Die US-amerikanische Musikerin kommt im Vor- und Nachnamen mit insgesamt zwei Vokalen und zwei Konsonanten aus. Ähnlich minimalistisch zeigt sie sich auch bezüglich ihrer Musik. Meistens hören wir einen monoton, aber flott pluckernden Drumcomputer, dazu Neales glockenhelle Stimme, ergänzt um Gitarre und ein elektronisches Instrument, beispielsweise ein Onmichord oder ein Mellotron, das dem Ganzen oftmals einen psychedelischen Touch verleiht.
Von den 9 Songs ihres vierten Albums passen vom Opener „Wild Waters“ (sogar mit einer Art Handclaps angereichert) über „Down On The Freeway“ und „Come On“ gleich drei Lieder zu dieser Beschreibung. Ein weiteres Drittel, „All Good Things Will Come To Pass“, „Tell Me How To Be Here“ und „New Ages“, soll offensichtlich Velvet Underground-Reminiszenzen darstellen. Ohne den maschinellen Rhythmus kommen die ruhigeren, sühärischen „Sleep Through The Long Night“ und „All Is Never Lost“ aus, „There From Here“ ist zum Abschluss des Albums eine hübsche Piano-Ballade.
Auch ihrem Lo-Fi-DIY-Ansatz sowie der Zusammenarbeit mit Guy Blakeslee bleibt Lael Neale auf „Altogether Stranger“ treu. Das Album ist auch hinsichtlich seiner Spielzeit (32 Minuten) und seiner Vinyl-Varinten (Lavender Marble Vinyl, Magenta Transparent Vinyl) nicht gearde ausschweifend unterwegs.
Lael Neale schafft mit solchen Zutaten eine charmante Dröhnmusik, die in ihrer solipsistischen Anmutung jede Menge schrägen Charme freisetzt. Man kann sie sich in einem Film von Quentin Tarantino vorstellen. Als Künstlerin, die gerade in einem kleinen Club vor sieben Zahlenden auf der Bühne steht, als die Handlung die Hauptdarsteller in den Club führt, wo sie diese mit ihrer Darbietung für ein paar Minuten alles vergessen lässt. All Is Never Lost singt sie gegen Ende des Albums. Ein tröstlicher Gedanke, selbst wenn er nicht besonders belastbar erscheint, wenn man an das Universum denkt. Andererseits: Woran sollte man sich sonst erbauen?
In "Come on" nimmt das Omnichord wieder eine Hauptrolle ein, während Neale ihre Stimmlage hochschraubt und den Eindruck verstärkt, man würde einen Sixties-Pop-Hit aus einer anderen Dimension empfangen. Nicht nur hier beweist die Künstlerin, wie sie selbst mit minimalen Mitteln raumfüllende Texturen produziert und jeden Song vollkommen erscheinen lässt.Im Schlussdrittel verliert "Altogether stranger" etwas an Dynamik, was allerdings nicht allzu stark ins Gewicht fällt, da auch die ruhigen Stücke für sich stehend funktionieren. Da lässt "New ages" einen Schellenkranz an den Überbleibseln eines Surf-Rock-Riffs verhallen oder "All is never lost" die Illusion entstehen, dass im Hintergrund ein kleines Orchester brodelt. Das finale "There from here" setzt mit wenigen Piano-Tönen auf die ultimative Reduktion, verbindet eskapistische Sehnsüchte mit der trüben Vorhölle eines Flughafens. Keine rosigen Aussichten für die Erzählerin, und doch fühlt sich der Song in seiner sakralen Einfachheit wie die gesamte Platte ungemein trostspendend und hoffungsvoll an. Lael Neales Musik flackert wie ein Licht im Nebel, das einen auch dann wärmt, wenn man es nicht greifen kann.
1 Comments
In der Vorstellung des Vorgängeralbums sprachst du von Klapphandys. Jetzt von Handclaps. Wird da eine Serie draus? Knappe 7,5 Punkte.
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