Blur sind wieder zurück, 8 Jahre nach ihrem letzten gemeinsamen Konzert. Aus einem Konzert in London wurden zwei, dann wurden nach und nach ...

The Waeve - The Waeve


Blur sind wieder zurück, 8 Jahre nach ihrem letzten gemeinsamen Konzert. Aus einem Konzert in London wurden zwei, dann wurden nach und nach sechs (Festival-)Auftritte vor und fünf nach diesem Termin bekannt gegeben. Deutschland ist aktuell nicht dabei.

Ob es nach „The Magic Whip“ (2015) auch neue Musik von Blur geben wird, ist bisher nicht durchgesickert. Irgendwo habe ich die Aussage von Dave Rowntree gelesen, dass dies wohl maßgeblich an der Entscheidung von Graham Coxon liegen soll. 

Aktuell legt Coxon, dessen Produktivität sich durchaus mit der von Damon Albarn messen kann, nach zahlreichen Solo-Alben, Kooperationen und dem Nebenprojekt/der Supergruppe The Jaded Hearts Club (u.a. mit Matt Bellamy und Miles Kane) das Ergebnis eines weiteren Projektes vor: The Waeve.

Gemeinsam mit der Sängerin Rose Elinor Dougall, die früher Mitglied bei The Pipettes war und drei Soloalben veröffentlicht hat, veröffentlichte er im letzten April den Track „Here Comes The Waeve“, dem später noch „Something Pretty“ und „Can I Call You“ folgen sollten. Auf das ebenfalls „The Waeve“ betitelte Debütalbum nahm das Duo jedoch nur die letzte Single. Material scheinen die beiden Musiker also ausreichend zu haben, denn neben diesen 10 Songs, von denen die Hälfte die 5-Minuten-Marke locker durchbricht, konnten sie noch 4 weitere für eine bei Rough Trade 
exklusive EP bereit stellen.

„Everything goes“ war möglicherweise das Motto für das von James Ford (Arctic Monkeys, Florence and The Machine, Foals, HAIM) produzierte Album: Graham Coxon greift gern einmal zum Saxophon, einem der ersten Instrumente, das er in den 80ern erlernte, oder zur Cister, einem mittelalterlichen Zupfinstrument, Rose Elinor Dougall spielt Piano oder einen modularen ARP 2000-Synthesizer, den Gesang teilen sich beide und The Elysian Quartet sorgte bei 6 Liedern für die Streicher-Untermalung. The Waeve experimentieren auf ihrem Debüt mit Avantgarde, Folkrock, Kammerpop, Krautrock, Dreampop sowie Prog-Rock und finden manchmal dabei einfach kein Ende. So unterschiedliche Künstler wie Talk Talk, King Crimson, Van der Graafsche Generator, Broadcast oder Penguin Cafe Orchestra werden als Einflüsse für das Album genannt.

„The Waeve“ ist als CD, Kassette und LP (black oder green Vinyl) erhältlich.


Der Album-Opener „Can I Call You“ schwebt zunächst dank Dougalls nachtschattiger Vocals im Dream-Pop-Himmel, nach zwei Minuten ein Break, der Motorik-Beat dreht auf, Coxon singt und holt neben der Fender Telecaster auch sein Saxofon raus.
So teilen sich die beiden zehn Songs, mal schnappt er sich das Mikro, mal sie, mal im Duett. Ein eklektischer Trip durch Power Pop, New Wave, Dream Pop, Kraut und Folk mit viel Saxofonheulen, Gitarrenplärren und Streicherdrama. Leider, so muss man sagen, hat das Duo die Mangelware ans Ende gekehrt und pro Song in Folge eine Schippe Cheesyness draufgeschaufelt: Im letzten Album-Drittel trödelt es allzu ermüdend vor sich hin. Bleibt uns die abenteuerliche Energie der übrigen zwei Drittel, und das ist ja auch viel wert.


 


Da ist „Over And Over“, eine impressionistische Ballade, die wehmütig und detailversessen auch Platz für ein bisschen Bar-Jazz hat. Da ist das somnambule „Sleepwalking“, durch das ein Echo von Taylor Swifts „Shake It Off“ hallt. Da ist das symphonisch inszenierte Mini-Epos „Drowning“, das mit Xylofon-Arpeggios, dezenten Dissonanzen, Bläserakzenten und Minimal-Music-Anspielungen spielt und sich über einem ungeraden Beat ausbreitet, der ganz kurz zum Walzer wird. Und da ist „Someone Up There“, das zackig den New Wave der 80er-Jahre verarbeitet.





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