Vielleicht liegt es daran, dass „With Love And Squalor“, das Debütalbum von We Are Scientists, dieses Jahr seinen 20. Geburtstag feiert und das Duo dieses zuletzt live auch vollständig aufführte, dass Keith Murray und Chris Cain einen wehmütigen Blick zurück warfen, der ihr neues Studioalbum textlich und musikalisch beeinflusste.
So entstand beispielsweise der Text zu „Dead Letters“, nachdem Keith Murray alte Korrespondenzen mit vergessenen Freund*innen und Weggefährt*innen aus den Anfangstagen der Band durchging und sich an Menschen erinnerte, die damals Teil seines Alltags waren, an die er seit Jahren aber nicht mehr gedacht hatte. So überwiegen auf „Qualifiying Miles“ auch eher die melancholischen Töne, die den nostalgischen Alternative Rock der 90er Jahre hoch leben lassen und gelegentlich an Nada Surf, Weezer oder R.E.M. erinnern.
„Qualifiying Miles“ isr das mittlerweile neunte Studioalbum der We Are Scientists, es bietet 12 Songs in knapp 43 Minuten und wurde über das deutsche Label Grönland Records als CD, Kassette und LP (Pink, Blue and Yellow Splatter on Clear Vinyl, Red/Pink Smash Vinyl) veröffentlicht.
Live ist das höchst unterhaltsame Duo immer sehenswert:
04.11.25 München, Strom
05.11.25 Erlangen, E-Werk
07.11.25 Dresden, Beatpol
09.11.25 Mainz, Schon Schön
Der Druck, der Perfektionismus, das Denken an die geschäftlichen Dinge rund um den Release wichen dem simplen Songschreiben und dem gemeinsamen Jammen. Diesen Vibe tragen sowohl die schlaue, tanzbare Single "Please don't say it" also auch das beinahe Weezer-eske "The big one"auf der befreiten Brust, während "The same mistakes" seine Melodie nur zu gern in dezentes Synthie-Gewand kleidet. Und so überzeugt "Qualifiying miles" nicht zuletzt durch Abwechslung. Und, sagten wir das schon? Durch Melancholie.
Mit dem weiter ausholenden „A Prelude To What“ etablieren Keith Murray und Chris Cain diese Stimmungslage für ihr neuntes Album vom Start weg, um sie dann weiter aufzufächern.Etwa wenn Murray im halb akustischen Waltz „Dead Letters“ halbwegs ratlos alte Korrespondenzen sichtet. Klang so nicht schon die bessere Hälfte der Neunziger? Wenn amtliche Gitarren einer erhöhten Pop-Sensibilität nicht im Wege stehen, schon. Nur mit „Indie“ kann man das nicht mehr stempeln. Oder doch wieder?
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