Es fühlt sich so an, als ob eine Ewigkeit seit dem letzten Album von Of Monsters And Men vergangen wäre oder zumindest so, als ob der zeitliche Abstand deutlicher größer gewesen wäre als zwischen „My Head Is An Animal“ (2011) und „Beneath The Skin“ (2015). Dabei liegen tatsächlich jeweils vier Jahre zwischen den Alben des isländischen Sextetts. Aber es dauerte eben bis „Little Talks“ weltweit ein Hit wurde und auch zu einer internationalen Veröffentlichung des Debütalbums führte. Mit „Mountain Sounds“, „Dirty Paws“ und „King Of Lionheart“ folgten weitere Singles, zudem waren Of Monsters And Men ständig auf Tournee und wiederholt im Kino („Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“, „Die Tribute von Panem – Catching Fire“) oder Fernsehen („Jessica Jones“) zu hören. Und wie ihre Landsleute von Sigur Rós schafften sie es sogar zu einem Cameo-Auftritt bei Game Of Thrones (Staffel 6, Episoden 5 und 6).
Der Eindruck wird vor allem dadurch verstärkt, dass „Fever Dream“ tatsächlich deutlich anders klingt als seine beiden Vorgänger. Erneut war Rich Costey (Muse, Foster The People, Death Can For Cutie) als Produzent tätig, aber die Kompositionsweise hat sich verändert, wie Nanna Bryndís Hilmarsdóttir zu berichten weiß. Statt der Akustikgitarre, die nur zu vorhersehbaren Ergebnissen geführt hatte, griff sie zum Laptop, um dessen Soundmöglichkeiten auszuloten. Der rockige Klang der energetischen Vorab-Single „Alligator“ stellt sich jedoch als ein einmaliger Ausrutscher heraus, die Folk-Elemente gibt es ebenfalls nur noch in geringster Dosis, statt dessen dominieren wuchtige Beats, scheppern Synthie-Sounds und werden die beiden Gesangsstimmen zeitgeistig verzerrt.
Denn der Bruch zum zweiten Track wirkt irgendwie irritierend, ist man doch noch aufgepeitscht vom Intro und muss nun mit "Ahay" einem leicht kitschigen Radiopop lauschen – aha.
Und dieser Pfad wird dann auch leider kaum mehr verlassen: Die Songs klingen dann zuweilen gar so wie eine dubiose Mischung aus Katy Perry sowie (den neuen) Editors und Klischee-Lyrics treffen auf synthiegeschwängerte Melodien.
Of Monsters And Men sind nun also eine Electro-Rock-Synthieband mit Eighties-Einflüssen: Immer einnehmend dabei ist allerdings der energetisch-emotional verflochtene Gesang von Nanna Bryndís Hilmarsdóttir und Ragnar þórhallsson, der "Fever Dream" vor der vollkommenen Beliebigkeit rettet.
(Tonspion)
Der Opener „Alligator“ ist direkt der beste Song der Platte, ein jubilierendes Stück Elektro-Rock mit rollenden Tom-Toms und stimmungsgeladenen Gitarrenakkorden, das vor Freude am Leben überschäumt. Eine ähnliche Energie verströmen auch „Vulture, Vulture“ und „Soothsayer“, auch wenn sie nicht an die fast perfekte Catchiness von „Alligator“ herankommen. Dominiert wird „Fever Dream“ jedoch von Down- und Midtempo-Balladen von unterschiedlicher Güte. „Ahay“ nimmt sich zurück und setzt vor allem auf die emotionale Kraft des Gesangs von Hilmarsdóttir und Þórhallsson. Auch das Pianostück „Waiting For The Snow“, das von Hilmarsdóttir alleine gesungen wird, kann überzeugen. Andere Songs wie „Wild Roses“ oder „Sleepwalker“ leiden an der zu mainstreamigen Produktion und einem Zuviel an Sounds, die die Emotionen unter sich begraben.
(Soundmag)
Bereits der zweite Song „Ahay“ schaltet eine ganze Nummer zurück und fährt mit Höchstgeschwindigkeit Richtung schmalziger Schmuse-Pop. Engtanz-Tempo, jede Menge Hall, hochgepitchte Backings, Klavier und programmierte Beat-Schnipsel.
Dabei können Of Monsters And Men sowas doch viel spannender, wie sie mit „Waiting For The Snow“ gleich zwei Nummern später beweisen. Schüchterne Klavier-Akkorde und Nanna Bryndís Hilmarsdóttir Stimme – viel mehr braucht man doch eigentlich gar nicht.
Dazu die Kalibrierung auf die Jetzt-Zeit mit ein bisschen Auto-Tune und Sound-Kollagen, die so auch auf der letzten Bon-Iver-Platte hätten landen können.
(musikblog)
Of Monsters And Men in Deutschland:
12.11.19 Köln – Live Music Hall
13.11.19 Berlin – Huxleys Neue Welt
17.11.19 Hamburg – Docks
21.11.19 München – Backstage Werk
Nach dem ersten guten Song kommt nicht mehr viel...
AntwortenLöschen6 Punkte
... und selbst der haute mich nicht um. 6,5 Punkte
AntwortenLöschen