Mitte der 80er Jahre versuchte zahlreiche Musiker über ihre Texte oder Benefiz-Singles oder -Konzerte gesellschaftlich...

Latin Quarter - Pantomime Of Wealth




















Mitte der 80er Jahre versuchte zahlreiche Musiker über ihre Texte oder Benefiz-Singles oder -Konzerte gesellschaftlich noch etwas zu bewegen. 1984 gab es beispielsweise die Single „Do They Know It’s Christmas?“ von Band Aid, zu der Bob Geldorf, Midge Ure, Paul McCartney, David Bowie, Paul Weller, George Michael, Duran Duran u.v.a gehörten, im folgenden Jahr wurde der Kampf gegen die Hungersnot in Äthiopien mit den Live Aid Konzerten (Bob Dylan, Madonna, The Who, U2, Queen u.v.m.) in London und Philadelphia fortgesetzt. 

1986 fiel mir eine Band namens Latin Quarter erstmals auf, die sich in ihren Texten u.a. gegen Imperialismus, Rassismus, Nationalismus und Apartheid richtete. Ungewöhnlich war, dass den Schallplatten deutsche Übersetzungen der Texte, die von Mike Jones stammten, der jedoch nicht mit den anderen Musikern auf der Bühne stand, beilagen. Gleich drei Gesangsstimmen (Carol Douet, Yona Dunsford und Steve Skaith) und eine abwechslungsreiche Mischung aus Rock, Pop und Folk ließen die Alben „Modern Times“ (1086) und „Mick And Caroline“ (1987) mit zu den von mir meistgehörten Platten dieses Jahrzehnts werden.

Gerade in Deutschland waren Latin Quarter besonders beliebt, so dass es im Verlauf ihrer Karriere, die eine fast 14-jährige Ruhephase beinhaltet, häufig deutsche Labels waren, die Latin Quarter trotz schwindenden kommerziellen Erfolgs immer wieder beistanden. Seit einigen Jahren steht die Band, die gerade das vierte Album nach ihrer Wiedervereinigung veröffentlicht hat, bei dem kleinen Kölner Indie-Label Westpark Music unter Vertrag. 

Auf „Pantomime Of Wealth“ bleiben sich Latin Quarter musikalisch treu, auch wenn sich im Umfeld erneut einiges getan hat: Yona Dunsford, die viele der Songs gesanglich prägte,  gehört leider seit 2014 nicht mehr zum Line-Up, wurde aber durch Mary Carewe ersetzt, so dass, zumindest im Vergleich zum Vorgänger „The Imagination of Thieves“ (2016), wieder eine höhere stimmlich Varianz herrscht. Neben den politischen Texten (Korruption („Oh Mexico“),  Oligarchen („The Pantomime Of Wealth“), Terroranschläge („All I Could Do“)) darunter erneut zwei von Mike Jones, sind es nun häufiger eher private Themen, die Sänger und Haupt-Songschreiber Steve Skaith anspricht. 

Erfreulich ist, dass „Pantomime Of Wealth“ auf farbigem Vinyl erschienen ist, etwas traurig ist, dass Latin Quarter trotz eines Kölner Labels nicht wirklich in unserer Nähe auftreten. 
Das sind die restlichen Konzerttermine in Deutschland:

17.04.2018 Blankenburg / Altes E-Werk
18.04.2018 Hamburg / Downtown Bluesclub
19.04.2018 Hannover / Kulturzentrum Faust
20.04.2018 Bordesholm / Savoy-Kino
21.04.2018 Alfeld / Alfeld Rockt Café
22.04.2018 Elleben / Privatshow
23.04.2018 Dresden / Dreikönigskirche
25.04.2018 Küps / TECnet Club
26.04.2018 Freiburg / Schloß Café
27.04.2018 Stuttgart / Laboratorium
28.04.2018 Wolfach / Klausenbauernhof
29.04.2018 Marbach / Schlosskeller
30.04.2018 Hagen / Haus Waldfrieden


Geklammert ist das neue Werk der großen britischen PolitPopper in die so einprägsame wie treffende Zeile: "We are many, they are few", denn jene erklingt sowohl im eröffnenden Titelsong wie auch in der die knapp 40 Minuten klugen Pops abschließenden "Reprise". Das klassenkämpferische Unwohlsein mit dem Bestehenden wird dabei zunehmend lyrisch ausformuliert, ohne ins Beliebige abzugleiten - schade, dass die Leichtigkeit, mit der Steve Skaith & Co. Weltanschauung und Herzensdinge mit gleicher Tiefgründigkeit verhandeln, hierzulande recht selten ist. Musikalisch bleiben Latin Quarter berechenbar und bewegen sich - ohne Ausfälle, aber auch ohne jedes Experiment - auf konstant hohem Niveau, wobei ich den Weggang von Yona Dunsford (2015) noch immer nicht verwunden habe. Die neue Sängerin Mary Carewe (die man vielleicht von den schrecklichen "Adiemus"-Alben kennt) müht sich nach Kräften, aber... Zumindest Skaith erkennt man noch immer sofort.
(Westzeit)




3 Kommentare:

  1. Eigentlich schade, dass diese Band unbemerkt von der Öffentlichkeit weiter existiert.

    7 Punkte

    AntwortenLöschen
  2. Nicht ganz so stark wie der Vorgänger, aber diese Stimme könnte mir wahrscheinlich auch das Telefonbuch (gibt es so was noch?) vorsingen, und ich wäre zufrieden.

    7,5

    AntwortenLöschen