Obwohl vor 4 Jahren mit "El Rey" das letzte Studioalbum von The Wedding Present erschien, konnten Fans der Band zwischendurch reichlich neue Tonträger erwerben, denn es erschienen seitdem nicht weniger als 5 Live-Alben, die deren Konzerte aus unterschiedlichen Jahren dokumentierten.
Aber David Gedge & Co. waren in der Zwischenzeit nicht untätig, tourten mit ihrem Klassiker "Bizarro", führten Wechsel auf der Position der Bassistin (raus: Terry de Castro; rein: Pepe le Moko) und schrieben neue Songs. Diese sind nun auf "Valentina", dem achten Album von The Wedding Present zu hören.
"Valentina" ist gut, aber nicht außergewöhnlich. Fans werden den typisch schrammelnden Gitarrenrock, der an ihre Frühwerke denken lässt ohne deren Klasse zu erreichen, zu schätzen wissen. Vielleicht werden sie aber auch die großen Melodien, den weiblichen Gesang und die abwechslungsreiche Instrumentierung, die Gedge bei Cinerama voll auslebte, ein wenig vermissen. Eine Ausnahme stellt hier "The Girl From The DDR" dar.
Auch dieses Jahr werden The Wedding Present auf Tour gehen, mit einem Live-Album darf auch wieder gerechnet werden, aber präsentiert wird den Konzertgängern dann "Seamonsters" aus dem Jahre 1991. Das spricht nicht gerade für die Qualität von "Valentina", oder?
In "You Jane" schrammelt die Gitarre splitternd los, weil Gedge keine Zeit als Trostspender verschwenden will. "Don't come crying to me / This is the way you want it to be." Doch weil Bassistin Pepe le Moko ein paar Elfengesänge spendiert, lässt er sich im allgemeinen Haudrauf erweichen und wird doch der Tarzan für die aufreizende Jane. In "End credits" verbindet Gedge amerikanische Laut-Leise-Dynamik mit britischem Jinglejangle, als hätten sich nicht Generationen von Bands über den großen Teich dafür verachtet. Hier gehören sie zusammen, weil The Wedding Present immer schon zwischen den Welten vermittelten. Auch das Taumeln von "Meet cute" zwischen verzerrtem Tumult und poetischer Erzählung gehört zu den bekannten Tricks dieser Band. Sie führen längst ein Eigenleben jenseits aller Moden.
Wer allerdings "Valentina" ist, bleibt offen. Man darf Gedge für einen romantischen Zyniker halten, wenn er sich in "The girl from the DDR" zu schweren Grunge-Gitarren daran erinnert, wie er die sprachliche Barriere eines naiven Ostmädchens schamlos ausnutzte. Der Schweizerin Le Moko sei Dank, dass wie den Dialog jetzt quasi im Originalton hören dürfen. "I've been using you / All this time / And it's not that I don't adore you." Ganz andere Aufrichtigkeit wartet im wunderbaren "Deer caught in the headlights": "If I were a painter / I'd just paint portraits of you." Weil Gedge aber kein Maler ist, tritt er eben umso beherzter aufs Fuzzpedal. Das ist wahre Liebe.
(plattentests.de)
Vier Jahre hat sich David Gedge (mittlerweile einzig verbliebenes Originalmitglied) mit seiner ewig währenden Band für ein neues Album Zeit gelassen. Aber es hat den großen Poeten des britischen Noisepop weiter reifen lassen – wenn man das so sagen darf. Die Gitarren kreischen zwischen schlanken Post-Wave-Strukturen aus Schlagzeug und Bass zwar immer noch hin und wieder schmerzhaft ins Innenohr, aber sonst ist man etwas besinnlicher, vielleicht gar etwas sanfter geworden. Was immerhin den zuckrigen Backingvocals von Bassistin Pepe le Moko ordentlich Platz einräumt. Bei »524 Fidelio« ist das Krachpedal dann ganz aus, es dominieren der Rhythmus und eine hypnotische Gesangsmelodie aus dem Hintergrund.
(intro.de)
7 Punkte
AntwortenLöschenGewohnte Kost von The Wedding Present. Aber nicht ganz so gut wie gewohnt.
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6,5
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