ClickClickDecker - Wir waren schon immer da


Der Fehler mit KlickClickDecker vor zwei Tagen hat unseren Praktikanten Gem Ini etwas gewurmt, so dass „Wir waren schon immer da“ die dritte seiner vier deutschen Plattenvorstellungen ist. Und diese stammt selbstverständlich von ClickClickDecker


Die Vermessung des Lebens nach 40: ClickClickDecker sind auf Wir waren schon immer da ehrlich und unaufgeregt zurück.

1. Der Ersteindruck (Der Teaser/Hook)

Nach sechs Jahren Funkstille melden sich ClickClickDecker zurück und tun das, was der Titel verspricht: Sie klingen, als wären sie nie weggewesen. Wir waren schon immer da ist ein lyrisch kluges und musikalisch unaufgeregtes Wohlfühlgefühl von 30 Minuten, das die innere Auseinandersetzung mit dem Älterwerden und dem Alltag feiert.

2. Sound, Produktion & Genre-Einordnung

Musikalisch kehrt das Trio um Kevin Hamann zu seinen Wurzeln zurück. Die kleinen Sound-Experimente früherer Alben wurden beiseitegelegt, zugunsten eines reduzierten, ehrlichen Indie/Singer-Songwriter-Pops. Die Arrangements sind minimalistisch, aber emotional maximiert: Akustikgitarre, Piano und zurückhaltende Schlagzeug-Beats erzeugen eine verträumte, fast nostalgische Atmosphäre. Die Produktion auf Audiolith ist bewusst direkt, um Hamanns Stimme und die Texte in den Vordergrund zu stellen.
ClickClickDecker operieren an der Schnittstelle von Liedermacher-Tradition und Indie-Pop. Sie sind Teil einer Hamburger Schule-nahen, aber eigenständigen Bewegung. Ihre Musik ist ein charmant-kauziges Einnorden der alltäglichen Koordinaten, vergleichbar mit der lyrischen Tiefe von Kettcar oder der lässigen Melancholie von Olli Schulz.

3. Die Thematische Welt (Texte & Inhalt)

Das zentrale Thema des Albums ist die Auseinandersetzung mit den "Baustellen" des Lebens ab Vierzig: verpasste Chancen, zerbrochene Pläne, die Erkenntnis, dass Umwege nicht gleich Scheitern bedeuten. Es geht um inneres Wachstum, Selbstzweifel und die Akzeptanz der eigenen Fehler. Hamanns Texte sind dabei ein ständiger Bewusstseinsstrom – verschlungen, voller Metaphern und doch entwaffnend ehrlich.
Die Sprache ist die bekannte spielerische Wortakrobatik, die mal nüchtern, mal passiv-aufdringlich die Hürden des Alltags verarbeitet. Der Titelsong selbst, "Trampelpfad", und die Zeile aus "Baustellen umfahren" ("Auch noch nach 45 Jahren / Hier in Baustellen fahren / Nur um Baustellen zu umfahren") fassen die konstanten Kämpfe mit den Hürden des Daseins perfekt zusammen.


  


4. Die Höhe- und Tiefpunkte (Tracks im Detail)

Der Opener "Am Ende" ist ein sofortiges "Heimspiel" und braucht nur 90 Sekunden, um das typische ClickClickDecker-Wohlfühlgefühl zu entfachen – ein echter Mitsing-Moment. "Bedürfnismonsta" konkludiert mit der trotzigen Erkenntnis: "Aufgeben? Keine Option!", während "Die permanente Gleichzeitigkeit der Dinge" Text und Struktur wunderbar vereint.
Ein schwächerer Moment ist kaum auszumachen, da das Album eine beeindruckende, gleichbleibende Qualität und Intensität aufweist. Das sehr kurze "Feststellen" am Ende wirkt eher wie eine knappe Coda, welche die Melancholie des Albums nicht auflöst, sondern sanft ausklingen lässt.


 


5. Das Künstlerische Wachstum (Die Einordnung)

Wir waren schon immer da ist kein revolutionärer Schritt, sondern vielmehr eine emotionale Rückbesinnung auf die Stärken der Band. Es beweist, dass ClickClickDecker keine Gimmicks oder Trends benötigen, um relevant zu sein – nur schonungslose Ehrlichkeit. Dieses Album ist der Soundtrack zum "Abrieb des Lebens", den Hamann mit einer neuen, sanften Gelassenheit besingt. Es ist ein wertvoller Ankerpunkt in unsicheren Zeiten und für die Fans eine zeitlose Schönheit.

6. Das Fazit (Zentrale Aussage)

Ein phantastisches, lyrisch kluges und musikalisch unaufgeregtes Werk. Wir waren schon immer da ist ein großer Trostspender, der beweist, dass die Band zu Recht so lange eine treue Anhängerschaft besitzt. Ein Album voller Liebe in den kleinsten Details und ein klares Statement für den ehrlichen Indie-Songwriter-Pop.

7. Vinyl Editionen

Das Label Audiolith hat eine limitierte Auflage des Albums auf pinkfarbenem Vinyl angeboten. Diese Version wird oft im Bundle mit Merch (wie einem Jutebeutel) verkauft und ist für Sammler relevant. Die schwarze Vinyl-Version ist die reguläre Auflage.

Bewertungs-Matrix (Konsistentes Rating)


 
 


ClickClickDecker waren schon immer da, aber ob Kevin Hamann, Oliver Stangl und Sebastian Cleemann auch in Zukunft da sein werden, steht noch in den Sternen. Wo ClickClickDecker auch schon waren: In den deutschen Charts. "Ich glaub dir gar nichts und irgendwie doch alles" stand 2014 für eine Woche auf Platz 100! Die vier in deiner Reihe vorgestellten Alben haben es übrigens alle nicht in die Albumcharts geschafft, um so wichtiger und richtiger, dass du sie uns hier vorgestellt hast, Gem Ini. 

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