In den fünf Jahren, die seit ihrem Debütalbum " La Roux " vergangenen sind, hat Elly Jackson ihren Mitstreite...

La Roux - Trouble In Paradise



















In den fünf Jahren, die seit ihrem Debütalbum "La Roux" vergangenen sind, hat Elly Jackson ihren Mitstreiter Ben Langmaid aufgrund musikalischer Differenzen verloren, Dank einer Therapie Panikattacken, die sich auch auf ihren Gesang negativ auswirkten, überwunden, sich eine neue Frisur zugelegt und 9 neue Titel aufgenommen. Diese wurden unter dem Titel "Trouble In Paradise" veröffentlicht und erweitern die bereits bekannten 80er Synthie-Pop-Referenzen um die Stilmittel Funk, Soul, Reggae, Calypso und Italo-Disco. 

Einerseits steigt Elly Jacksons Stimme nicht mehr in so nervige Höhen wie bei ihren früheren Hitsingles "In For The Kill" und "Bulletproof" (Platz 2 bzw. 1 in England), andererseits ist der kommerzielle Erfolg dafür auch übersichtlich. Die erste Single "Uptight Downtown" kam im Vereinigten Königreich gerade einmal auf Rang 63 und das Album konnte dort in seinen ersten beiden Wochen gerade einmal 8 391 bzw. 2 302 Einheiten verkaufen, was zu den Plätzen 6 bzw. 43 führte.  




Zumindest die Kritiker sehen "Trouble In Paradise" recht positiv, nennen häufig Duran Duran, Heaven 17 und Eurythmics als Referenzen für La Roux und verweisen häufig auf David Bowie, Nile Rodgers und Daft Punk. Metacritic liegt aktuell bei 77/100 Punkten bei 27 berücksichtigten Kritiken und der Musikexpress begründet seine 4 Sterne wie folgt: 

Damit erst gar keine Missverständnisse entstehen, beginnt das zweite La-Roux-Album (mit „Uptight Downtown“) wie eine Duran-Duran-Platte ca. 1984: der trocken daherstolzierende Studio-Drum-Beat, umgehend von einem funky but not too funky Bass umgarnt, dann die hüfthoch-beckenseits angeschlagene Echo-E-Gitarre, die es durch feierliche Synthie-Stabs zu doppeln gilt. Oh rassige, glamouröse Künstlichkeit!

(...) Die ganze Platte wirkt, als wäre La Roux ihren Vorbildern von damals wie den Eurythmics, Heaven 17 oder Depeche Mode einfach weiter gefolgt, als die sich darum bemühten, ihren anfangs vor allem kühn und kühl wirkenden Pop-Entwürfen mehr Atmosphäre und Tiefe zu verleihen.

Der angespannten, in Abwehrhaltung fast resolut wirkenden ist eine laid back Elly gewichen, mit einer nuancierteren, sinnlicheren Stimme. Dass wir uns nicht missverstehen: Das eine ist nicht grundsätzlich besser als das andere und schon gar nicht „weiblicher“. Es scheint nur, als erfreut sich die entspanntere Elly Jackson einer größeren Freiheit darin, sich künstlerisch auszudrücken. Was sie als Texterin allerdings nicht gleich frei macht von ihren fundamentalen Ängsten und Sehnsüchten, die sie so freimütig formuliert – besonders anrührend in „Let Me Down Gently“ („Turn me into someone good, that’s what I really need“) –, dass sich die Frage, wie viele Popsongbetexter das vielleicht schon sehr ähnlich getan haben, nicht stellt.

Zumindest nicht denen, in denen sich diese Popsongs warm und wonnig ausbreiten. Einer wie „Kiss And Not Tell“ zum Beispiel, der in seiner Italodisco-Vergnügtheit fast schon ausgelassen zu nennen ist. Bevor wir hier aber noch weiter aufzählen, man kann es auch kurz machen: Hits sind das alles.




"Trouble in Paradise" findet sound-technisch nämlich im Gegensatz zum Vorgänger nicht im Club oder der angesagten Szene-Bar statt, sondern wurde an den Strand einer tropischen Insel verlagert. Ein Großteil der Songs durchzieht ein ausgelassener Beach-Vibe, der von Funk-Gitarren, tuckernden Bässen, Disco-Anleihen und 80er Synthies ergänzt wird.
Besonders luftig und groovend kommt der Track "Kiss And Not Tell" daher: Er klingt in seinen Instrumental-Parts wie die Vertonung einer Spielwiese voll tollender Kinder. Noch rhythmischer und tanzbarer gibt sich "Tropical Chancer", in dem Jackson mit Reggae und Calypso experimentiert. Der Opener "Uptight Downtown" hingegen mutet wie ein feierwütiger Mix aus ABBA, Daft Punk und David Bowies "Let's Dance"-Album an.
Interessanterweise stehen die Lyrics von La Roux im krassen Gegensatz zu den fröhlich übersprudelnden Melodien, die sie heraufbeschwört: In "Sexotheque" lässt sie sich über einen zwielichtigen Typen aus, der lieber Bordelle aufsucht, als sich um seine Familie zu kümmern; das rhythmische "Cruel Sexuality" mit seinen lieblich-verschwommenen Synthie-Betten und dem weichen Falsett-Gesang handelt von einem besitzergreifenden, groben Ex-Freund. "Why must you keep me in a prison at night?"
Mit "Trouble in Paradise" legt La Roux zweifelsfrei eine bemerkenswerte Platte vor. Während ihr Debüt noch darauf abzielte, den aktuellen Trends bestmöglich zu entsprechen, hat sich Jackson inzwischen so weit emanzipiert, dass sie den Sound von morgen selbst vorgibt. Trotz der Befreitheit, die die neuen Songs versprühen, lassen sie ein Qualitätsmerkmal der alten Tage leider schmerzlich missen: Alles Schroffe, Schmissige und Kantige wurde fast komplett glatt gespült.
(laut)


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