Der Veröffentlichungstermin von " What Did You Expect From The Vaccines? " wurde um eine Woche nach vorne geschoben, vermutlich, w...

The Strokes - Angles



















Der Veröffentlichungstermin von "What Did You Expect From The Vaccines?" wurde um eine Woche nach vorne geschoben, vermutlich, weil die Plattenfirmen es den heutigen Plattenkäufern nicht mehr zutrauen, zwei Alben aus nahezu deckungsgleichen Genren an einem Tag käuflich zu erwerben. Das Album, welches den Vaccines möglicherweise weniger Käufer und eine schlechtere Chartplatzierung beschert hätte, ist "Angles" von The Strokes.

Nach fast 5 Jahren und einem kleinen Stapel an überflüssigen Solo- und Nebenprojekten erblickt eine neue Platte von Julian Casablancas, Nick Valensi, Albert Hammond Jr., Nikolai Fraiture und Fabrizio Moretti das Licht der Welt, an der das Quintett zwei Jahre gemeinsam arbeitete. Dabei ist das Wörtchen "gemeinsam" das entscheidende, denn erstmals brachten sich alle Strokes nahezu gleichermaßen mit ein, nachdem sich zuvor größtenteils Casablancas und Hammond für Songs und Sounds verantwortlich zeichneten. Hammond erklärt daher auch den Titel "Angles" so: "It's what the record sounds like. It comes from five different people."

"Angles" kann sicherlich, dafür steht neben der Single "Under Cover Of Darkness" noch "Gratisfaction", am ehesten mit "Is This It" verglichen werden, darf aber nicht als Rückschritt verstanden werden, denn dafür gibt es zu viele Neuerungen. Ob diese, wie etwa den Reggae-Einschlag im Opener "Machu Picchu", aber von allen als gelungen bezeichnet werden, ist zu bezweifeln.
Die Gitarren quengeln zwar wieder, sind aber weniger ruppig und brachial als noch auf "First Impressions Of Earth", dazu gibt es jedoch dezente Disco-Beats, die einen an Phoenix denken lassen. Plötzlich erklingen sogar Synthiesounds ("Games") und irgendwo im Inneren hört man plötzlich "You Might Think" von The Cars erklingen ("Two Kinds Of Happiness"). Bei "You're So Right", dem experimentellsten und für mich stärksten Song auf dem Album, wird Casablancas Stimme zu elektronisch wirkenden Beats verzerrt, so dass man eher an Radiohead als an The Strokes denken muss. Das Tempo der Songs wird variiert und bei "Call Me Back" so weit herunter gefahren, dass man schon fast von einer Ballade sprechen könnte.
Die Platte ist nach nur 10 Titeln in 34 Minuten schon wieder vorbei, aber das scheint im Moment ja angesagt zu sein.





Aber die Strokes wollten es nochmal wissen. Nur: was eigentlich? Ob sie noch rocken können? Können sie. Ob sie den Rock'n'Roll nochmal rumreißen können? Können sie nicht. Ob sie 2011 noch eine Berechtigung haben? Haben sie vielleicht. Aber nur, wenn man akzeptiert, dass lässige, furchtlose, zähnefletschende Rockbands älter und gesetzter werden, eigentlich abdanken sollten, aber dennoch weitermachen, weil man ja nichts anderes gelernt hat. Oder weil's bequem ist. R.E.M. sind ein gutes Beispiel für so eine Entwicklung. AC/DC auch. Bringt man diesen Gedanken hinter sich, kann man sich den neuen Songs zuwenden. Und die sind zum großen Teil gut: das handkantenschlagartige "You're So Right", die Stones/Thin-Lizzy-Hommage "Gratisfaction", die vielschichtige Pop-Hymne "Taken For A Fool" oder die grandiose Verbeugung vor dem Siebziger-Jahre-Softrock und deren intellektuellsten Vertretern Steely Dan: "Life Is Simple In The Moonlight". "Two Kinds Of Happiness" kratzt zu sehr am U2-Bombast, um cool zu sein, "Games" biedert sich albern an den Achtziger-Jahre-Trend an, "Machu Picchu" ist nur lustig, weil nach fünf Jahren niemand mit einem entspannten Reggae als Opener gerechnet hat. Ja, entspannt sind sie, die Strokes, nachdem der divenhafte Sänger Julian Casablancas entmachtet und erst zum Singen ins Studio geladen wurde, als alles schon fertig war. Das Resultat ist ein angenehm transparent produziertes, vielseitiges, unterhaltsames Rockalbum, das nicht weiter auffällt und gewiss keinem wehtut. Finden Sie den Fehler?
(spiegel.de)

6 Kommentare:

  1. Zwischen super catchy Indie-POP und nervigem Electrospielereigenöhle bleibt bei mir am ende leider nur ein 5:5 Unentschieden. Da die 5 tollen Songs aber besser sind als die 5 nervigen schlecht, gibt es

    6,5

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  2. Das Album lässt einen ein wenig zwiespältig zurück, aber 7 Punkte sind drin.

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  3. Aha, ein weiteres Album der Strokes. Braucht man nicht, stört aber auch nicht. 5,5 Punkte

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  4. Weil ich die Strokes sehr mag, gut gemeinte 6 Punkte. Auch mit der Distanz von einigen Monaten seit den ersten Versuchen, sie mir schönzuhören, mag das nicht gelingen.

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  5. Zwiespältig passt als Beschreibung.

    -6,5- Punkte

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