Für Phillip Boa gibt es eigentlich keinen Grund die Loyalität seiner Fans einzufordern. Im 28. Jahr veröffentl...

Phillip Boa And The Voodooclub - Loyalty



























Für Phillip Boa gibt es eigentlich keinen Grund die Loyalität seiner Fans einzufordern. Im 28. Jahr veröffentlich der Dortmunder mittlerweile Platten, die von den treuen Fans auch in schöner Regelmäßigkeit in die Charts gekauft werden, auch wenn es nicht mehr wie Anfang der 90er zu Top 20 Platzierungen reicht. Auch live möchten sie ihn und seinen Voodooclub immer noch und immer wieder erleben, so dass für den Rest des Jahres bereits 20 Konzerte in Deutschland terminiert sind. Koblenz steht erneut auf dem Programm, so dass meine Anreise kürzer nicht sein könnte. Ob noch einmal ein Interview ansteht, kann ich nicht sagen, aber kritische Fragen zu "Loyalty" müsste er sich von mir nicht gefallen lassen.

Von seinem 18. Album (wenn man ein Mini-Album und seinen Solo-Exkurs mitzählt) blickt einem wieder einmal ein Hund entgegen (wie seinerzeit auf "Boaphenia") und zum Ein-Wort-Plattentitel (sein Credo bis zum Soloalbum 1998) ist Phillip Boa auch endlich zurückgekehrt. Die viel versprechenden Erwartungen werden von den ersten Titeln bestätigt: "Black Symphony" ist streicherdurchtränkt, "Want" mitreißend, "Ernest 2" wohl die Fortsetzung von "Ernest Statue", "Loyalty" mal wieder eine Single mit äußerst einprägsamen Refrain und in "Sunny When It Rains" erklingt nach all den Jahren erneut eine Oboe. Phillip Boa und Pia Lund zeigen mal wieder, dass der Zusammenklang beider Stimmen mehr als die Summe der einzelnen Teile ist und nicht jeder Ton sitzen muss. Gäbe es nicht die Elektro-Experimente in "My Name Is Lemon" und die brachialen Gitarrenrock-Auswüchse in "Dream On Planet Cherry", hätte man nichts, worüber man sich neben "Lobster In The Frog" aufregen müsste - vielleicht würde die Platte aber ohne diese Titel ein wenig in Schönklang, Romantik und Midtempo zu versinken drohen. 
"Loyalty" lässt an vielen Stellen an frühere Zeiten denken und hinterlässt einen deutlich stärkeren Eindruck als die zuletzt eher mediokren Alben Boas.      

Wie gewohnt wurde die Platte in Malta aufgenommen, Frank Arkwright (Arcade Fire, Blur) übernahm das Mastern in den Abby Road Studios, Ian Grimble (Manic Street Preachers, Bombay Bicycle Club, Mumford & Sons) fungierte als Produzent und Brian Viglione (The Dresden Dolls) übernahm nicht nur die Rolle des Schlagzeugers, sonder auch die als Co-Produzent.
Neben der Standard CD (12 Titel) gibt es eine opulentere Deluxe Edition (u.a. mit den drei zusätzlichen Songs "Blue Film And The Jilted Breaks", "Censored" und "In Pastel Blue") und eine LP Version im Gatefold Sleeve. 



Im Musikexpress und im Rolling Stone setzte es Verrisse, hier einmal deutlich lobendere Worte:
Als Songwriter ist Boa weiter gewachsen - seine Texte sind erhaben, schön verzweifelt mit Bildern, die verwirren, an geniale Filmsoundtracks erinnern und unterhalb ihrer harten Schale immer Hoffnung und Schönheit vermitteln. Die Figur Adorno taucht auf, ist omnipräsent ("Black Symphony", "Loyalty") und wandert verwirrt und doch fasziniert durch die Jetztzeit. Der Song "Dream on Planet Cherry" hört sich an als ob man täglich locker den Sunset Strip heruntercruised und sieht, wie Hollywood Producer Kim Fowley mit einem Walking Stick, immer noch stolz und von sich überzeugt, mit erhobenem Haupt spazieren geht und leicht verunsichert die Veränderung der Welt beobachtet. Da sind die schmachtenden Lovesongs ("Til the Day we are Both Forgotten", "You are Beautiful and Strange") - Hymnen an die unerreichbar-romantische Liebe, von Boa gemeinsam mit seinem neuen Gitarristen Oli Klemm geschrieben. Oder hektisch wütend-rockende Songs ("Want") mit Elektroeinfluss, die Boa mit seinem Bassisten/Elektroniker Maik T. (aka The Leach) geschrieben hat. Außerdem sind schöne, an frühe Roxy Music erinnernde Pop-Avantgarde-Songs ("Sunny when it Rains", "Under a Bombay Moon Soon") auf dem Album zu finden. "Lobster in the Fog" ist eine musikalische und textliche Entdeckungsreise: Das Bild des Hummers, der durch den Nebel irrt und das könnte laut Boa auch die Figur Adorno sein, der hier wieder zwei Grundthemen sucht: Loyalität und Verrat. Die Musik rockt und schimmert endlos und die Arrangements und Instrumentierungen sind sehr homogen. Man merkt ihnen die Vielseitigkeit und Komplexität fast nicht an – genau das war und ist immer noch die Kunst des Voodooclubs.
(Badische Zeitung)

Phillip Boa mit Voodooclub unterwegs:

28.09.2012 Hameln, Sumpfblume
29.09.2012 Erfurt, Gewerkschaftshaus
04.10.2012 Koblenz, Café Hahn
05.10.2012 Konstanz, Kulturladen
06.10.2012 Aschaffenburg, Colos-Saal
25.10.2012 Ingolstadt, Eventhalle Westwerk
26.10.2012 A-Wien, Flex
27.10.2012 München, Freiheiz
01.11.2012 Weinheim, Café Central
02.11.2012 CH-Winterthur, Salzhaus
03.11.2012 Freiburg, Jazzhaus
08.11.2012 Trier, Exhaus
09.11.2012 Reutlingen, Kulturzentrum franz.K
10.11.2012 Köln, Gloria
16.11.2012 Fulda, KUZ Kreuz
17.11.2012 Dresden, Alter Schlachthof
23.11.2012 Celle, CD Kaserne
24.11.2012 Münster, Sputnikhalle
30.11.2012 Lingen, Alter Schlachthof
01.12.2012 Bochum, Zeche
07.12.2012 Kassel, Panoptikum
08.12.2012 Berlin, Huxley’s Neue Welt

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