Außerhalb seiner irischen Heimat scheint Fionn Regan ein Geheimtipp zu bleiben. Schon im benachbarten Königreich schwindet sein Ruhm deutlich, wie Platz 123 für sein Debütalbum „The End Of History“ (2006) deutlich belegt. Da hat es auch wenig geholfen, dass Bon Iver ihn auf seinem Album „22, A Million“ sampelte, der Schauspieler Rhys Ifans sich Lyrics („Be Good Or Be Gone“) von ihm auf dem Arm verewigen ließ und sich Ellie Goulding oder Andrea Corr als Fans von ihm outeten.
Zumindest die Kritiker wissen den 38-jährigen Iren zu schätzen, denn schließlich war er bereits für zahlreiche Preise nominiert (Meteor Music Award, Choice Music Prize, Mercury Music Pricze, Shortlist Prize) und auch sein neues, mittlerweile sechstes Album erhielt gute Reviews.
„Cala“ entstand, wie auch das Debütalbum, in Fionn Regans Haus in Bray, einem Küstenstädtchen unweit von Dublin, wurde von ihm im Alleingang eingespielt, setzt größtenteils auf verhaltenen Gesang, Akustikgitarre sowie dezente Percussion-, Elektronik- und Piano-Untermalung, schreibt Melancholie groß, wurde letzten Freitag veröffentlicht und ist Freunden von José González, Bon Iver, William Fitzsimmons und Charlie Cunningham zu empfehlen.
Erst bei mehrmaligem Hören eröffnen sich kleine Nuancen, und man beginnt zu verstehen, dass genau in dieser Ruhe die Attraktivität der Stücke liegt. Die ersten drei Songs "Collar of fur", "Head swim" und "Riverside Heights" lullen den Hörer mit ihren frohstimmenden Melodien, die sowohl an José González, als auch an Damien Jurado erinnern, ein, bevor mit "The ocean wave" der verträumte Ambient-Teil des Albums beginnt, der teilweise auch erstaunlich düstere Songs ("Glaciers") bietet. Der Titeltrack erinnert anfangs an The xx, öffnet sich dann allerdings gegen Ende in eine dichte Soundwand, deren einzelne Elemente nach und nach zu versickern scheinen. Der Closer "Under the waves / Tokyo" weckt zu Beginn Erinnerungen an Elliott Smiths "Independence day" und kurz darauf entfernt an die Zartheit von Sufjan Stevens' "Mystery of love", das Gitarrenspiel löst Regan zum Schluss in ein bedrohliches Brummen auf.
(Plattentests)
Der zunächst nur schwach wahrnehmbare, später eindringlicher werdende Gesang entwickelt sich von einer Art weiterem Instrument zum dominanten Faktor, die gemächliche Atmosphäre zwischen Folk, Pop und ein wenig Ambient-Leichtigkeit reißt ganz unvermittelt vom Hocker, wenn auch in aller Gemächlichkeit. Ähnliches gelingt „Glaciers“, dessen dezent schroffe Note mit fortlaufender Spieldauer an Intensität gewinnt und das unorthodoxe Beat-Konzept abermals befeuert.
Natürlich serviert der Ire dennoch ebenso klassiche Kost. Der Opener „Collar Of Fur“ serviert feinste Singer/Songwriter-Klänge, „Head Swim“ vertieft die folkige Ausprägung mit zusätzlichen Spuren und reduzierter Kauzigkeit – ein wenig an J Mascis‚ Solo-Balladen angelehnt – während „Brass Locket“ bewegende Leichtigkeit durch archetypische Pop-Schemata klopft. Im abschließenden „Under The Waves / Tokyo“ finden sämtliche Welten schließlich zusammen für ein losgelöstes Stück Musik der ungewohnten wie harmoniebedürftigen Sorte.
Wer Regans bisherigen Output mochte, wird auch „Cala“ lieben.
(beatblogger)
6,5 Punkte
AntwortenLöschenPlätschert etwas ereignisarm vor sich hin und strandet bei 6 Punkten.
AntwortenLöschen6 Punkte
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