Kauft euch diese Platte - und ihr werdet enttäuscht sein. Denn ab diesem Zeitpunkt werdet ihr ständig zu...

Beirut - The Rip Tide



















Kauft euch diese Platte - und ihr werdet enttäuscht sein. Denn ab diesem Zeitpunkt werdet ihr ständig zum Schallplattenspieler rennen und "Start" drücken bzw. die Platte umdrehen müssen, denn sie ist a) mit 33 Minuten (bei nur 9 Titeln) viel zu kurz und b) einfach toll.
(Was natürlich immer noch besser ist als viel zu lang und schlecht dazu.)

"The Rip Tide" ist das dritte Album von Beirut und stellt ein Destillat aus ihren vorherigen Veröffentlichungen dar. Zach Condon und seine Mitstreiter haben sich also nach dem Balkan, Frankreich und Mexiko nicht einfach ein neues Reiseziel und musikalisches Forschungsgebiet ausgewählt, sondern vielmehr zu sich selbst gefunden und die prägendsten Sounds aus "Gulag Orkestar" (2006), "The Flying Club Cup" (2007) und der Zusammenstellung "March Of The Zapotec" (2009) gefiltert.

Nachdem meine Begeisterung mit den beiden letzten Veröffentlichungen doch ein wenig nachgelassen hatte, bin ich von "The Rip Tide" wieder vollkommen überzeugt. Große, schwermütige Melodien, dazu spielen Akkordeon und Ukulele auf, werden dezent von Synthesizern unterstützt und wieder und wieder erschallen die Bläser und setzen sich im Gehörgang fest. "A Candle's Fire" und "East Harlem" haben die Klasse, um sich direkt neben "Postcards From Italy" und "Nantes" einzureihen. Und schon muss ich wieder die Platte umdrehen gehen...


Das erste Lied der Platte, „A Candle’s Fire“ noch gewohnt mit daher Trommeln, Trompeten und Gitarre. Ein bisschen Balkan für die Seele. Dennoch ist der Opener ein leiser Abschied von der tiefen Traurigkeit. Plötzlich kommt „Santa Fe“ – eine Hommage Zach Condons an die Hauptstadt New Mexicos. Dort studierte er und bastelte sein erstes Beirut-Album zusammen. Es muss eine aufgeweckte Stadt sein, denn die Synthesizer hüpfen fröhlich durch den Song. Man hat das Gefühl, in einem schönen alten „Ami-Schlitten“ durch die Stadt zu fahren. Sommergefühl und gute Laune machen sich breit. Die bisher spärliche Verwendung von elektronischen Elementen der Band wird in „Santa Fe“ wett gemacht. Vielleicht ein bisschen gewöhnungsbedürftig für Freunde des alt-bewährten Beirut-Sounds. Nach mehrmaligem Hören entfaltet der Song dann aber seine Wirkung. „East Harlem“ nimmt den Schwung wieder raus und scheint auf das Folgende vorbereiten zu wollen – „Goshen“. Und da ist sie wieder – die alte Melancholie, von der sich Beirut-Fans so gern betören und verzaubern lassen. Dezente Instrumentierung machen diese Klavierballade perfekt zum Leiden und im Selbstmitleid versinken. Danach erholt sich das Album ein wenig, geht über „The Rip Tide“ bis hin zu „Vagabond“ wieder mehr auf sonnigere Gemüter zu. Schnellere Rhythmen schließen gar tänzerische Ambitionen nicht aus. Das vorletzte Lied „The Peacock“ gerät dann wieder ruhiger und wagt nicht aus der Behäbigkeit auszubrechen und plätschert vor sich hin. Der Schlusssong „Port of Call“ ist dann, wie schon die Eröffnung, wieder typisch Beirut. Ein verträumtes Glockenspiel und eine puristische Gitarre. Der obligatorische Einsatz von Bläsern rundet den Song und das Album schließlich ab. Die Augen zu und mit Zach Condons Stimme dahin schwelgen und schweben. Ein zufriedenstellender Schluss. Ein schönes Album fürs Tagträumen und Nichtstun.
(mephisto 97.6)

12 Kommentare:

  1. Das erste Mal, dass mir ein Beirut Album gefällt, dann aber richtig

    8 Punkte

    AntwortenLöschen
  2. Und ich gebe schon wieder: 8.5 Punkte! Oder ist das kontingentiert?

    AntwortenLöschen
  3. Nee, nicht wirklich durchgängig meins.
    Nur 7 Punkte von mir.

    AntwortenLöschen
  4. Auch 9 von mir. Mein Album des Jahres, denke ich.

    AntwortenLöschen
  5. In meinen Augen das beste Album von Beirut: 8,5 Punkte

    AntwortenLöschen
  6. Hmm, ich bin etwas weniger euphorisch und geselle mich punktemäßig zu Gudrun.

    -7- Punkte

    AntwortenLöschen
  7. es lief immer mal wieder. aber mehr als zur kenntnis nehmen kann ich es leider nicht.

    6,5 Punkte

    AntwortenLöschen
  8. Da muss sich bei Ursula wohl ein Zahlendreher eingeschlichen haben.

    9 Punkte

    AntwortenLöschen