Nachdem sich die Neuseeländer reichlich Zeit für eine Veröffentlichung in Europa ließen und bei uns erst mit ihrem vierten Album "Buffalo" debütierten, überrollen uns The Phoenix Foundation nun gleich mit einem 78-minütigen Doppelalbum, für das sie 15 Monate in vier unterschiedlichen Studios verbrachten und das im abschließenden, fast 18-minütigen "Friendly Society" kulminiert.
Ausladend, überbordend, langatmig und opulent sind passende Adjektive für "Fandango", das im soften 70er Jahre Rock fußt ("Black Mould", "Morning Riff") und sich gelegentlich in Richtung Psychdelic / Progressive Rock ("Modern Rock", "Corale") und 80er Jahre Pop ("The Captain", "Evolution Did") ausbreitet. Die Referenzen reichen von Pink Floyd über ELO und Can bis hin zu Talk Talk und Crowde House, deren Neil Finn auch in die Entstehung von "Fandango" involviert war.
Dazu sagt Samuel Flynn Scott, der Frontmann des Sextetts (Lukasz Buda, Conrad Wedde, Tom Callwood, Chris O'Connor und Will Ricketts): “damn the zeitgeist, i still rejoice in the pan-sexual opulence of a double gate-fold vinyl album. honestly, i’m thoroughly satisfied that we have made 80 minutes of tripped-out pop oddities that pays absolutely no attention to the short form game of contemporary music. this is test match music – maybe it’s prog or psyche-folk – whatever it is, it’s music that we thought about a lot, worked on a lot and cared about in the minutiae.”
Nun erscheint das neue Werk in Form von Fandango und nimmt den Hörer mit auf eine schwer abgedrehte Reise, wobei das Wort „schwer“ eigentlich völlig falsch gewählt ist, denn schwer ist an dem Album absolut nichts. Im Gegenteil scheint man die ganze Zeit über auf Wolken zu schweben und eigentlich klingt das Album beim oberflächlichen Hören fast nach Easy Listening. Wer aber nur oberflächlich zuhört, der unterschätzt das Album massiv, denn hinter der ganzen weich anmutenden Fassade hat das Album es faustdick hinter den Ohren.
Denn alles durchzieht eine psychedelische Aura, die nicht greifbar scheint. Die Gitarren driften ab, elektronische Klangteppiche geben dem Album eine ätherische Grundstimmung, gleichzeitig ist man im Indierock, 70s Rock, teilweise sogar Gothic Rock, wenn es mal düster wird und Folk und nichts ist von dem anderen trennbar.
Fandango ist nicht zu beschreiben, sondern zu erleben. Musik, die im Radio nicht auffallen würde und dennoch qualitativ über allem, was sonst so läuft, so weit höher schwebt. Eigentlich Musik zum Zurücklehnen und Treibenlassen – wohin ist egal, denn die Reise durch die Musik ist das eigentlich Wichtige…
(alternativmusik)
Mit den dunklen Klängen von „Black Mould“ startet die Langrille in Slow Motion, um vermittels „Modern Rock“ mehrstimmigen Psych-Folk hinterherzuschicken. „The Captain“ ist die erste Singleauskopplung, welche als melancholische Ballade daherkommt, für deren Vocals Lukasz Buda zuständig ist. Im entspannten Midtempo schließt sich „Thames Soup“ an und auch „Evolution Did“ lässt sich ebenso wie „Inside Me Dead“ nicht aus der Ruhe bringen. Hektisch geht es bei der PHOENIX FOUNDATION vermutlich niemals zu, denn auch „Corale“ ruht in sich, um zum Ende hin eine gewisse Spannung aufzubauen, die mit geheimnisvoll-verzerrten Stimmen einhergeht. Vogelgezwitscher eröffnet derweil das beschwingte „Supermutant“, während mit dem verspielten „Walls“ tatsächlich das Tempo anzieht. Das rhythmusbetonte „Morning Riff“ schaltet kurze Zeit später jedoch wieder einen Gang zurück, wohingegen „Sideways Glance“ mit smoothen Keyboard-Klängen ums Eck kommt. Über nahezu 18 Minuten Spielzeit zelebriert der Sechser das finale „Friendly Society“ als psychedelisches Epos, bei dem noch mal – in entschleunigter Weise – alle Register gezogen werden.
Bei aller Getragenheit versteht es die PHOENIX FOUNDATION, den nötigen Druck aufzubauen, um den Hörer zu fesseln. Die Kombination aus psychedelischen, progressiven, countryesken und Indie-Rock-Pop-Anteilen geht ins Ohr und lässt die Hektik des Alltags für einen Moment vergessen.
(Terrorverlag)
The Phoenix Foundation in Deutschland:
20.05.13 Berlin, Bi Nuu
21.05.13 Hamburg, Prinzenbar
Das ist mir viel zu langatmig.
AntwortenLöschen5 Punkte
6,5 Punkte
AntwortenLöschen5,5
AntwortenLöschen