Für Laura Burhenn ist „It’s Okay To Go Back If You Keep Moving Forward“ tatsächlich der Versuch, durch zurückzugehen vorwärtszukommen.
Hinter ihr liegen diverse Traumata und Therapiesitzungen, acht Jahre ohne Albumveröffentlichung, eine eben so lange Zeit ohne einen einzigen neuen Song komponiert zu haben und die Trennung von ihrem Label Saddle Creek, über das sie zwischen 2010 und 2017 vier Platten unter dem Namen The Mynabirds veröffentlichte.
„It’s Okay To Go Back If You Keep Moving Forward“ sollte eine Rückbesinnung auf ihre Anfangstage sein, als sie allein am Klavier komponierte und dazu sang und mit Laboratory Records ihr erstes eigenes Label gründete, um ihre Musik zu veröffentlichen. Die Aufnahmen fanden live und ohne Overdubbs oder digitale Tricks statt, die Veröffentlichung erfolgt über ihr eigenes Label Our Secret Handshake und die politisch engagierte Burhenn schließt sich der „Disarm Spotify“-Kampagne an, um gegen eine Firma zu demonstrieren, die Künstler*innen zu schlecht bezahlt und KI-generierte Musik fördert.
Inspiriert von Leonard Cohen, dessen Textziele „That’s how the light gets in“ sie sich auf den linken Unterarm tätowieren ließ, von Tori Amos’ „Silence All These Years“ und dem Buch „Your Silence Will Not Protect You“ von Audre Lorde entstand mit „Ramona, Patron Saint Of Silence“ ein erster neuer Song, der die Stimmung für „It’s Okay To Go Back If You Keep Moving Forward“ vorgeben sollte: balladeske Klaviertöne und Laura Burhenns Stimme bilden eine stille Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft. Nur gelegentlich pointieren ihre Mitstreiter dies mit Cello, Vibraphon, Orgel oder Schlagzeug.
„It’s Okay To Go Back If You Keep Moving Forward“ (black Vinyl, transparent blue Vinyl) ist ein mäanderndes, meditatives Album geworden, das eine Ruhepol in lauten Zeiten setzen soll.

0 Comments