Egal, welche Schubladen (Retro-Rock, Pop Noir, Country, Blues, Dreampop, Gothic-Folk, Chanson) geöffnet werden, um ...

Andrea Schroeder - Void























Egal, welche Schubladen (Retro-Rock, Pop Noir, Country, Blues, Dreampop, Gothic-Folk, Chanson) geöffnet werden, um die Musik von Andrea Schroeder zu verstauen, sie knarzen beim Öffnen, verkeilen sich und widersetzen sich dem Auftun. Sie sind mit rotem Samt ausgeschlagen, mit güldenen Beschlägen verziert und befinden sich in einem schwarzen Holzschrank, dessen dunkle Farbe im Laufe der Jahrzehnte (mindestens seit den 70er Jahren, der Zeit von Leonard Cohen, Nico, Marianne Faithful und Patti Smith) abzublättern begann. Dieser steht im höchsten Stockwerk eines Berliner Altbaus und ist so wuchtig, dass Andrea Schroeder und ihr Partner Jesper Lehmkuhl (Gitarre) zum Hinauftragen die Hilfe von Dave Allen (Bass), Pelle Ossler (Gitarre, Produktion), Maurizio Vitale (Schlagzeug), Kristof Hahn (Lap Steel Guitar), Pelle Ossler (Gitarre), Ulf Iversson (Produktion) und Catherine Graindorge (Violine, Viola) benötigten.




(...) gegen den Sell-out donnern allein schon Lehmkuhls nun vom Folk entfesselte Gitarren in "Kingdom" an, und sollte die Seelenlast sich gelockert haben, fordert Schroeder in "Burden" alle Welt dazu auf, ihr die Schultern mit Sorgen vollzuladen. Sie hält das aus, die Schwere ihres Gemüts, ihrer mit tiefstählerner Stimme gesungenen Texte und nun auch ihrer Musik, auch wenn sie in "Little Girl" auch ganz zart werden kann, wenn sie ein Mädchen, vielleicht eine Obdachlose, vielleicht ein Flüchtling, das im Park schläft, flüsternd beruhigt: "It's just a dream".

Aber ein Albtraum, bevölkert von "Creatures of the Night". Zugehöriger Song, "Creatures", überspannt den neuen Rock'n'Roll-Drive mit klimperndem Piano und Sklavengaleeren-Beat leider etwas, zumal die Wortkombination "Creatures of the night" - exaltiert vorgetragen, wie Schroeder nun mal singt - leider unwillkürlich an die alte Drag-Queen Frank-N-Furter erinnert - keine so gute Assoziation.

Am Prätentiösen schrammt Schroeder eh immer wieder knapp vorbei, vor allem im vertonten Goth-Poem "Was Poe Afraid" von Charles Plymell. Aber das ist dem Genre, diesem dräuende drückenden Düster-Sound, den Nick Cave, Nico und Scott Walker perfektioniert haben, geschuldet. Dass man Schroeder immer wieder vehement in eine Reihe mit solchen Kollegen setzen muss, liegt daran, dass man ihr jedes Wort glaubt, mit der sie sich der sie umgebenden Leere, der "Void", gewahr macht, um sich dann umso trotziger hineinzustürzen. "Drive Me Home" fordert sie gegen Ende dieses mächtigen Albums, aber nicht als verschüchtertes Fräulein, sondern als Herrscherin der Nacht.
(Spiegel)


Andrea Schroeder unterwegs:

26.11.2016   Thun (CH) – Cafe Mokka
27.11.2016   Karlsruhe (D) – Schalander
29.11.2016   Dresden (D) – Schauburg
30.11.2016   Wien (A) Akzent Theater
06.12.2016   Bonn (D) – Harmonie
07.12.2016   Frankfurt (D) – Das Bett
08.12.2016   Cottbus (D) – Bebel
10.12.2016   Hannover (D) – Cafe Glocksee
11.12.2016   Berlin (D) – Frannz Club


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