Was von 2014 übrig blieb (IV) Robbies Reste Rampe? Oder was war da Anfang Dezember eher still und heimlich - und ...

Robbie Williams - Under The Radar Vol. 1























Was von 2014 übrig blieb (IV)

Robbies Reste Rampe? Oder was war da Anfang Dezember eher still und heimlich - und somit vollkommen untypisch für Robbie Williams - über seine Homepage veröffentlicht worden? 

Insgesamt 14 Songs zieren die als CD oder Download erhältliche Compilation "Under The Radar Vol. 1", die B-Seiten, unveröffentlichte Titel sowie Raritäten, die zwischen den Jahren 1997 und 2013 aufgenommen wurden, versammelt. Williams wollte sie unbedingt veröffentlicht und nicht nur auf seiner Festplatte schlummernd sehen und unterstellt seinem musikalischen Partner und Produzenten Guy Chambers, dass er über den Veröffentlichungsweg ohne viel Tamtam und Tournee nicht begeistert sein werde. 

Können sich denn wenigstens Fans von Robbie Williams an "Under The Radar Vol. 1" erfreuen? Ja, können sie, denn nach mindestens drei sehr schlappen Alben in Folge kann Williams hier mehrmals punkten oder zumindest seinen Standard halten. Sehr typisch sind der Stadionrock von "Climb On", das eingängige "Raver", das sowohl auf "Take The Crown" als auch auf "Reality Killed The Video Star" eine gute Single-Alternative gewesen wäre, oder "The Cure", ein weiterer Pet Shop Boys-Versuch im Schaffen von Williams, geraten. 

Fehlgriffe leistet er sich, neben der funky Disco-Nummer "The Pilot", ausgerechnet in seinem Fachgebiet "Balladen": das schlichte "Love Is You" und das weihnachtliche "The Edge" geraten doch etwas zu flach und schmalzig.  

Überraschende Töne präsentieren "Bully", überdrehter Glam-Rock, den man eher auf Queens Soundtrack "Flash Gordon" vermutet würde, "H.E.S.", in dem Williams mit tiefer Stimme den Folker gibt, "The BRITs", seine sprechgesungene Abrechnung mit den BRIT Awards 2013, und "National Treasure", zeitloser Piano-Pop wie aus der Hochzeit von Elton John oder Paul McCartney.

Das Anhängsel "Vol. 1" lässt vermuten, dass auf Robbies Festplatte noch mehr Schätze vergraben liegen und über kurz oder lang veröffentlicht werden. Nach dem Hören dieser ersten "Under The Radar"-Ausgabe darf man sich darauf freuen. 




Bereits die eröffnende Nick-Cave-goes-Stadionrock-Perle "Bully" steckt so manchen "Take The Crown"-Kandidaten problemlos in die Tasche. Ebenfalls auf großen Spuren wandeln Songs wie der halbakustische Schunkler "H.E.S.", die auf Arena getrimmte Singalong-Nummer "Climb On", der effektgeladene Dancefloor-Strampler "The Curse" oder die Adelung antiker 70s-Pop-Vibes namens "The Pilot".

Es gibt reichlich Schätze zu entdecken auf Robbies Festplatte, wenngleich nicht alles Gold ist, was glänzt. Eine müde vor sich hin dümpelnde Piano-Ballade wie "Love Is You" oder fingerschnippende Grüße in Richtung Paul McCartney ("National Treasure") hätten ruhig weiter im Verborgenen bleiben können.

Im Großen und Ganzen überwiegen aber die Oha-Momente, sodass man am Ende durchaus nachvollziehen kann, warum Guy Chambers dieser Tage nicht allzu gut auf Robbie Williams zu sprechen ist. Für den einen oder anderen Track dieses Albums würden andere Künstler vor der Veröffentlichung nämlich einen regelrechten Promo-Feldzug starten. Und das völlig zu Recht.
(Tonight)

Das Album hat keinen wirklichen Fluss, es ist eben eine Ansammlung an Songs aus verschiedenen Epochen und greift obendrein auf eine zeitlos wirkende Brit-Cembalo-Piano-Pop-Allianz namens "National treasure" zurück. Den Rückblick auf Williams Kokain-Zeiten in "Super Tony" braucht man nicht zwingend und "Love is you" bleibt eine eher alltägliche Ballade. Man fragt sich aber schon, wie "Greenlight" die Tracklist des unterdurchschnittlichen "Take the crown" verpassen konnte?! Nur weil es etwas mit "Ordinary world" schäkert?! Bitte. "The cure" gehört auch nicht zu Williams' schlechtesten George-Michael-und-Pet-Shop-Boys-Honorierungen.

Und man möchte zehn Mal lieber hören, wie Robbie Williams eine "Bullet" für seine Frau Ayda abfängt, als nochmals die leibhaftige Granaten-Abwehr von Bruno Mars zu erleben. Keine Frage: Guy Chambers knirscht zu Recht, dieses Album hat besseres Songmaterial als "Take the crown" und "Reality killed the video star" erahnen lassen. Mit der empathischen, stadiontauglichen Durchhalteparole "All climb on" beispielsweise erinnert Williams an "Escapology"-Zeiten, bedient sich ein wenig bei Michael Jacksons "Will you be there" und zaubert eine weitere Nummer aus dem Hut, die ihm viele schon nicht mehr zugetraut hätten. Der Eindruck des vergangenen Jahres scheint zu sich bestätigen: Er hat wieder Bock.
(Plattentests)


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