Als geborene Punkteräuber haben sich die Born Ruffians bisher nicht bei Platten vor Gericht gezeigt. Ihr Debütalbum „...

Born Ruffians - Uncle, Duke And The Chief




















Als geborene Punkteräuber haben sich die Born Ruffians bisher nicht bei Platten vor Gericht gezeigt. Ihr Debütalbum „Red, Yellow & Blue“ (2008) konnte 5,500 Punkte sammeln, das nachfolgende „Say It“ (2010) landete bei 6,500 Punkten, so dass „Birthmarks“ (2013) und „Ruff“ (2015) gar keine Vorladung mehr erhielten.

Nun versuchen Luke Lalonde (Gitarre, Gesang), Mitch Derosier (Bass), Andy Lloyd (Gitarre, Keyboard) und Steve Hamelin (Schlagzeug) mit ihrem fünften Album „Uncle, Duke And The Chief“ kräftiger zu punkten. Dazu werfen sie einen Blick zurück, weiter noch als auf die Musik ihrer Jugend (Talking Heads, Pixies), sondern in ihre Kindheit und auf das, was ihre Eltern auf die Plattenteller (The Byrds, The Beatles, The Everly Brothers) legten. Gemeinsam mit dem Produzenten Richard Swift (Foxygen, The Shins) entstand so ein nostalgisches Folk-/Rockalbum, das mit aktuellen Strömungen der Popmusik wenig zu tun haben möchte. Sonniger Harmoniegesang, akustische Gitarren, Handclaps - das früher stimmige Konzept muss doch auch heute noch aufgehen, oder? 




Trotz der wiedergefundenen Unbeschwertheit spielt das nachdenkliche Element eine große Rolle. Gerade durch den großen Akustikanteil wirken manche Songs etwas folkig, so auch der Opener "Forget me". "Miss me" ist schon deutlich schmissiger, die inbrünstigen Lyrics samt Background-Chor spinnen den Folk-Faden aber noch ein bisschen weiter. "Fade to black" legt noch mal eine Schippe tanzbarer Beats oben drauf, zu "Tricky" stampft endlich ein Cheerleader-Team im Marschschritt durch den Raum. Es gibt aber auch tiefgründige Momente - wie wenn Lalonde in "Spread so thin" seinem krebskranken Vater noch mal als jungem Mann begegnet und über das Altern und das unaufhaltsame Verstreichen der Zeit sinniert. Oder wenn er in "Working together" die Schwierigkeiten der Familienplanung besingt. Mit einfachen Mitteln schafft die Band drum herum eine Dreampop-Atmosphäre mit einem Hauch 80er-Psychedelik.
(Plattentests)




Die Born Ruffians konzentrieren auf ihrem fünften Album zwar große Themen wie Tod, Verlust und Antriebslosigkeit smart auf griffige Titel und Textzeilen, darüber hinaus bleibt »Uncle, Duke & The Chief« allerdings zu oft fad und zäh: Böse Zungen könnten behaupten, der auf Akustikgitarre, ein paar Handclaps und mit ordentlich Hall abgemischten Gesang reduzierte Opener »Forget Me« liefere seine Rezeptionsanleitung gleich im Titel mit.
Wenn im weiteren Verlauf immer wieder den Byrds, den Everly Brothers und den frühen Beatles zugezwinkert wird, verursacht dies zwar sicherlich den einen oder anderen juckenden Fuß, bewirkt danach jedoch eher ein Shufflen durch eine 1960er-Playlist als einen Druck auf den Repeat-Knopf. Das von den Kanadiern selbst formulierte Ziel, sich entgegen aller Trends nicht an EDM oder R’n’B anzubiedern, ist in seiner Authentizität sicher löblich – ein bisschen exotischer hätten sie »Uncle, Duke & The Chief« aber schon würzen können.
(intro)




Born Ruffians in Deutschland:

27.05.18 Aachen, Musikbunker
28.05.18 Dortmund, Sissikingkong
29.05.18 Hamburg, Hafenklang
30.05.18 Berlin, Musik & Frieden
01.06.18 Erfurt, Franz Mehlhose
02.06.18 Darmstadt, Bedroomdisco



3 Kommentare:

  1. The Wombats haben mir heute deutlich besser gefallen.

    6

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  2. Wäre toll, wenn bei dem Album noch irgendetwas in Erinnerung bliebe als "schön retro".
    6,5 Punkte

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