Manchmal ist weniger eben doch mehr. Schade, dass Joel Stoker (Gesang, Gitarre), Lucas Crowther (Gitarre, Gesang), ...

The Rifles - Big Life























Manchmal ist weniger eben doch mehr. Schade, dass Joel Stoker (Gesang, Gitarre), Lucas Crowther (Gitarre, Gesang), Robert Pyne (Bass), Grant Marsh (Schlagzeug) und Dean Mumford (Keyboard) diese Tatsache nicht bewusst ist, denn sonst hätten sie ihr fünftes Album nicht so voll gepackt.

"Big Life" macht seinem Namen alle Ehre, ist als Doppelalbum konzipiert, läuft eine Stunde, bietet 18 Songs und damit den ein oder anderen zu viel. Aber The Rifles wollten oder konnten sich von keinem der Titel trennen und ihren Fans eine besonders üppige Freude bereiten. 

Bei der Streichliste hätte ich ihnen aber auch nicht helfen wollen, denn die Qualität der Britpop-Songs variiert nur leicht, dies jedoch auf einem eher mediokren Niveau. So wuchtig, ungestüm und einprägsam wie auf "No Love Lost" (2006) präsentierten sich The Rifles leider nie wieder. "Groundhog Day", "Turtle Dove" und "Wall Around Your Heart" kommen diesem Standard noch am nächsten. Das sanfte, mit einem Kinderchor ausgestattete "Young For A Day" und die Madness-Kopie "Johnny Was A Friend Of Mine" sorgen für etwas Abwechslung im ansonsten sehr einheitlichen Soundbild. Beim von Keyboard-Klängen durchzogene "Independent" hätte man sich noch etwas mehr Experimentierfreude gewünscht. Mit "Victoria" hat es ein Song gleich doppelt auf das Album geschafft, warum weiß nur die Band. Die akustische Version wäre, im Sinne einer höheren Varianz, vollkommen ausreichend gewesen.    




Die Freiheit hört man den Kompositionen an: Da glänzen dezente Bläser bei "Big big life", lässt maßgeschneiderter Keyboardeinsatz das schöne "Independent" Luft schnappen, zaubern Stampf-Takt und Stromgitarren dem passend betitelten "Motorway" beinahe einen Cadillac unter den Classic-Rock-Arsch. Klar ist auch, dass bei einem solch üppigen Paket zuweilen weniger Spannendes zutage tritt. "Caught in the summer rain" und "Numero uno" bilden die leicht ausgelutschte Talsohle der ersten Hälfte, während Teil zwei von "Big life" hinten raus merklich schwächelt. Immerhin klanglich unterscheiden sich erster und zweiter Tonträger kaum, und so hauen The Rifles mit "Big life" einfach mal ihr Haribo-Color-Rado XL heraus, inklusive Überraschungen wie "Jonny was a friend of mine", einer tollen, von Piano und Basslauf getragenen Hommage an einen alten Freund und an gute Zeiten. Die hat man mit "Big life" ähnlich wie mit einer großen Tüte Gummibonbons – ist der Inhalt ein bisschen zu viel des Guten, pickt man sich eben das heraus, was gefällt.
(Plattentests)


Nun folgen mit BIG LIFE neue Songs – und zwar gleich 18 Stück, verteilt auf zwei CDs oder vier LP-Seiten. Die Ausrede fürs Überformat war zu erwarten: Man habe aus den 18 kein Dutzend machen wollen. Selten ein Beleg für kreativen Rausch, eher für fehlende Qualitätskontrolle. Totale Ausfälle gibt es jedoch nicht. Echte Höhepunkte aber auch nicht. Die Ausnahme: das süß lärmende „Caught In The Summer Rain“, denn Songs, die einen so schönen Titel haben, müssen auch gut sein – alte Britpop- Regel. Ansonsten ist die Musik der Rifles arg gemütlich geworden, die Wut oder Mod-Affinität der frühen Phase ist verschwunden. Weniger The Jam, mehr Eddie & The Hot Rods. Wird das Alter sein.
(musikexpress)


The Rifles in Deutschland:

03.10.16 München – Backstage
04.10.16 Aschaffenburg – Colos-Saal
05.10.16 Berlin – Lido
06.10.16 Hamburg – Logo
08.10.16 Köln – Udderground



3 Kommentare:

  1. Wie gesagt: weniger wäre hier mehr gewesen. 7 Punkte

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  2. Wenns bei der ersten Hälfte geblieben wäre, hätte es sogar eine noch höhere Wertung geben können, so sind`s gute 7 Punkte

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