9 von 10 Punkten gab es von mir für den Vorgänger „For The First Time“. Also zumindest in der Unterkategorie „Nervigkeit“.
Da wird „Ants From Up There“ nicht mithalten können: Das Saxofon trötet nur noch gelegentlich vor sich hin, so dass die sichere Annahme, dass dessen Bläser eigentlich nur in der Band ist, weil er ein unfassbar netter Kerl und zudem Besitzer des Proberaums ist, beginnt zu bröckeln. Zudem wurde die Anzahl der unvermittelten Klezmer-Jazz-Avantgarde-Postrock-was-weiß-denn-ich-Stilsprünge reduziert. Die Lieder neigen immer noch zur Überlänge - allein die letzten drei Songs dauern über sieben, neun bzw. zwölf Minuten - sind aber größtenteils deutlich prägnanter, harmonischer und sogar eingängiger geraten. Viel war von einer Arcade Fire-Obsession der Band zu lesen. Noch besser ist: Sprecher Isaac Wood hat mittlerweile seine Singstimme gefunden. Am besten: Diese klingt teilweise nach Neil Hannon („Chaos Space Marine“, „Bread Song“) oder Jarvis Cocker („The Place Where He Inserted the Blade“).
Aber wie viel Pech kann eine Band mit ihren Sängern haben? Vom Frontmann der Vorläufer Band musste man sich nach Vorwürfen über sexuelle Übergriffe trennen, dann benannte man sich in Black Country, New Road um und Gitarrist Wood übernahm auch diese Rolle. Nun verkündete Isaac Wood, vier Tage vor Veröffentlichung des zweiten Albums, aus gesundheitlichen Gründen seinen Ausstieg aus der Band. Bassist Tyler Hyde wird als nächster Sänger gehandelt…
„Ants From Up There“ ist als CD, Kassette und LP erschienen. Die limitierten Auflagen der Schallplatte haben folgende Spezifiaktionen zu bieten: Double blue marbled 140g vinyl, negative effect artworked gatefold sleeve, white paper inner sleeves and 20 page lyric booklet and sticker bzw. Collectors bronze double LP with Napura Madera teak wood effect wrap and vinyl sticker, black inner sleeves, 20 page lyric booklet and sticker.
Wähnt man sich in „Chaos Space Maschine“ zunächst auf dem Jahrmarkt, treibt das ekstatisch aufspielende Saloonpiano alles in Richtung des opulenten, vielstimmigen Refrains. Die Taktarten verschieben sich rascher als die Figuren beim Schnellschach. (…)Ja, es sind noch immer hakenschlagende, von Ideen übersprudelnde Lieder. Doch die frühere Experimentierfreude wird in geordnetere Strukturen überführt. Die verkopfte Schroffheit von einst durch Gefühl ersetzt. Das kratzende Lärmen hält sich zurück. Alles wirkt gesetzter, organischer und harmonischer. (…)„Concorde“ verzückt mit seinen melodiösen Gitarrenlicks. „Bread Song“ ist eine fiebrige Ballade, in der Wood mit seinem zittrigen Sprechgesang zu einem sinfonischen Arrangement darüber sinniert, keinen Toast mehr im Bett essen zu dürfen („This place is not for any man / Nor particles of bread“). Da spürt man glatt die Krümel auf der Haut und das Kribbeln darunter.Beinahe radiotauglich klingt „Good Will Hunting“, das über gefällige Harmonie das Schicksal einer Person mit „Billie-Eilish-Style“ verhandelt, die nach Berlin zieht, um etwas zum Festhalten zu finden. Klingt durchaus vertraut. „Haldern“ beginnt dagegen mit einer kleinen Jazz-Meditation und löst sich in einem Stakkato aus Pianogeklöppel und Hitchcock-Geigen auf. Das Ideen-Füllhorn wird von einem zum anderen gereicht. Die Aggregatzustände wechseln von Tiefenentspannung zur Panikattacke. Von demonstrativer Fragilität zur Zerstörungswut.
Nachdem ich dem Vorgänger zum Glück ein wenig Zeit gegeben habe und dieser dann bei 8 Punkten landete, brauche ich beim neuen Album eigentlich keine Woche, um zu sagen:
AntwortenLöschen10 Punkte
Anstrengend, verdammt anstrengend.
AntwortenLöschen4,5
Schade, dass sie diesen Sänger verlieren. Schade, dass sie die übertriebenen Songlängen und das überflüssige Rumgedudel noch haben. 6,5 Punkte
AntwortenLöschen8 Punkte. Eher mehr.
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