"The only girl I ever loved was Andrew in drag" und ein dazu passendes Video lassen vermuten, dass für Stephin Merritt der Clip von Perfume Genius weniger anstößig ist als für Youtube und dass es ihm besser gefällt als unserem Leser Marcel, der sich beim Betrachten von "Andrew In Drag" sicherlich schon im zweiten Höllenkreis wähnt.
The Magnetic Fields sind mit ihrem zehnten Album zurück bei Merge Records. "Love At The Bottom Of The Sea" stellt aber leider nicht eine Rückkehr zu "69 Love Songs" dar (höchstens partiziell, wenn man zum Beispiel an "The Luckiest Guy On The Lower East Side" denkt), welches 1999 deren letzte Veröffentlichung über dieses Label war. Sondern man hört eher das, was auf "The Charm Of The Highway Strip" und "Get Lost" den Sound prägte und auch die im letzten Jahr nachgeschobenen Raritätensammlung "Obscurities" von Stephin Merritt dominierte: Synthesizer.
Nachdem die letzten 3 Alben klanglich in sich sehr stimmig, untereinander aber höchst unterschiedlich waren (mit den Extremen Noise/Shoegaze bei "Distortion" und Folk auf "Realism") und extra darauf hingewiesen wurde, dass dieses Instrument nicht genutzt wurde, war schon fast mit einem solchen Schritt zu rechnen. Gemeinsam mit den üblichen Verdächtigen (Claudia Gonson, Sam Davol, John Woo, Shirley Simms und Daniel Handler) nahm Merritt in Los Angeles, San Francisco und New York 15 Songs auf, von denen keiner wirklich in die Nähe der 3-Minuten-Marke kommt - vielleicht das Konzept dieser Platte?
Die Synthies quietschen, fiepen und pluckern was das Zeug hält und drängen die akustischen Instrumente größtenteils in den Hintergrund. Mit "God Wants Us To Wait" und "Infatuation (With Your Gyration)" gelingen exzellente Hommagen an die 80er Jahre und auch "Andrew In Drag" oder "I've Run Away To Join The Fairies" fügen sich nahtlos in den Kosmos toller Magnetic Fields Songs ein. Und das bei 15 Songs der ein oder andere Füller nicht ausbleibt (zum Beispiel "My Husband's Pied-à-Terre" oder "The Horrible Party", das klingt als würden The Magnetic Fields bei und mit den Muppets auftreten), ist zu verschmerzen, wenn Merritt & Co. weiterhin so fleißig Platten veröffentlichen wie zuletzt (3 in 5 Jahren plus 1 Compilation).
Hantieren die Magnetic Fields auf ihrem zehnten Album auch oft an der Grenze zu Kitsch und Nonsens, so sind die Synthesizer, die akustischen Gitarren und der Konservenbeat doch so gut miteinander vernetzt, dass es ganz egal ist, ob das nun Quatsch oder Kunst ist. Dem größenwahnsinnigen "The only boy in town" kann man sich kaum entziehen, dem Plastik-Country von "Going back to the country" schon eher. "I'm gonna find me a countryboy / And have a couple of countrykids." Die Explosion am Ende des Songs kommt nicht allzu überraschend. Gesicht verziehen oder lachen?Ganz am Ende, im elektronisch umherirrenden "All she cares about is Mariachi", kommt dann plötzlich Elvis daher. Eine grandios scheiternde Mariachi-Gitarre verläuft sich hinter blinkenden Keyboard-Sounds und dem billigsten Beat, den man je außerhalb von Fruity Loops gehört hat. Die Stimme singt von einer Frau, die nur tanzen will. So viel Elend in knapp zwei Minuten hat man bis hierhin kaum gehört. Ein Leitspruch, der für dieses gesamte Album gilt. Verwirrend, verstörend und doch so unwiderstehlich - "Love of the bottom of sea" ist eine ästhetische Herausforderung mit dezentem Hang zu wagemutiger Hässlichkeit.
Love at the Bottom of the Sea doesn’t take many chances, but that also doesn’t seem to be the point. All its songs traffic in the cozy synth-strings-and-strums aesthetic that Magnetic Fields owns at this point. Songs like the hilarious, electronically-propelled “God Wants Us to Wait” or elegant single “Andrew in Drag” are quintessentially Merritt, filled with furtive quips and evocative imagery. Unsurprising though it may be, Love at the Bottom of the Sea is an endearing, comfortable offering from a band that will hopefully do 10 more albums. Welcome back, folks.
The Magnetic Fields in Deutschland:
14.05.12 Berlin, Passionskirche
15.05.12 Hamburg, Grünspan
Ich würde gern, versuche es mit jedem Album wieder neu, aber ich werde mit Magnetic Fields einfach nicht warm.
AntwortenLöschenGudrun, falls noch nicht probiert, empfehle ich ein Livekonzert. Hat bei mir die Zuneigung zu den Magnetic Fields enorm verstärkt.
AntwortenLöschen@U: Das könnte ich mir auch gut vorstellen. Aber diesmal sind es ja wieder nur Berlin und Hamburg, die ein Konzert bekommen... Ist ja vielleicht nicht die letzte Gelegenheit.
AntwortenLöschenWerd mit denen auch nicht warm, nicht mein Ding. Hauptursache ist die Stimme, die gefällt mir einfach nicht.
AntwortenLöschenGut, aber nicht der ganz große Wurf.
AntwortenLöschen7 Punkte
Seh ich ähnlich
AntwortenLöschen6,5
7 Punkte
AntwortenLöschen6,5 Punkte.
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