The Vault, das ist so etwas wie das sagenumwobene Bernsteinzimmer aller Prince Fans. Mit dem Unterschied, das man weiß, wo es sich befindet (nach einem Umzug vom Paisley Park nun in Los Angeles), wer die Schlüssel besitzt (The Prince Estate und Warner Music) und wer Zugang dazu erhält (Michael Howe). Der Nachlassverwalter und musikalische Archivar sichtet und (ü)bearbeitet die Unmengen an Aufnahmen, die Prince zu Lebzeiten tätigte, schlägt Veröffentlichungen vor und trägt diese Zusammen. 2017 erschien mit der Deluxe Version von „Purple Rain“ ein erstes Ergebnis seiner Arbeit, der letztes Jahr „Piano and a Microphone 1983“, eine 35-minütige Kassettenaufnahme, deren Titel bis auf den Hinweis auf zuvor vier unveröffentlichte Aufnahmen bereits alles aussagt, folgen sollte.
Nun öffnet The Vault zum zweiten Mal im übertragenen Sinn seine Türen für die Anhänger von Prince und überrascht diese mit gleich 15 neuen und unveröffentlichten Songs aus den Jahren 1981 bis ‘91. Zumindest von Prince unveröffentlicht. Denn „Originals“ folgt dem thematischen Überbau, eine Zusammenstellung von Songs zu sein, die Prince für andere Künstler, zumeist aus dem Paisley Park Umfeld, wie The Time, Vanity 6, Jill Jones oder Apollonia 6, komponierte. Die bekanntesten Titel stellen jedoch „Manic Monday“, The Glamorous Life“, „Love… Thy Will Be Done“ und „Nothing Compares 2 U“ (letztes Jahr vorab als Single von Prince veröffentlicht und erstmals 1985 auf einem Album von The Family erschienen) dar, die von The Bangles, Sheila E., Martika und Sinéad O’Connor veröffentlicht wurden und jeweils die Top Ten der US-Billboard Charts erreichten.
„Originals“ wurde am 7. Juni, zu Ehren von Princes Geburtstag, digital veröffentlicht, ein physischer Release als LP ist für den 19. Juli geplant, die limitierte Auflage der 180-Gramm-Doppel-LP erscheint aus purple Vinyl. Die Kritiker sind begeistert von „Originals“, das aktuell bei Metacritic eine sensationelle Wertung von 89/100 bei 16 berücksichtigten Kritiken aufweist.
Seit einigen Tagen finden sich am Fuße unserer Seite „Die 10 besten Alben von Prince“, ausgewählt von Volker. Auf den ersten 5 Plätzen thronen Alben, aus deren Zeit die nun über „Originals“ veröffentlichten Songs stammen. Wir dürfen gespannt sein, was Volker, der einzige Prince Fan unter den Plattenrichtern, zu dem Album zu sagen hat…
Von Demos zu reden, wird der Sache aber nicht gerecht: Es ist eher so, als würde ein Meisterkoch geniale Menüs erfinden, diese hinter den Kulissen für einen exklusiven Kreis vorkochen, um das Essen dann von Kollegen servieren zu lassen. Dank ORIGINALS sitzen wir jetzt alle mit Prince am Tisch. „Nothing Compares 2 U“ steht am Ende dieser Sammlung, geschrieben hatte Prince das Stück ursprünglich 1985 für The Family. Anders als später Sinéad O’Connor bietet der Songwriter keinen tieftraurigen keltischen Trotz, sondern Blues-Drama, bei Prince ist das Stück ein solider Schleicher, erst O’Connor lässt es ins Übermenschliche wachsen.
Die bessere Ballade ist „Love… Thy Will Be Done“, gesungen von Martika, Anfang der 90er-Jahre einer Pop-Königin mit kurzer Regierungszeit. Die Grundspur des Prince-Originals wurde auch für die Version auf MARTIKA’S KITCHEN verwendet, dazu noch etwas Mainstream-Make-up und Martikas klarer Gesang – fertig ist ein brillantes Stück zwischen Pop und Soul. Es würde nicht wundern, wenn Justin Vernon auf der nächsten Bon-Iver-Platte mit ähnlicher Musik um die Ecke kommt. (…)
„Make-Up“ ist ein rasend gutes Future-R’n’B-Stück aus dem Jahr 1981, die Funk’n’Rap-Sause „Holly Rock“ und das kreuzbrave „The Glamorous Life“ repräsentieren seine Songwriter-Arbeit für Sheila E., die wie auch Jill Jones, Taja Sevelle oder The Time Teil der Prince-Organisation war. Der Chef belieferte diese Acts mit Songs, baute damit an seinem Pop-Imperium, war halb gönnerhaftes Genie, halb kreativer Diktator.
(musikexpress)
7,5
AntwortenLöschen6,5 Punkte
AntwortenLöschenSinéad O'Connor, The Bangles und Martika haben das Optimum aus den Songs heraus geholt. Viele andere Lieder hier sind echt schlimm. 5 Punkte
AntwortenLöschen7 Punkte: Dirk hat schon recht, hier sind die "Cover" zum Teil besser als die "Originals", aber das war ja von Prince auch so gedacht. Trotzdem, finde das Album ziemlich mitreißend.
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