Sowohl das noch unter dem ursprünglichen Bandnamen Kunek veröffentlichte „Flight Of The Flyns“ (2006) als auch das selbstbetitelte Debütalbum (2009) als Other Lives liefen noch größtenteils unbemerkt von der Öffentlichkeit. Dies änderte es sich erst mit „Tamer Animals“, das nicht nur die Serie erster kleinerer Chart-Erfolge anstoßen sondern auch bei Platten vor Gericht mit 8,500 Punkten bis auf Platz 2 der Charts 2011 klettern konnte. „Rituals“ (2015) war ein kleiner Durchhänger (7,000 Punkte und unter „ferner liefen“ platziert), aber auf „For Their Love“ (2020) zeigten sich Other Lives wieder in voller Pracht, so dass den Plattenrichtern 8,125 Punkte und Platz 3 angemessen erschienen.
Mittlerweile sind weitere fünf Jahre ins Land gegangen, in denen die Fünf an ihrem fünften Studioalbum arbeiteten, das den passenden Titel „Volume V“ trägt. Und möglicherweise erreichen die Eheleute Jesse und Kim Tabish mit ihren Bandkollegen Jonathon Mooney, Josh Onstott und Danny Reisch damit neue bandinterne Höchstwerte hinsichtlich der Kategorien „Opulenz“, „Kitsch“, „Drama“ und „Pathos“. Aufgenommen wurde das Album in einer ehemaligen Kirche und heutigem Museum in ihrer Heimat Stillwater in Oklahoma - ein passender Ort für diesen pastoralen, melancholischen Baroque Pop und orchestralen, cineastischen Folkrock.
„Volume V“ bietet 8 Songs sowie zwei instrumentale Stücke, überrascht aber mit einer Kürze von unter 32 Minuten. Freunde von Ennio Morricone, Mercury Rev und The Flaming Lips sollten sich die CD oder LP (Black Vinyl, Transparent Vinyl) anhören und vielleicht zücken ja auch die Plattenrichter wieder Höchstnoten.
Dass "Volume V" die 30-Minuten-Grenze nur denkbar knapp überschreitet, tut dem Album gut. Ob die emotionale Wirkung des Dauer-Pathos noch wesentlich länger funktioniert hätte, darf bezweifelt werden. So aber rundet "The wake", mit Akustikgitarre, Tamburin und Mundharmonika vergleichsweise dezent instrumentiert, eine dieser seltenen LPs ab, bei denen man inexistente Ecken und Kanten nicht vermisst. Im Gegenteil, man freut sich über den Kokon, in den Other Lives einen eine halbe Stunde lang hüllen, einen Kokon der vermeintlich Banales wie Sakrales erscheinen lässt. (…) Other Lives jedenfalls bleiben glücklicherweise ganz sie selbst.
So schlicht der Albumtitel wirken mag, so überschwänglich ist die Musik dahinter. Mit Streichern, Bläsern und klassischen Folk-Instrumenten legen Other Lives eine weiche Decke über die Szenerien, die sie besingen.Jeder einzelne Song trägt in seiner sanften Großmut den Anspruch, eine Breitbild-Naturaufnahme eines Blockbusters zu untermalen. Auf eine gute Weise.Den Gesang teilen sich die Eheleute Jesse Tabish und Kim Tabish fair auf, die Melodien schwingen dabei im Referenzraum von Arcade Fire über The National bis zu Of Monsters And Men. Wenn auch nur eine dieser Bands bei euch auf Heavy Rotation läuft, ist dieses Album ein absolutes Jahreshighlight.
0 Comments