Neulich beim A Summe’s Tale Festival hatte ich bis zuletzt gehofft, dass The Jeremy Days noch bestätigt werden würden, denn der Festivalveranstalter ist auch in „The Unlikely Return“ Tour involviert, welche die Band im kommenden November/Dezember in acht deutsche Städte führen wird. Leider gab es keinen Auftritt in der Lüneburger Heide, aber mit Enno Bunger war dann in der letzten Bandwelle noch ein Volltreffer dabei und der kurzfristige Ausfall von Dermot Kennedy wurde durch Kettcar weit mehr als nur gut ausgeglichen. So werde ich das Frankfurter Konzert der Jeremy Days, die ich vor 27 Jahren erstmals in Köln live sah, besuchen und nicht mehr traurig sein, dass ich im Januar nicht nach Hamburg zum „einmaligen“ Comeback-Auftritt fahren konnte.
Nachdem aus einem Konzert eine ganze Tournee wurde, fragte ich mich natürlich auch, ob es vielleicht auch neue Musik der Jeremy Days geben würde - um so überraschter war ich, als ich die Ankündigung eines neuen Soloalbums von Dirk Darmstaedter las.
Auf „Strange Companions“ hält uns Darmstaedter mit nur 10 Songs zwar etwas knapp, merzt im Gegenzug jedoch das einzige Manko des Vorgängers „Beautiful Criminals“ (13 Lieder; 2016) aus, denn das Album ist auch wieder als Langspielplatte erhältlich. Seit 1988 hat er zahlreiche Alben mit The Jeremy Days , unter dem Namen Me And Cassity oder in Zusammenarbeit mit Bernd Begemann veröffentlicht, aber „Strange Companions“ ist jetzt das dritte Album unter seinem eigenen Namen in Folge und gleich beim ersten Song, der Hamburg-Stadtteil-Ode „Wilhelmsburg“, stellt sich das klassische Darmstaedter-Gefühl ein, das man mit zeitlosem Gitarrenpop treffend beschreiben kann. Der Titelsong und „Thirty Seconds“ sind wieder einmal schwerlich aus den Gehörgängen zu bekommen, werden aber noch von „Don’t Want To Feel Like Myself Tonite“ übertroffen, das tatsächlich die Antwort auf die Frage „Kennst du einen guten Song, auf dem gepfiffen wird?“ gibt. „Love Will Find Me A Wheel“ lässt Bläser groß aufspielen, der Rock ’n‘ Roll-Song „Deborah“ ist sicherlich das Lieblingslied von Bernd Begemann und das abschließende „You Can Do Anything“ beschwört tatsächlich The Jeremy Days herauf, was die Vorfreude auf deren Konzert sowie die im nächsten Jahr folgende Solo-Tournee (Termine stehen noch nicht fest) noch einmal steigert.
Dirk Darmstaedters Musik auf „Strange Companions“ erinnert zeitweise immer häufiger an John Hiatt, nicht die schlechteste Reverenz. Und natürlich scheint auch der von Darmstaedter verehrte Lloyd Cole immer mal wieder durch, in „The Sea Bevor Us“ mit einem düsteren Unterton. Klassisches Singer-Songwritertum und Catchyness-Pop gelingt ihm in schönster Weise beim Titelsong „Strange Companions“. Ein aufmunterndes Pfeifen begleitet das durch seine Fröhlichkeit geprägte, ansteckende „Don’t Want To Feel Like Myself Tonite“, das vom sehnsüchtigen „Thirty Seconds“ abgelöst wird. Kein Song auf „Strange Companions“ fällt gegenüber den anderen qualitativ ab. Das flotte Rock’n’Roll-Stück „Deborah“ gefällt, das bläserverstärkte und majestätische „Love Will Find Me A Wheel“ sowieso und der abschließende, fast gespenstische Eighties-Indie-Rock bei „You Can Do Anything“ erst recht. Ja, so funktioniert sie, die intelligente Songwriter-Popmusik.
(Sounds And Books)
The Jeremy Days unterwegs:
22.11.19 München, Ampere
23.11.19 Berlin, Lido
24.11.19 Hamburg, Gruenspan
26.11.19 Hannover, Musikzentrum
27.11.19 Bochum, Zeche
29.11.19 Köln, Stollwerck
30.11.19 Frankfurt, Zoom
01.12.19 Stuttgart, Wizemann
6,5 Punkte Wegen seiner Stimme immer vertraut und nie "strange".
AntwortenLöschenDer ehemalige Wohnzimmergast erhält 8 Punkte
AntwortenLöschen6
AntwortenLöschen7 Punkte.
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