Geschichtsstunde mit meinem Bruder Joerg. Das Thema: Otto von Bismarck.
Es passiert nicht oft, dass mir Platten von Bands und Musikern, die ich nicht ohnehin schon seit Jahren höre, komplett den Boden unter den Füßen wegreißen. Bei Otto von Bismarcks Album „Zu viele Erinnerungen“ ist genau das der Fall.
Otto von Bismarck erfindet Dinge nicht neu, aber er setzt sie anders und unerwartet zusammen. Schwere Popsongs und leichten Funk, sanfte Housebeats und Indie-Credibility.
Das (man verzeihe mir den überstrapazierten Begriff) „soulige“ Rhodes-Piano, das sich wie ein roter Faden durch das Album zieht, wirkt dabei wie der Antagonist zu Otto von Bismarcks rauer und zerbrechlicher Stimme, die von der spärlichen und dennoch abwechslungsreichen Instrumentierung perfekt getragen wird.
Ein Piano hier, eine dezente Gitarre da, fast plätschernd groovende Drums oder auch mal eine beiläufige Drum-Machine bilden den Soundtrack zu den Geschichten, die den Hörer mit Sätzen wie „Aber vielleicht bin ich dir ja schon viel zu viel. Vielleicht ist dir das alles ja schon viel zu viel“ (Leichtes Spiel) mit ihrer nackten Ehrlichkeit entwaffnen, wie man es bisher höchstens von einem Tom Liwa kannte.
Immer wieder aufgebrochen wird die Schwermut durch Songs wie die quasi obligatorische Berlin-Hymne „Die abgefackteste Stadt“ mit ihrem mir irgendwie bekannt vorkommenden Basslauf, oder dem schräg verfrickelten Stück „Roboter“. Und so sehr man Otto von Bismarck für dieses wirklich fantastische Album den großen Durchbruch wünscht, so wenig gehört die Intimität, die „Zu viele Erinnerungen“ ausmacht, auf große Bühnen.
Ich persönlich allerdings wünsche mir, auf dem Water-Floor des Berliner Clubs Watergate mit Blick auf die Spree zu einem DJ Koze-Remix von „Der Winter ist vorbei“ in den Sonnenaufgang eines Frühlingsmorgens zu tanzen. Nochmal und nochmal.
7,5 Punkte
AntwortenLöschenNicht all zu viele Punkte... 5 Punkte
AntwortenLöschenUnterhaltsam. 7 Punkte
AntwortenLöschenAxel gibt 5: puh
AntwortenLöschen