Laura Lee & The Jettes - Tough Love Paradigm


Andrea Wieczorek und Laura Friedrich tauschten ihre Nachnamen gegen Casablanca und Lee, gründeten zusammen das Duo Gurr, veröffentlichten 2016 das viel beachtete und gelobte Album „In My Head“ und ließen ihre gemeinsame Band anschließend langsam einschlummern.

Während Andreya Casablanca letztes Jahr mit „See More Glass“ ein erstes Soloalbum veröffentlichte, legte die andere Hälfte von Gurr bereits 2021 mit „Wasteland“ vor. Dass nun mit „Tough Love Paradigm“ ein zweites Album von Laura Lee & The Jettes erscheint, lässt die Zukunft von Gurr nicht gerade rosig erscheinen. 

Zu hören gibt es auf dem von Laura Lee selbst produzierten Album 90er Jahre Indie-Rock, der auch in Richtung College-Rock, Shoegaze und Krautrock schielen darf und sich zwischendurch auch einmal an einen deutschen Text traut („Zu viel“) und einen Spoken Word-Beitrag von Grant Box einbaut („Unsolicited Advice“). 

Unsolicited Advice ist auch der Name von Laura Lees eigenem Label, über das „Tough Love Paradigm“ als Kassette und LP (orange Vinyl) erscheint. Für Referenzen (jenseits von Gurr) greifen wir tief in die 90er Jahre-Kiste: Sleater-Kinney, The Breeders, Elastica und Throwing Muses.


 


Musikalisch hat das neue Album alles zu bieten, was auch auf dem Debüt schon zu finden war – insbesondere die verschiedenen Aspekte des Indie-Rock, mit dem Laura Lee selber aufgewachsen ist. Songwriterisch und kompositorisch indes werden neue Maßstäbe gesetzt. Indem Laura Lee etwa nach eigener Aussage das Songwriting ganz stark vom Rhythmus bzw. Schlagzeug her dachte, kommen in Songs wie „Body Options“ oder „Ordinary People“ unerbittliche Krautrock-Einflüsse zum Tragen. Die Idee – jedenfalls partiell – in Songs wie dem Opener „Grand Total Of Nothing“ oder eben „Unsolicited Advice“ mit Sprechgesängen (deutlich jenseits aller Hip-Hop-Ansätze) zu agieren, verleiht der Angelegenheit eine zuweilen geradezu hypnotische Note. Auf der anderen Seite sind dann ambitioniert komponierte Power-Pop Rausschmeißer wie der Titeltrack, Indie-Rocker wie „Zu viel“ oder Glam-Rocker wie „So Cool“ zu finden. Das abschließende „Heartbreak“ kommt gar im Gewand eines aufwändig arrangierten und metikulös strukturierten Retro-Pop-Songs mit 60s Flair daher.




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