Julien Baker & Torres - Send A Prayer My Way


„Bei Taylor Swift liegt es schon ein wenig zurück, Beyoncé hat es kürzlich getan und Lana Del Rey wird sich demnächst daran versuchen. Wollen wir vielleicht auch? Zusammen?“ 

Vielleicht hat Julien Baker mit ähnlichen Worten Mackenzie Scott in dieses Projekt reingequatscht. Für Baker, die bereits drei Soloalben im breit gefassten Folk-Universum herausbrachte und auch durch Boygenius, ihre gemeinsame Band mit Lucy Dacus und Phoebe Bridgers, in Kooperationen geschult ist, vermutlich nur ein kleiner Schritt, für Scott, deren sechs Alben als Torres eher im Alternative Rock angesiedelt waren, ein deutlich größerer. Dennoch stellte sie sich der Aufgabe und heraus kam mit „Send A Prayer My Way“ ein größtenteils lupenreines Country-Album.

Zwar könnte man „Dirt“ oder „No Desert Flower“ auch Folk oder Americana zuordnen, aber der Einsatz von Banjo, Fiddle und Steel Guitar verorten „Tuesday“, „Bottom Of A Bottle“ oder „The Only Marble I’ve Got Left“ ganz klar in dem Genre, das „Send A Prayer My Way“ plötzlich für einen bestimmten Plattenrichter besonders interessant werden lässt. 
Wie wohl den Country Music hörenden Republikanern beispielsweise „Sugar In The Tank“, das von den Erfahrungen beim Aufwachsen als queere Person in den Südstaaten erzählt, gefällt? Und wenn sie dann auch noch das dazugehörige Video sehen… 


 


Auf Bakers Anfrage antwortete Scott übrigens: „Prima Idee, ich habe uns schon zwei Cowboyhüte und Westernjacken mit Fransen und Stickereien besorgt.“

„Send A Prayer My Way“ ist als CD und LP (black Vinyl, orange Glitter Vinyl) über Matador Records erschienen.    


 


Von Cowboy-Klamauk ist dieses weit entfernt – dafür sorgt neben der Stilsicherheit der beiden Frauen allein schon das inhaltliche Grundgerüst, das unter anderem ihr geteiltes Schicksal als in den konservativen US-amerikanischen Südstaaten großgewordene queere Personen verarbeitet. Dennoch ist den beiden ihr Spaß hörbar anzumerken, "Send a prayer my way" klingt beschwingter, befreiter und lockerer als speziell Bakers Solo-Output.


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