Rialto - Neon & Ghost Signs


Louis Eliot begegnete mir erstmals zu Beginn der Britpop-Welle als Sänger der Band Kinky Machine mit „Shockaholic“ und „10 Second Bionic Man“, die zwar Einzug in den unteren Regionen der UK Charts hielten und auch gelegentlich in hiesigen Indiediscos gespielt wurden, aber beispielsweise nicht mit musikalisch ähnlichen Bands wie Supergrass oder Elastica mithalten konnten. Nach zwei Alben, die beide erfolglos blieben, war Schluss für Kinky Machine.



 


Anschließend gründeten Sänger Louis Eliot und Gitarrist Jonny Bull mit Rialto eine neue Band, die einen weniger klaren Rock-Sound im Sinne hatte und auf verspieltere und dramatischere Arrangements sowie beatleske Klänge setzte. Erst die dritte Single „Monday Morning 5.19“ zündete und erreichte Platz 37 der UK Charts, die Neuveröffentlichung der zweiten Single, „Untouchable“, erreichte anschließend sogar Rang 20. Überraschenderweise wurde die Band kurz vor der Veröffentlichung ihres Debütalbums von ihrer Plattenfirma East West gedroppt. Im Vereinigten Königreich erschien dann „Rialto“ über das Indielabel China Records und schaffte er auf Platz 21 der Charts, in Deutschland kam das Album mit anderem Cover noch über East West in die Plattenläden. Das wirklich tolle, im Sommer 1998 veröffentlichte Debütalbum von Rialto steht sehr weit oben auf meiner Vinyl-Wiederveröffentlichungs-Wunschliste. 


  


Das gilt nicht für die „Girl On A Train“ EP (2000) und „Night On Earth“ (2001), die Rialto mit verändertem Lineup und einer Verschiebung zu elektronischeren Klängen anschließend herausbrachten. Der Erfolg blieb aus, so dass nach zwei Alben Schluss für Rialto war. 

Louis Eliot, mittlerweile 57 Jahre alt, veröffentlichte 2004 noch ein Soloalbum („The Long Way Round“) sowie 2010 „Kittow's Moor“ unter dem Namen Louis Eliot & The Embers. Zudem war er als Songschreiber für andere Künstler (beispielsweise Lily Allen oder Will Young) aktiv oder auch Tourmusiker in der Band von Grace Jones. 

Vor sechs Jahren musste Eliot während eines Spanienurlaubs für eine Notoperation ins Krankenhaus gebracht werden und war nur wenige Stunden vom Tod entfernt. Dies führte für den Londoner gleich in mehreren Bereichen zu einer Neuausrichtung oder Rückbesinnung und damit auch zur Wiedergeburt von Rialto. 


 


Dort, wo jetzt Rialto drauf steht, ist aber lediglich Louis Eliot enthalten. „Neon & Ghost Signs“ entstand ohne Mitwirkung der alten Weggefährten und wurde nahezu allein von Eliot komponiert und aufgenommen. Lediglich „Cherry“ und „No One Leaves This Discotheque Alive“ wurden mit Frederick Macpherson, dem Sänger der Band Spector, und dem Produzenten und Multi-Instrumentalisten Tam Johnstone geschrieben.
Der Opener „No One Leaves This Discotheque Alive“ ist ein großartiger Disco-Song,  der Rialto und Kylie Minogues „Can’t Get You Out Of My Head“ kreuzt. Hiervon hätte Oliver bestimmt gern ein Mash-Up, oder? Das anschließende „I Want You“ ist ein Glam-Rock-Stampfer, der an Goldfrapp denken lässt. Der Titelsong ist Synthpop, „Car That Never Comes“ ein bluesiger Rockabilly-Song, der mit diversen Auto-Geräuschen spielt und vielleicht so etwas wie Rialtos „Personal Jesus“ sein wird. „Cherry“ orientiert sich am funky David Bowie der 80er Jahre und „Put You On Hold“ könnte auch wieder auf einem Disco-Album von Kylie Minogue zu finden sein. Eher die ruhigen, romantischen „Sandpaper Kisses“ und „Gone“ würde man als klassische Rialto-Songs bezeichnen.

„Neon & Ghost Signs“ ist das zweitbeste Album von Rialto und erscheint am 25. April als CD, Kassette und LP (white Vinyl, neon pink Vinyl, Glow In The Dark Vinyl) über Fierce Panda Records.


 




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