Mit ihrem letzten Album „ Sun “ erreichte Cat Power erstmals die Top Ten der USA und möglicherweise ist mit gestiegene...

Cat Power - Wanderer



















Mit ihrem letzten Album „Sun“ erreichte Cat Power erstmals die Top Ten der USA und möglicherweise ist mit gestiegenen Erwartungen auch nach 7 gemeinsamen Alben der Split zwischen Chan Marshall und ihrem langjährigen Label Matador Records zu erklären. „Wir brauchen Hits!“ und „Hör’ dir einmal Adele an!“ und „Nimm die Platte noch einmal neu auf!“ sollen Vertreter ihrer Plattenfirma von ihr gefordert haben. Mit dem Ergebnis, dass „Wanderer“ nun so, wie es Cat Power gedacht hat, erschienen ist - aber bei Domino Records. 

Die 12 Folk-/Americana-Songs setzen größtenteils nur auf akustische Gitarre, Piano und Percussion und sind so intim und ruhig geraten, wie selten zuvor in Marshalls Karriere und somit eine bewusste Abkehr vom Sound des Vorgängers „Sun“. Das Duett mit der kaum zu hörenden Lana Del Rey auf „Woman“ und die Coverversion eines Rihanna-Songs („Stay“) hätte es gar nicht bedurft, genau so wenig wie die Zurückweisung durch ihr Ex-Label.


Die Lieder dieser Wandersfrau könnte man sich auch am Lagerfeuer zum Trost vorspielen, sie haben, auch ohne viel Produktionsaufwand, Sound-Spielereien oder aufdringliche Refrains, die suggestive, magische Kraft. Jeder dieser subtil zupackenden, an Blues und Appalachen-Folk geschulten Songs könnte zum Abspann der dramatischsten Episode einer Lieblingsserie auf Netflix oder HBO laufen - wenn man, noch ganz bewegt, dem Geschehen nachsinnst. Es sind disparate Songs, die man zumeist von Männern kennt, Bill Callahan, Nick Cave, Will Oldham fallen einem ein, aber weil Chan Marshall eine Frau ist, fehlt ihnen das Pathos. Sie kommen gut ohne aus.
(Spiegel)




Nach sechs Jahren Wartezeit schreibt „Wanderer“, eine impressionistische Folk-Blues-Platte, diese Entwicklung nun fort. Das Album erzählt von einer Reise, oder besser es erzählt von der Erinnerung an eine Flucht. Zu dritt: Mann und Frau und Jesus. Romantisch und amerikanisch wie bei ­Bruce Springsteen steht irgendwann am Straßenrand die Tragödie und hält den Daumen raus. Die Lieder erzählen von Täuschungen und Trennungen, von Wehmut und Weltschmerz, von Herkunft und der Weite des Horizonts. Die Erzählung, der Drift, der Hauch der Stimme treiben sie voran, die Instrumente illustrieren/orches­trieren sachte und minimalistisch, tupfen, stricheln, rauen auf.
(Rolling Stone)




Viel stärker ist Marshall ohne Schützenhilfe aus der Superstarliga, zum Beispiel in minimalistisch-bluesigen Cat-Power-Standards wie „You Get“, „Me Voy“ und „Black“, das so nahe am rohen Schlafzimmersound der frühen Marshall ist wie lange nichts. Im kargen Pianostück „In Your Face“ tap-tappen die Percussions, als renne jemand über blankes Parkett: ein intimes Setting für einen schwer verdaulichen Song.
Vom letzten Album SUN, Marshalls Versuch, ihren Songwritersound mit Synthesizern zu transzendieren, ist wenig geblieben, nur am „Horizon“ flirrt es noch elektronisch. Wie man liest, ist Marshalls Leben noch immer Licht und Schatten: Während WANDERER entstand, brachte sie ein Kind zur Welt und eine Freundin unter die Erde. Und so wird auch der beinahe hoffnungsfrohe „Wanderer“ am Schluss in einer Moll-Reprise zurückkehren, seines Zieles ungewisser als am Anfang: „Same as wanderer, I’ll be wondering.“
(musikexpress)




Cat Power in Deutschland:
28.10. Berlin, Astra Kulturhaus




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