"Let's do the time warp again!" Erland And The Carnival entführen uns erneut in die 60er und 70er Jahre. Damals erscheinen die Alben noch fast im Jahrestakt und genau so handhabt es auch das Quintett um Sänger Gawain Erland Cooper und das ehemalige Mitglied von The Verve und Blur Simon Tong, denn deren Debütalbum ist nicht einmal 15 Monate alt. Dem Sound entspricht das antiquierte Plattencover, passend zur Qualität von "Nightingale" ist das darauf befindliche, Luftsprünge vollführende Mädchen. Diese Platte mit ihrer Mixtur aus folkigem Britpop mit psychedelischem Einschlag überzeugt so sehr, wie sie überrascht, denn das Debüt basierte im Gegensatz zu "Nightingale" noch auf Interpretationen alter englischer und schottischer Folksongs. "Emmeline" und "Springtime" sind die Hits, die das letzte The Coral Album vermissen ließ, "I'm Not Realy Here" mit seinen spooky Orgelsounds wäre die ideale Untermalung für jede Edgar Wallace-Verfilmung und - wenn wir schon bei schwarz-weißen Bildern sind - "This Night" verlangt regelrecht nach einer Visualisierung im Stile eines Auftritts im legendären Beatclub.
Mit elektronischen Hilfsmitteln wurde der Longplayer in einem alten Schiff aufgenommen, welches seit Jahren auf der Londoner Themse vor sich hin modert. Diese Tatsache erklärt sicherlich diese extreme Kreativität und Verspieltheit, die man auf Nighingale findet. Nichts will typisch klingen, oder wie einmal gehört. Dazu kommt dann noch das Talent es nicht belanglos sondern fesselnd aufzunehmen. Lieder, die im Gedächtnis haften bleiben.
Und nebenbei klingen die 13 Stücke folkig und irgendwie auch psychedlisch. Eine seltsame aber auch frische Mischung. Alles wirkt leicht düster und als würde nur der Mondschein für winziges Licht sorgen. Mit viel Liebe zum Detail wurde ein Sound entwickelt, der vielversprechend süchtig macht. Bestes Beispiel ist sicherlich Wealldie, mit dem wohl wenig ansprechendem Titel, aber extrem verspielten Klänge lenken davon ab. Wenn der Gesang ein Gang zurück genommen wurde und ein kaputt klingendes Schlagzeug im Vordergrund steht, lauscht man ungewohntes Terrain.
Auf jeden Fall eine Steigerung zum Vorgänger, der ein wenig in der Masse unterging. Der Nachfolger dagegen weißt Stärke und Eigensinn. Selbst wenn manche Tracks gruselig klingen, hier steckt Leben drin. Von Erland & The Carnival werden wir garantiert noch mehr in 2011 hören und sehen.
(der impuls)
Die späten Sechziger und frühen Siebziger Jahre bleiben mit Folk und Psychedelic Rock der Kern der Inspiration, doch wählen Stücke wie das eingängige „Springtime" und die im Albumdurchschnitt eher schwache Vorabsingle „Map Of An Englishman" musikalisch modernere Wege und ersetzen die Hammondorgel durch wavig klingende Synthies. Am stärksten bleiben Erland & The Carnival, wenn sie Gruselgeschichten erzählen, die aus uralten Zeiten zu stammen scheinen und damit eine derartig dichte Atmosphäre kreiiern wie im bedrohlichen „Emmeline" oder dem Titeltrack. Ein weiterer Höhepunkt findet sich in dem fragilen Folksong „East & West". Die zarte Melodie klingt vertraut, so als habe man dieses Lied bereits in einem Dutzend von Frühlingen gehört, schwach in der Ferne, wie durch das offene Fenster hereingetragen. Heimat statt anheimelnd, die Art Lied, die man zum Einschlafen und Aufwachen zugleich hören möchte.
(crazewire.de)
Erland And The Carnival auf Tour:
27.04.11 Köln, Blue Shell
28.04.11 Hamburg, Prinzenbar
29.04.11 Berlin, Privatclub
30.04.11 Dresden, Beatpol
02.05.11 Frankfurt, Das Bett
06.05.11 Schorndorf, Manufaktur
Welch großartiger Retro-Pop!
AntwortenLöschen8,5 Punkte
8 Punkte von mir.
AntwortenLöschenLive fünf Nummern besser als auf Platte.
AntwortenLöschenFürs Album von mir daher auch nur 7,5 Punkte
7,5 Punkte
AntwortenLöschenErland und Co brauchen eindeutig mehr Aufmerksamkeit, denn die Musik ist wirklich gut. Meine Highlights sind „Map of an Englishman“, „East & West” oder „Dream of the Road”
AntwortenLöschen8,5 Punkte