Als es hieß, dass Vince Clarke ein Soloalbum veröffentlichen würde, fragte ich mich einerseits, ob es stilistisch in Richtung Synth-Pop (wie mit Depeche Mode, Yazoo und Erasure) oder in Richtung Techno (als VCMG mit Martin Gore) tendieren würde und andererseits, ob er erstmals selbst singen oder ehemalige Mitstreiter (wie Alison Moyet, Martin Gore oder gar Feargal Sharkey) für die Gesangsparts ins Studio einladen würde.
Mittlerweile habe ich herausgefunden, dass die Antworten auf diese Fragen „weder noch“* und „nein“ lauten.
„Songs of Silence“ erschien bereits vor gut einem Monat über Mute Records, un d zwar auf CD und LP (black Vinyl). Clarke befolgte darauf zwei selbst formulierten Regeln: erstens, dass die Klänge, ausschließlich von einem Eurorack-Modularsynthesizer-System stammen sollten und zweitens, dass jeder Track auf einer einzigen Note basieren und eine einzige Tonart beibehalten sollte.
* sphärisch-düstere, (nahezu) instrumentale Soundscapes zwischen Ambient („Imminent“, „Red Planet“) und Filmmusik, die in einem Soundtrack eingesetzt Spannung erzeugen („White Rabbit“) oder bedrohliche Wirkung erzeugen könnten („Passage“). Etwas aus der Reihe schlägt das in Zusammenarbeit mit Reed Hasy (Cello) entstandene kammermusikalische „The Lamentations of Jeremiah“.
Dabei entstehen Soundlandschaften ähnlich klassischem Brian-Eno-Ambient und Tracks aus dunkelgrauen Drones. Das erinnert an die Berliner Schule und an elektro-akustische Werke zeitgenössischer Komponisten. Der wortlose Gesang der Opernsängerin Caroline Joy verleiht manchen der Tracks einen pastoralen Charakter. Und in „The Lamentations Of Jeremiah“, das auf „Blackleg Miner“, einem englischen Folksong aus dem 19. Jahrhundert basiert, zeigt Clarke, wie variationsreich das oft missverstandene Genre Ambient sein kann.
Natürlich "anders", aber mindestens auf dem Level des aktuellen Depeche Mode-Albums. 7 Punkte
AntwortenLöschen"Atmosphärisch" nennt man das wohl. 6,5 Punkte
AntwortenLöschen6 Punkte
AntwortenLöschen