„Nimm nicht alles so schwer, Maja!“, möchte man der Wahl-Berlinerin zurufen. Immerhin hat die Singer/Songwriterin mit Bronze Rat Records e...

Mynolia - All Things Heavy


 

„Nimm nicht alles so schwer, Maja!“, möchte man der Wahl-Berlinerin zurufen. Immerhin hat die Singer/Songwriterin mit Bronze Rat Records ein renommiertes Indie-Label für ihr Debütalbum gefunden und die Plattenkritiken sind auch durch die Bank positiv.
 
Auf dem 10 Song starkem „All Things Heavy“ wandelt Maja Presnell / Mynolia, die Wurzeln in Neuseeland und Kanada hat, zwischen malerischem Dreampop und ätherischem Dark-Folk. 

Man mag den sanften Gesang mit seinen säuselnden Hintergrundstimmen, die monoton vor sich hin tropfenden Beats sowie das entspannte Gitarrenspiel wenig aufregend finden oder man kann sich von der erzeugten melancholisch-wehmütigen Stimmung einlullen lassen und sich an dezent platzierten Earcatchern (ein perlendes Klavier hier, ein softes Saxophon da und surrende Elektrosounds dort drüben) erfreuen.  


 


Anders als bei vielen ihrer ähnlich ausgerichteten Kolleginnen ist Mynolia bei aller Melancholie dann auch kein musikalisches Klageweib, sondern weiß genau zwischen Utopia und Eskapismus, Zynismus und Stoizismus, Hoffnung und Traumtänzerei zu unterscheiden und richtet ihre Weltsicht nicht ausschließlich an der Schwermut aus, sondern sieht auch die kleinen Absurditäten, die das Leben in der Summe ausmachen, auch mal mit einem zwinkernden Auge. Beispielsweise indem sie in dem Song "White Noise" ihren eigenen Herzschlag als Rettungsanker vor dem Rauschen traumloser Nächte ausmacht oder sich in "Baby AI" über die kollektive Angst vor künstlicher Intelligenz lustig macht. Das alles ist gekleidet in von wunderschönen Melodien getragenen, ebenso erdigen wie sanftmütigen Gitarrenpop-Sounds mit dezentesten elektronischen Elementen, "Hues Of The Blues" (wie einer ihrer Titel heißt) und meist mittels verhallten Chören erzeugten Dreampop-Klangwolken. 


 


Besonders in den Bann gezogen wird man von „White Noise“, ein Song über das Gefühl von Einsamkeit. Mynolia erzählt, dass es ihr reicht, einen anderen Herzschlag als den Eigenen zu hören, um sich nicht mehr so einsam zu fühlen. Ein schmerzlich melancholischer Song, in dem ihr klar zu werden scheint, welche Bedeutung es für sie hat in Gesellschaft (besonderer) Menschen zu sein. „I forget the future is even coming“, singt sie und erinnert an Momente, in denen man genau das gefühlt hat.
Bis auf einen Pianopart auf „Goldrush“ gibt es wenige musikalische Ausbrüche oder Überraschungen, dabei wird es aber trotzdem nicht monoton. Mynolia ist auf der ganzen Welt aufgewachsen, kann keine klaren Wurzeln definieren und doch wirkt es, als hätte sie bereits jetzt Wurzeln in einem Genre geschlagen, das von Natur aus sehr komplex ist. Und nicht nur das, sie weiß es auch noch zu bedienen.




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