Nur weil das Plattencover mit der Plastik einer Hand so gut zur gestrigen Vorstellung von "Loom" (Fear Of Men) passt und nur weil das Video zu "Talk Is Cheap" so schön Peter Gabriel/Sledgehammer-mäßig ist, kommen wir heute zu Chet Faker.
Hinter dem Künstlernamen Chet faker steckt der Australier Nicholas James Murphy, der in seiner Heimat bereits einige Preise abräumen durfte und durch einen YouTube-Hit ("No Diggity"), seine erste EP "Thinking In Textures" (2012) und die Zusammenarbeit mit Flume auf "Drop The Game" bekannt wurde.
"Built On Glass" stellt sein Debütalbum dar und ist mit seiner Mischung aus Soul, Electronica, Downtempo und R'n'B leider so gar nicht mein Fall. Aber es gibt hier unter den Richtern ja Fans von James Blake und SOHN - man darf gespannt sein, was sie zu Chet Faker zu sagen haben.
Zunächst müssen andernorts lobende Worte für "Built On Glass" gefunden werden:
Jetzt wagt er sich an das Album – und macht eine gute Figur. Weil das Dutzend Songs, das er in einem alten Kühlhaus auf dem Melbourner Fleischmarkt aufgenommen hat, klassisch und doch modern, experimentierfreudig und arty, aber auch kommerziell anmutet.
Murphy schafft den Brückenschlag zwischen den Underground-Clubs, in denen er sein Hauptpublikum sieht, und dem Mainstream. Indem er einfach ganz er selbst ist. Das deutet sich im Opener „Release Your Problems“ an, der einen warmen Fender-Rhodes-Sound mit kratziger Raucherstimme garniert. Anschließend greift er auf Saxofon, Orgel, Handklat- schen und Gitarre zurück. Gleichzeitig aber auch auf verspielte Samples, Loops und Beats, die dieses Debüt um Klassen besser machen als das gehypte Werk von The Weeknd.
Und er glänzt nicht nur mit einem tollen Organ, das wirkt wie ein doppelter Espresso, sondern auch mit Texten der Marke „my happiness is some fucking kind of mess“ (aus „Melt“). Chet Baker wäre stolz auf ihn!
(Musikexpress)
Dabei schafft Murphy auch auf Built On Glass eine elegante Brücke zwischen seinem eigenständigen, cremig verrührten Fender Rhodes-Soul mit elektronischer Schlafzimmer-Produktion und einer gesunden Prise an Pop-Tendenzen. Der Opener Release Your Problems zeigt beispielhaft, inwiefern sich Murphy mit seinem Alias der einstigen Jazz-Legende Chet Baker und dessen damals neuartiger, sehr intimer und nah erscheinender Stimme widmete. Back-Up Vocals, Drum-Computer und eine saftige Bassline lassen die gefühlvoll vorgetragenen Zeilen in gedimmtem Rampenlicht angenehm ihren Lauf nehmen. Zusammen mit der jungen amerikanischen Sängerin Kilo Kish wandelt er bei Melt den wohlbekannten Fender-Rhodes leicht ab, fügt knackige Synthies und eine digitale Flöte der Klasse Black Moth Super Rainbow hinzu. Auf To Me fällt der Rhodes dann ganz weg, dafür bereiten griffige Bass-Riffs neben sporadisch vorbeiziehenden Bläsern und nebeligen Synthesizern den Weg. Ab diesem Punkt geleitet der Track / den Hörer unter Vinylknistern in die zweite Hälfte mit den Worten: "This was the other side of the record. Now relax even more and drift a little deeper as you listen". Und hier wird das Album erst richtig interessant. Murphy bereitet den Hörer ganz bewusst vor und unterteilt Built On Glass in die erste, seichte und leicht bekömmliche Hälfte und die zweite, weitaus experimentierfreudigere Hälfte. Auf Blush erlebt man einen Chet Faker mit Filtern, mit großen Effekten und feingeschnittenen Vocal-Samples.
(Zolin sagt)
Chet Faker in Deutschland:
03.05.14 Berlin, Postbahnhof
04.05.14 Hamburg, Uebel & Gefährlich
08.05.14 Köln, Gloria
18.07.14 Gräfenhainichen, Melt! Festival
08.08.14 Rees-Haldern, Haldern Pop Festival
15.08.14 Hamburg, Dockville
SOHN mag ich in der Tat (live ist er großartig), Chet Faker ist nicht ganz mein Ding. Das Album hat allerdings schönen Momente: 6 Punkte.
AntwortenLöschen5,5 Punkte
AntwortenLöschenNot my cup of tea.
AntwortenLöschen3 Punkte