Düsterer Indierock, vorgetragen mit sonorer Singstimme, hat es, wie die Beispiele Interpol, Editors, The Twilight Sad und The National zeige...

I Like Trains – He Who Saw The Deep


















Düsterer Indierock, vorgetragen mit sonorer Singstimme, hat es, wie die Beispiele Interpol, Editors, The Twilight Sad und The National zeigen, leicht bei Platten vor Gericht. In die gleiche Kategorie gehören auch I Like Trains, die als iLiKETRAiNS mit ihren ersten Veröffentlichungen „Progress Reform“ (2006) und „Elegies To Lessons Learnt“ (2007) hier gute Wertungen erhielten. Was sie von den eingangs genannten Bands unterscheidet, und warum sie noch nicht deren Bekanntheitsgrad erreicht haben, ist, dass sie bisher keine kurzen, prägnanten Single-Kandidaten hatten, die mit ihrer Catchiness das Herz der Massen erreichen konnten. Auch auf ihrem neuen Album schrammen Songs wie „When We Were Kings“ oder „A Father’s Son“ knapp daran vorbei. Erneut setzen I Like Trains vermehrt auf elegische bis epische Songs, die sich langsam an einen Klimax heranschleichen und bei denen man vielleicht mehrere Hördurchläufe benötigt, um deren Hookline / Größe zu erkennen. Bestes Beispiel (und Höhepunkte) auf der neuen Platte ist hierfür das über 8minütige „Sea Of Regrets“.

Auf „He Who Saw The Deep“ sind im Vergleich zu früheren Veröffentlichungen vermehrt Streicher zu vernehmen, sind die rockenden und dröhnenden Gitarrenwände deutlich reduziert, wird das vertrackte Laut/Leise-System durch den bombastischeren Sound deutlich in die Ecke gedrängt. Dies dürfte sich vor allem bei Live-Umsetzungen des Programms ändern. Wie großartige diese sein können, davon konnte ich mich beim Haldern Festival vor 2 Jahren überzeugen - trotz unpassendster Bedingungen: Samstag Mittag auf der Hauptbühne, vor zu wenigen Zuschauern und viel zu hoher Temperatur.

Ein weiterer Grund dafür, dass I Like Trains dieses Jahr hier gut abschneiden werden, ist, dass sich mit Christoph und Oliver gleich zwei Plattenrichter einem Aufruf der Band folgten und sich an den Produktionskosten von „He Who Saw The Deep“ beteiligten. Die Methode, sich über verschiedene teure Pakete (mit gestaffelten Angeboten von Platte mit Autogrammen bis hin zu persönlichen Konzerten) die Aufnahmekosten von Fans mitfinanzieren zu lassen, scheint sich bei bereits etwas bekannteren Künstlern wie I Like Trains, The Indelicates oder The Irrepressibles zu rentieren und durchzusetzen.



Der Opener “When were are King” geht ungemein eingängig und flott zur Sache, traut sich aber auf halber Strecke leider nicht zur geboteten Härte. Das zweite Highlight zügiger Gangart ist “Sirens”. Im weiteren Verlauf geht es allerdings mehr als besinnlich zu. Fast lautlos, schenken uns die Briten mit “Hope Is Not Enough” den vielleicht besten Song des Albums. Eine leise und gemächlich dahintickende, geflüsterte Ode von schlichter Schönheit. Ansonsten ruhige glatte See, kaum Wellengang.

Sänger Dave Martins kann zwar immer noch nicht singen, aber sein sonorer, tiefgestimmter Sprechgesang zieht durchaus in den Bann. Und so klingen I Like Trains auf “He Who Saw The Deep” gefälliger und glatter als ja zuvor. Schönklang a`la Sigur Rós herrscht vor. Soweit, so gut. Artverwandte wie Her Name is Calla allerdings loten Grenzen eher aus, Interpol sind kraftvoller oder haben wie The Twilight Sad Eier (sic).

Und damit komme ich zu dem klitzekleinen Problemchen, das ich mit dem ansonsten gelungen Zweitling “He Who Saw The Deep” habe. I Like Trains standen zwar noch nie für flottere Töne, aber bei dieser stillen See und dem leise Auf und Ab stellen sich bei mir gewisse Ermüdungserscheinungen ein. Ein wenig zu schön, lullen mich die ruhigen Songs und der brummende Bass auf Dauer ein. Konsequenterweise ist für mich “Sirens” einer der Highlight auf dem Album. Allerdings hege ich die Hoffnung, das “He Who Saw The Deep” zu den Alben gehört, die mit der Zeit wachsen.
(schallgrenzen.de)


I Like Trains bestimmt nicht mit der Deutschen Bahn unterwegs durch Deutschland:

12.01.11 Berlin, Comet Club
17.01.11 Heidelberg, Karlstorbahnhof
18.01.11 Münster, Gleis 22
19.01.11 Köln, Gebäude 9
21.01.11 Hamburg, Knust
22.01.11 Dresden, Beatpol
23.01.11 Frankfurt, Brotfabrik
24.01.11 München, Kranhalle

6 Kommentare:

  1. Der etwas langsamere, dunklere Bruder von "High Violet". Leider auch weniger eingängig.

    6,5

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  2. Beim nächsten Mal bitte wieder etwas mehr Pepp!

    7 Punkte

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  3. Viel zu fröhlich leider. Aber I Like Trains bleiben eine tolle Band. Trotzdem nur

    7,5 Punkte.

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  4. Die Bahn mag ich aktuell nicht so. Aber ich mag I like trains. 8 Punkte

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  5. Ich mag die DB. Und auch ilketrains. Aber ich glaube der Vorgänger war besser. Schau' mer ma, ob sich das Album zum Grower entwickelt.

    -7,5 Punkte

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