The Lemonheads - Love Chant


Wenn man es genau nimmt, gab es in diesem Jahrtausend erst ein neues Album von The Lemonheads, nämlich das Comeback-Album „The Lemonheads“, das 2006 nach 10 Jahren Funkstille veröffentlicht wurde. Es folgten zwar noch „Varshons“ (2009) und „Varshons 2“ (2019), jedoch boten diese beiden Alben zusammen lediglich 25 Coverversionen und keinen neuen Song aus der Feder von Evan Dando.

Wenn man in den letzten Jahren Konzerte des mittlerweile 58-jährigen Evan Dando besuchte oder Reviews von diesen las, musste man sich aufgrund seines körperlichen Zustandes, des Vergessens von Songtexten, der sprunghaften bis unvorhersehbaren Songauswahl und der mitunter verstörenden Darbietung Sorgen um ihn machen. Hoffentlich wird nun alles besser!

Evan Dando hat 2023 die brasilianische Filmemacherin Antonia Teixeira geheiratet, er ist Stiefvater ihrer drei Kinder, lebt größtenteils in Brasilien und hat dort seine Autobiographie geschrieben („Rumours of My Demise“) und mit Hilfe des  Multi-Instrumentalisten und Produzenten Apollo Nove 11 neue Songs aufgenommen, zu denen viele alte Freunde und Wegbegleiter sowie neue Verbündete ihr Schärflein beitrugen: zu nennen wären J Mascis (Dinosaur Jr), Tom Morgan (The Lemonheads), Juliana Hatfield, Nick Saloman (The Bevis Frond), John Strohm (Blake Babies) oder Adam Green.

Wie ist „Love Chant“ denn nun geworden?

Auf dem Comeback-Album LOVE CHANT präsentiert sich Evan Dando zwar wie gewohnt als sensibler Griesgram, aber in neue musikalische Vielfalt verpackt: Neben rohem Indie-Rock gibt es Raum für Western Swing, Blues und Bläser. An Hits ist Dando schon lange nicht mehr interessiert, manche Titel sind etwas zäh, sehr viele Melodien bleiben aber hängen. 

Es scheppert und wackelt wieder in Evan Dandos Songs. Wem das Lemonheads-Comeback 2006 zu sehr nach Indie-Mainstream klang, der darf sich jetzt freuen. So zerknüllt-zerknautscht wie im mürrischen „In The Margin“ klang die Band seit 1989 nicht mehr. 

Für Abwechslung sorgt ein All-Star-Team langjähriger Weggefährten. Der Wiedererkennungswert von Juliana Hatfields Stimme beeindruckt nach wie vor, Kumpel J. Mascis gniedelt was das Zeug hält, Adam Green, der Peter Pan der Szene, war als Co-Autor an „Wild Thing“ beteiligt.
Die Nummer rattert partiell über Country Roads, gängige Hooks treiben den melodisch-ironischen „Cell Phone Blues“ voran, „Togetherness Is All I’m After“ spielt die Melancholie-Karte, die hymnische Dramaturgie von „Marauders“ eint Fuzz-Gitarre und Bläser, „The Key Of Victory“ versteckt sich tief im Resonanzboden.
Mit „Love Chant“ werden sich für The Lemonheads neue Hörer*innen vermutlich nicht erschließen, bei Bestand-Fans dürfte Evan Dando jedoch für Euphorie sorgen.


Bei dem Albumcover war klar, dass es mehrere bunte Schallplatten geben würde, auch wenn Fire Records das Ganze nicht voll ausgereizt hat: black Vinyl, white Vinyl, yellow Vinyl, blue Vinyl und Picture Disc.


 





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