Wer dachte, er hätte bereits alle Gesichter und Facetten von Gemma Ray gesehen bzw. gehört, der sieht sich Dank „Gemma Ray & The Death ...

Gemma Ray - Gemma Ray & The Death Bell Gang


Wer dachte, er hätte bereits alle Gesichter und Facetten von Gemma Ray gesehen bzw. gehört, der sieht sich Dank „Gemma Ray & The Death Bell Gang“ eines Besseren belehrt. 

Ein wenig erinnert mich „Gemma Ray & The Death Bell Gang“ an die Entwicklung von Low, nachdem sie auf den Produzenten BJ Burton trafen und deren Slowcore einmal durch den elektronischen Hexler jagten. Die Fragmentierung ihres Sounds nahm für Alan Sparhawk und seine leider im letzten Jahr verstorbene Frau Mimi Parker von „Ones And Sixes“ (2015) über „Double Negatives“ (2018) bis „Hey What“ (2021) bekanntlich zu. 

Der Produzent, der sich mitverantwortlich für die Umwandlung von Gemma Rays Retro-Noir-Dreampop zeigt, trägt den Namen Ralf Goldkind und ist als Gründer von Lucilectric und als Produzent bekannt (Die Fantastischen Vier, Thomas D., Nina Hagen). Die britische Wahl-Berlinerin schaute im Tempelhof-Studio auf eine Tasse Tee bei ihrem Studionachbarn vorbei und daraus entwickelte sich ein 10 Song starker Trip durch dubbige Electronica, monotonen Krautrock, psychedelischen Space-Gospel und groovenden New Wave. Gemeinsam mit Gemma Ray (Gesang, Gitarre, Synthsizer) und Ralf Goldkind (Sounddesign, Bass, Flöre, Synthesizer) sorgten Andy Zammit (Schlagzeug) und Kristof Hahn (Lap-steel Gitarre) für den organischen Anteil dieses Soundexperiments. 

Gemma Ray & The Death Bell Gang“ ist in zwei unterschiedlichen Vinyl-Varianten erschienen: neben dem Eco-Mix Recyled Vinyl, bei dem man vorher nicht weiß, welche Farbmarmorierung einen erwartet, gibt es auch noch das auf 400 Exemplare weltweit limitierte Splatter Vinyl (black and yellow on clear Vinyl).


Aus manipulierten Orgel-, Gitarren- und Gesangsspuren und vor allem sehr viel Hall entsteht eine geisterhafte, verwehte Atmosphäre, die aber niemals zum Gothic-Mummenschanz verkommt.
In „Come Oblivion“ bittet Gemma Ray das Vergessen, sie in den Arm zu nehmen, und während die „Procession“ über den Friedhof schreitet, wartet man unweigerlich darauf, dass eine „Spiel mir das Lied vom Tod“- Mundharmonika vorbeischaut. So hat sich die Wahlberlinerin schlussendlich gar nicht so weit von ihren, zumeist in den Sixties verorteten Einflüssen entfernt, nur dass sie nun die ganz dunkle Seite des Jahrzehnts erforscht.


 


Im Auftakt, „No Love“, läutet dann auch tatsächlich gleich mal eine Totenglocke in die Pause hinein, die Gemma Ray setzt, nachdem sie „early warnings were clear“ gesungen hat. Ja, das hier ist durchaus schwerer Stoff. „No happy shit“ stand schließlich als Warnhinweis an der Studiowand. Also geht es gleich anschließend mit viel Uh-huh zur „Procession“, während der paranoide Electro-Gospel „I Am Not Who I Am“ und der kleine Fuzz-Albtraum „All These Things“ die Schraube später noch etwas fester ziehen.

3 Kommentare:

  1. Gefällt mir auf dem Niveau von "The exodus suite" besser als ihre anderen Alben. 7 Punkte.

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  2. Ich schwanke zwischen 6,5 und 7 - lande vorerst aber auch bei 7 Punkten.

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  3. Recht experimentell und mutig. Ebenfalls 7 Punkte

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