Jedes Jahr werden vom Verband unabhängiger Musikunternehmen die VUT Indie Awards verliehen. Ich darf in die Jurie für die Kategorie Bestes Album sitzen, die 2022 von Sophia Kennedy mit „Monsters“ gewonnen wurde. Mit dem Veröffentlichungstermin am 23. Mai verpasst sie jedoch mit „Squeeze Me“ die Auswahlkriterien für die diesjährige Ausgabe, deren Gewinner traditionell auf dem Hamburger Reeperbahn Festival bekannt gegeben werden. Die Veranstaltung wäre für Sophia Kennedy eine Art Heimspiel gewesen, denn die in Baltimore geborene Künstlerin lebt seit früher Kindheit in Deutschland.
Beim Blick auf das Plattencover fragt man sich, ob Kennedy für ihr drittes Album ihre musikalische Welt auf den Kopf stellt, jedoch können Freunde des minimalistischen, experimentellen, geheimnisvollen, bittersüßen Elektropops schnell feststellen, dass „Squeeze Me“ alle genannten Adjektive zügig abhakt.
Überraschende Momente und Songs lassen sich immer wieder leicht aufspüren: Da wäre die Piano-Ballade „Oakwood 21“, die von seltsamen Störgeräuschen untermalt ist, oder der Verweis auf „The Schlager Hitparade“ im Dubstep artigen „Runner“, den die Pet Shop Boys im letzten Jahr ebenfalls nutzten, oder das abschließende „Hot Match“, das zu Motorengeräuschen und monotonen Beats in Richtung Rock’n’Roll groovt.
Aufgenommen wurden die 10 Songs wieder gemeinsam mit ihrem musikalischen Partner Mense Reents (Die Goldenen Zitronen) in Hamburg Altona, veröffentlicht wurde „Squeeze Me“ von City Slang als CD und LP (black Vinyl).
Der schmale Grat zwischen Zu-dicht-dran und Zu-weit-weg ist auch das übergreifende Thema des Albums SQUEEZE ME, das wieder in kongenialer Zusammenarbeit mit Mense Reents entstanden ist. Die zischelnden Synthiebeats von „Drive The Lorry“ erinnern an Flash And The Pan und Grace Jones, an die sophisticated-glamouröse Seite der Achtziger, die durch skurrile Soundsplitter kontrastiert wird. „Hot Match“ zeichnet sich durch den so lässigen wie unwiderstehlichen Dancefloor-Sog aus, im Hit „Rodeo“ verschränken sich unbeirrt Classic-Yacht-Pop mit spooky Hintergrundchören – die Welt da draußen mag zwar existieren, man möchte sie aber lieber durch die Augen von Sophia Kennedy sehen.
1 Comments
Nicht ganz so spannend wie der Vorgänger: 7 Punkte.
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