Wenn eine Band mit ihrem Debütalbum von allen Richtern bis auf einen ignoriert wird und dieser nur 5,5 Punkte vergibt, d...

Local Natives - Hummingbird


















Wenn eine Band mit ihrem Debütalbum von allen Richtern bis auf einen ignoriert wird und dieser nur 5,5 Punkte vergibt, dann muss sich etwas ändern. Das haben sich vielleicht Taylor Rice, Kelcey Ayer, Ryan Hahn und Matt Frazier nach "Gorilla Manor" gedacht.

Folgende Strategien haben sich die Local Natives (möglicherweise) für ein besseres Votum bei Platten vor Gericht für "Hummingbird" überlegt: 
1. Wir behalten den überall hochgelobten Harmoniegesang, vor den so oft das neue Adjektiv fleetfoxeschen gesetzt wird, bei.
2. Wir gehen mit Arcade Fire auf Tournee, denn von deren Dynamik können wir noch etwas lernen,. Außerdem landeten sie bei Platten vor Gericht schon auf den Plätzen 7 und 1 und das Thema Tod haben sie ebenfalls schon ausführlich behandelt.
3. Wir nehmen Aaron Dessner von The National als Produzenten, denn seine Band wird von den Richtern immer äußerst milde beurteilt, und vielleicht klingen wir dann auch ein wenig nach denen.
4. Wir hören uns ganz oft "An Awesome Wave" von alt-j an und ziehen unsere Schlüsse daraus, denn das war im letzten Jahr das Album des Jahres.
5. Wir müssen "Hummingbird" unbedingt auf Vinyl veröffentlichen, eine Deluxe Version erstellen und mit allerlei Schnickschnack ausstatten - da stehen die Richter drauf:
Schweres Deluxe-Vinyl im Gatefoldcover im Slipcase mit Die Cut Cover. Inkl. Poster & Downloadcode. Lim. Deluxe CD mit drei Bonus Tracks und alternativem Artwork mit Prägedruck. 

Ist die Rechnung der Local Natives aufgegangen?



Mit hochstimmigen Chorälen und ansonsten sehr relaxter Musik (auf den Sonnendeck wäre das fein.. oder an der Bar..), die eine fast durchgehend sonnige Stimmung verpackt in melodieträchtige Indie-Rock’n'Blues-Songs vermittelt.

“Hold The Summer In You Hands”
singen sie und dies ist eine sehr passende Beschreibung des typischen Hummingbird-Fluidums. Wobei es textlich wirklich nicht immer witzig zu geht, eher im Gegenteil, geht es doch auch um die Vergänglichkeit allen Lebens und die Endlichkeit im allgemeinen, um das tagtägliche Entfremden von Personen, die Dir einmal nahestanden.
Ein vertrautes Gefühl, aber kein behagliches.

So ist hier ein Album entstanden, voll warmer, manchmal temporeicher akustischer Wohlklänge (die stärkeren Momente sehe ich eher in den stillen Songs (Ceilings, Three Months)), voller Poesie und Gedanken.
(Gut hören ist wichtig)

Das schon genannte ‘Wooly Mammooth’ sowie die erste Single ‘Breakers’ sind die Paradebeispiele des Albums: rythmische Biester mit mitreißenden Drums, effektvollen Gitarren und mehrstimmigen Hamonien. Americana-Anleihen paaren sich mit klassischem Indierock-Sound, Folk-Chören – und der Verzicht auf die mittlerweile für zeitgenössische Indie-Bands schon fast obligatorischen Synthesizer ist eine wahre Wohltat für die Ohren.

‘Colombia’ und ‘Three Months’ hingegen sind herzzereißende Balladen voller Weltschmerz, aber auch in solchen Momenten erscheint das Album nie depressiv. Das warme Piano und die eingestreuten akkustischen Momente auf ‘Colombia’, die in einem mitreißenden Finale enden, sorgen dafür, dass die Traurigkeit nie übertrieben oder tränenheischend-Coldplay-esk wirkt, sondern einfach nur ehrlich. Nichts ist übertrieben, alles ist durchdacht, ohne verkopft zu sein. Die Local Natives beweisen ihre Liebe fürs Detail und ihr Gespür für simples, aber effektvolles Songwriting.

Mit ‘Hummingbird’ kann die Band sich zweifelsohne in die Reihen ihrer berühmten Genregenossen einreihen – und werden in Zukunft sicher nicht mehr nur die Opener für ebendiese sein.
(Bedroomdisco)



Local Natives in Deutschland:

Das heutige Konzert in Köln (16.02.13, Studio 672) ist ausverkauft, ebenso der Berliner-Termin (25.02.13, Comet Club). Karten gibt es noch für München (26. Februar, Atomic Café). Oder die beiden Termine Ende des Jahres:
01.11.13 Köln, Gebäude 9
06.11.13 Hamburg, Molotow
 

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