Mit „Realism" beschließen The Magnetic Fields ihre „No Synth"-Trilogie: Nach dem Konzeptalbum „i" (2004), bei dem alle Titel...

The Magnetic Fields - Realism
















Mit „Realism" beschließen The Magnetic Fields ihre „No Synth"-Trilogie: Nach dem Konzeptalbum „i" (2004), bei dem alle Titel der ersten Hälfte mit dem Wörtchen „I" begannen, während die Songs im weiteren Verlauf alle diesen Anfangsbuchstaben im Titel trugen, folgte die Noise-Attacke „Distortion" (2008). Stephin Merritt beschreibt seine neuste Platte als „my folk album" und hat damit Recht. Bis auf den Song „The Dada Polka" sind die elektrischen Gitarren vollkommen verstummt. Daher ist „Realism" als Gegenentwurf zu „Distortion" zu verstehen, was die sehr ähnlichen Plattencover bereits andeuten. Merritt wollte die beiden Platten auch zunächst „True" und „False" nennen, konnte sich aber dann nicht entscheiden, wer von diesem ungleichen Paar Wahrheit und wer Falschheit sein sollte. Wahr ist auf jeden Fall, dass „Realism" das stärkste Album der Magnetic Fields seit „69 Love Songs" (1999) ist.

Neben Claudia Gonsson (Gesang, Piano, Percussion), Sam Davol (Cello) und John Woo (Banjo, Gitarre, Sitar) musizieren einige Gastmusikern (an Tuba, Flügelhorn und Akkordeon) wieder zusammen mit Merritt (Gesang, Ukulele), der im März auch endlich wieder einmal auf deutschen Bühnen zu sehen sein wird:

27.03.10 Berlin, Babylon
29.03.10 Hamburg, Fabrik
30.03.10 Frankfurt, Mousonturm


Sei es das drogige Kinderlied "The doll's tea party", das sich zwischen Nico und den frisch gegründeten Pink Floyd einnistet, oder "Always already gone", das die Byrds in die Gegenwart beamt: "Realism" ist eine Reise in die süßlichen Tiefen der jungfräulichen Gitarrenmusik. Merritt verlegt sich auf Folk, zitiert Traditionals und bricht lange Lanzen für den Sturmtrupp der Sechziger. Da darf die Analyse des klassischen McCartney in "Seduced and abandoned" auch gerne augenzwinkernd ausfallen und "The dada polka" das einstige Hippie-Tribunal durch den Kakao ziehen: Es klingt immerhin ernst gemeint.

Dass der Albumtitel hier mindestens so gut funktioniert wie seinerzeit "Distortion", beweist das Talent des Konzeptkünstlers Merritt. Er findet die Oberbegriffe, die all die feinen Ausläufer seiner Platten unzertrennlich miteinander verschweißt. Einen besseren Begriff als "Realism" hätte er hier nur schwerlich finden können.
(plattentests.de)

Und weil es so schön war, noch einige der „69 Love Songs":





„All My Little Words" Fan-Video





„Busby Berkeley Dreams" Fan-Video





„The Book Of Love" Fan-Video

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