34 Jahre alt, vegan, straight edge, pansexuell, erfolgreiche Schauspielerin, in der Klatschpresse wegen ihrer Beziehung zu Kristen Stewart und Mutter eines Sohnes, den sie nach einem Song von The Clean Indigo Blue Honey Sokolinski benannte. Darüber hinaus konnte Stéphanie Alexandra Mina Sokolinski unter dem Namen Soko als Musikerin von sich Reden machen, denn ihre Debütsingle „I’ll Kill Her“ wurde 2007 in Dänemark und Belgien nicht nur zum Indie-Hit sondern fand sich auf den Plätzen 2 bzw. 3 der regulären Charts wieder. Zudem gelang ihr mit „We Might Be Dead By Tomorrow“ Dank der Verwendung im Video-Projekt „First Kiss“ ein Top Ten-Hit in den USA (#9).
Aber wir möchten hier natürlich über Alben sprechen, diese hören und bewerten. Da trifft es sich gut, dass Soko nach „I Thought I Was An Alien“ (2012, Platz 57 bei Platten vor Gericht mit 7,278 Punkten) und „My Dreams Dictate My Reality“ (2015, Platz 169 bei Platten vor Gericht mit 6,5 Punkten) nun ihre dritte Platte veröffentlicht hat.
Auch auf „Feel Feelings“ zeigt sich Stéphanie Sokolinski äußerst vielschichtig und wandlungsfähig. Der Schlafzimmer-Pop kann mit den Adjektiven säuselnd, sanft, sinnlich, sexy und spacig beschrieben werden und ist, zwischen Serge Gainsbourg und Air liegend, unschwer als französisch zu erkennen. Auch, weil Soko auf „Blasphème“ erstmals ihre Muttersprache in einem Song nutzt.
„Feel Feelings“ besteht aus 12 Songs, die Liebe, Trennung oder auch häusliche Gewalt thematisieren, eine Gay-Power.Hymne („Oh To Be A Rainbow“) beinhalten und größtenteils von Patrick Wimberly (Charlift) produziert wurden, der auch die Liste der Gastmusiker - u.a. Dustin Payseur (Beach Fossils), Sean Lennon, James Richardson (MGMT), Colin Caulfield & Andrew Bailey (DIIV) sowie Meg Duffy (Hand Habits) - anführt. Die Aufnahmen fanden in New York statt und wurden in Los Angeles mit dem finalen Mix von Chris Coady (Beach House, Slowdive) abgeschlossen.
Gerade in ihrem ungekünstelten, nachdrücklichen Gesangsgestus kratzt sie so mit Nachdruck wunde Stellen auf. Bestes Beispiel: “Don’t Tell Me To Smile”, in dem sie ihre Außenseiterrolle und tief verwurzelte Depressionen thematisiert. Doch trotz einiger recht deftiger Themen ist Sokos drittes Album kein verzweifeltes, sondern ein mutiges. Eines, das sich der großen Probleme bewusst ist, sie jedoch mit viel Willenskraft neben die Sonnenseiten des Lebens porträtiert. So können auch Texte wie “I have never been anyone’s favourite person” reflektiert und verdaut werden. Für die lauen Sommernächte pinselt “Feel Feelings” so eine nahezu magisch funkelnde Kulisse an die Wände von verlassenen Innenhöfen, einsamen WG-Zimmern und tiefsinnige Gesprächsrunden. Eine verträumte Reinkarnation einer Rebellin, die sich zwischen Sonnen- und Schattenseiten ein eigenes Reich erschaffen hat.
Ihr drittes Album liefert nun verträumt-nebulöse Soundscapes. FEEL FEELINGS klingt verschwommen, verführerisch, manchmal regelrecht sexy, man höre nur „Oh To Be A Rainbow“. Musikalisch erinnert das Ganze an Indie-Acts wie King Krule („Don’t Tell Me To Smile“) und Mac DeMarco („Quiet Storm“), aber auch mal an Serge Gainsbourg, besonders in „Blasphémie“ – Sokos erstem französischsprachigen Song.Der Schlüsselsong aber ist „Being Sad Is Not A Crime“, in dem Soko Selbstliebe und gesellschaftlichen Druck thematisiert: „I am a threat to myself and I understand you are just trying to help“, singt sie und spricht von einem „needless suffering“, welches sie sich selbst aufgebrummt habe. Der Refrain („You make me feel like a child“) ist ein Hinweis auf ihren 2018 geborenen Sohn Indigo, der auch im dazugehörigen Musikvideo auftaucht.
Säuselnder French-Pop für höchstens 5,5 Punkte.
AntwortenLöschenVon mir kommen dieses Mal auch nicht mehr als 6 Punkte.
AntwortenLöschen6 Punkte
AntwortenLöschen5 Punkte
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