"Europe has a language problem" - mit dieser Textzeile beginnt der Song "Europa geht durch mich" (sic!), den die Manic Street Preachers gemeinsam mit der Schauspielerin Nina Hoss und reichlich deutschen Textanteilen präsentieren. Beim Hören von "Futurology", habe ich schnell den Eindruck, dass auch die Manic Street Preachers ein Problem haben, denn deren zwölftes Album "geht durch mich", und zwar beim einen Ohr rein und beim anderen wieder hinaus.
James Dean Bradfield, Nicky Wire und Sean Moore müssen irgendwann die fixe Idee gehabt haben, dass sie in kürzester Zeit zwei Alben veröffentlichen könnten, das eine, "Rewind The Film", im letzten Jahr mit den eher getragenen, ruhigen und akustischen Stücken und nun "Futurology", das rockige und politische Gegenstück.
Was als Idee zunächst gut klingt, lässt jedoch die Qualität der Songs ein wenig scheitern. "Futurology" ist kein zweites "The Holy Bible" geworden (Glam- und Krautrock-Einflüsse stehen leider neben Disco-Ausflügen, zahlreichen Synthie- und sogar Harfenklängen) und hat wie der Vorgänger zwar einige gute Titel (etwa "The Next Jet To Leave Moscow" und "Europa geht durch mich") zu bieten, wartet aber auch mit Lückenfüllern auf. Die instrumentalen "Dreaming A City (Hugheskova)" und "Mayakovsky" sind als Konglomerat aus Spaghetti Western, Sci-Fi Sounds und Gitarren-Soli eher fürchterlich als ambitioniert. Was bei Muse noch irgendwie funktioniert, geht hier leider völlig daneben.
So wären "Futurology", das erneut mit einigen Gastauftritten gespickt ist (neben der bereits erwähnten Nina Hoss wären dies die walisischen Künstler Cate Le Bon, Cian Ciaran, Georgia Ruth und Green Gartside), und "Rewind The Film" zusammen ein starkes, abwechslungsreiches und bunt schillerndes Album geworden.
Der Musikexpress sieht/hört es ähnlich und vergibt nur 2 Sterne:
War der Vorgänger still und introvertiert, ist das neue Werk wieder eine politische Platte geworden. Sie bedient jene Manics-Fans, die die Band gerne Dinge wie „Let’s Go To War“ singen hören. Seinen Titel trägt das Album übrigens zu Unrecht: Als „futuristisch“ wären die leblosen Synthies und Beats, die fast jeden Song ruinieren, nicht einmal in den Achtzigern durchgegangen.
Und was der oft so brillante James Dean Bradfield bei „Mayakovsky“ an der Gitarre aufführt, geht auf keine Kuhhaut. „Europa Geht Durch Mich“ ist dann ein Song für all jene, die gerne einmal Nina Hoss’ Theaterdeutsch auf einer Platte der Manic Street Preachers hören wollten – sprich: für niemanden. Viel besser passt die Stimme von Scritti Polit- tis Green Gartside zu „Between The Clock And The Bed“. Neben dem Titeltrack und dem packenden „The Next Jet To Leave Moscow“ zählt er zu den wenigen Songs, die man mehr als einmal hören möchte. Macht aber nichts. Nächstes Mal sind die Manics vielleicht wieder in Höchstform.
Im englischsprachigen Raum wird "Futurology" wesentlich wohlwollender bis hin zu begeistert aufgenommen. Metacritic weist aktuell bei 12 berücksichtigten Kritiken einen Schnitt von 80/100 Punkten auf:
The album was recorded in Berlin and the dark pulse of that Krautrock influence gives the songs a steely sleekness of purpose (and real cohesion), while the band layer a vigorous variety of sounds and tempos on top to keep things interesting. (The Telegraph)
Every track is quite full of life and holds no lack of energy that characterizes good, classic British rock ‘n’ roll. (musicOMH)
Futurology never feels like a pastiche, and sounds unmistakably like the Manic Street Preachers while sounding unlike any other album they've made. (The Guardian)
7 Punkte
AntwortenLöschenIch hatte beim Vorgänger letztes Jahr bereits befürchtet, dass die beiden Platten zusammen ein richtig gutes Album hätten ergeben können. "Rewind The Film" ist im direkten Vergleich etwas besser.
AntwortenLöschen6,5 Punkte