundtrack, Street Spirit, Sail to the Moon, Nude – insert your own favourite slow-paced Radiohead numb-er here – it’s a piece of rarefied beauty. Thom says something about dragonflies, something else about nobody getting hurt; the words blur and blend, though, as beneath them the simplest, most strikingly gorgeous piano motif bores its way into the heart. And it’s here, not any of your limited-character blogging or video-sharing sites, that Radiohead trump all comers, again.

11 Kommentare:

  1. Eigentlich erstaunlich, dass die Band trotz des zugegebenermaßen hochwertigen aber auch wenig überraschenden Outputs seit ein paar Jahren Musikfans derart in ihren Bann zieht. "The king of limbs" lotet keine neuen Grenzen aus sondern fährt die vor vielen Jahren gesäte Ernte ein. Daher ist es etwas enttäuschend aber trotzdem gut. 8,5 Punkte

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  2. @ Ingo: Gut heißt laut PvG Bewertungssytsem eine Note zwischen 6 und 7 Punkten. 8,5 entspricht "sehr sehr sehr gut, denn 7,5 ist bereits sehr gut...

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  3. Hihi, das sagt der Mann, der letztes Jahr gleich doppelt die 10 zückte (Interpol, Beach House), für Alben, die es noch nicht einmal in seine persönliche Top Ten schafften!

    http://meinzuhausemeinblog.blogspot.com/2010/12/top-of-blogs-2010-platten-des-jahres.html

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  4. @Oliver: Mein Sprachgebrauch weicht also vom PvG-Notensystem ab. Tut mir leid, dass ich Dich damit überfordere. Ich stelle mich zur Strafe eine Weile in die Ecke. Aber mach' Dir keine Sorgen: Bei Iron & Wine werden wir nicht über "gut" oder "sehr gut" diskutieren müssen... ;-)

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  5. @ Ingo: "Etwas enttäuschend, aber trotzdem gut" klingt für mich nun mal nicht nach 8, 5 Punkten, sondern nach 6 Punkten, das ist alles was ich sagen wollte.

    Und ab und zu blitzt natürlich auch meine juristische Ausbildung durch. Wenn man da in einer Klausur nicht ganz präzise formuliert hat, wurde man zwar nicht in die Ecke gestellt, ist aber durch die Prüfung gerasselt. Nun ja, ein Klugscheißer-Studium, das irgendwie prägt, selbst wenn man später kein Anwalt oder Richter wird...

    @ Dirk: Zu den 10 Punkten für Interpol und Beach House stehe ich nach wie vor. Bei den Platten des Jahres auf dem Konzerttagebuch habe ich aber ein ganz eigenes Bewertungssystem angewendet: eine Platte konnte nur dann in diese Top Ten kommen, wenn die Künstler gleichzeitig schon mal eine Oliver Peel Session gespielt haben. Die Punktzahl des Albums wurde dann verdoppelt. Gregory & The Hawk hat es geschafft, ein 10 er Album rauszuhauen und bei mir in der Bude zu spielen. Macht 20 Punkte. Musée Mécanique konnten ihre Punktzahl ebenfalls verdoppeln.

    Interpol und Beach House hätten halt eben eine Oliver Peel Session spielen sollen. Ich warte noch. Genau wie im Übrigen auf Syd Matters, die mir das längst versprochen haben.

    Noch Fragen?

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  6. Ja, ich habe noch eine Frage: Dirk, können wir bitte geteilte Bewertungen einführen? Die A-Note ist die tatsächliche Bewertung des Richters (unabhängig von seiner Ausbildung) und die B-Note ist die Interpretation seiner Kommentare durch Oliver. ;-)

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  7. Naja nach 8,5 Punkten klang das bei dir wirklich nicht, Ingo.
    Aber ich werd den Schnitt sicher eh wieder drücken, fand ich doch schon die letzten beiden Radioheadalbum in erster Linie öde und gesanglich teilweise nervend (ja das sagt der, der Joanna Newsom toll findet). Außerdem bin ich natürlich immer noch Fan erkennbarer prägnanter und einprägsamer Melodien und zu guter Letzt, und das geb ich offen zu, geht mir dieser, für mich durch nichts gerechtfertigte Radiohead-Hype, weiterhin ziemlich auf den Sack.

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  8. Radiohead und ich, da führt wohl kein Weg zurück

    5

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  9. Mit viel, viel Wohlwollen noch 7 Punkte

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