Zu der Erkenntnis, dass Gigantomanie selten zu etwas wirklich Großem führt, ist Anthony Gonzales bisher noch nicht gelangt. So orientiert sich der M83-Mastermind an den großen Doppel-Alben der Rock-Geschichte und veröffentlicht das sechste Album seiner Band auf gleich zwei Silberlingen, die er als Bruder und Schwester bezeichnet. So findet sich auch für jeden der 11 Songs ein geschwisterliches Pendant auf der anderen Platte.
Man bekommt also viel Musik für sein Geld geboten, hat aber das gleiche Problem wie bei Smashing Pumpkins' "Mellon Collie And The Infinite Sadness", welches Gonzales ausdrücklich als Vorbild bezeichnet, nämlich, dass man ohne Nachzudenken eine Handvoll Titel nennen könnte, die man nur höchst selten gehört hat und am liebsten von der Platte tilgen möchte.
Doch mit dem Opus magnum von Billy Corgan hat "Hurry Up, We're Dreaming" musikalisch recht wenig gemein, denn es schwebt zwischen radiotauglichem Synthie-Pop und Ambient artigen, epischen Soundlandschaften, über die ein Füllhorn an Chören, Flöten, Streich- und Blasinstrumenten ausgeschüttet wurde.
Auf die Dauer von insgesamt über 73 Minuten ist das einfach zu viel an Bombast. Auf das ein oder andere instrumentale Zwischenspiel, das Saxofon in "Midnight City" oder Songs wie "OK Pal" und "Claudia Lewis" mit seinem polternden Miami Vice-Schlagzeug und funky Level 42-Bass hätte man sicherlich auch gerne verzichtet.
Man bekommt also viel Musik für sein Geld geboten, hat aber das gleiche Problem wie bei Smashing Pumpkins' "Mellon Collie And The Infinite Sadness", welches Gonzales ausdrücklich als Vorbild bezeichnet, nämlich, dass man ohne Nachzudenken eine Handvoll Titel nennen könnte, die man nur höchst selten gehört hat und am liebsten von der Platte tilgen möchte.
Doch mit dem Opus magnum von Billy Corgan hat "Hurry Up, We're Dreaming" musikalisch recht wenig gemein, denn es schwebt zwischen radiotauglichem Synthie-Pop und Ambient artigen, epischen Soundlandschaften, über die ein Füllhorn an Chören, Flöten, Streich- und Blasinstrumenten ausgeschüttet wurde.
Auf die Dauer von insgesamt über 73 Minuten ist das einfach zu viel an Bombast. Auf das ein oder andere instrumentale Zwischenspiel, das Saxofon in "Midnight City" oder Songs wie "OK Pal" und "Claudia Lewis" mit seinem polternden Miami Vice-Schlagzeug und funky Level 42-Bass hätte man sicherlich auch gerne verzichtet.
Midnight City from M83 on Vimeo.
Auch “Hurry Up, We’re Dreaming” startet bombastisch. Eine zarte Mädchenstimme von keiner Geringeren als Nika Roza Danilova, besser bekannt als Zola Jesus, flüstert von weit entfernten Welten, die existierten, “before you even existed”. Dann setzt Gonzales ein und es erklingt ein so herzzerreißendes und eindringliches “Carry On, Carry On”, das jeden überzeugen wird: auszuhalten und weiterzumachen. Das klingt sehr episch und sehr schön. Es folgt die Single-Auskopplung, die vor einigen Wochen bereits für große Begeisterung sorgte: “Midnight City” überwältigte im wahrsten Sinne des Wortes. Da wird an Effekten und Opulenz nicht gespart, sogar ein Saxofon kommt zum Einsatz, was an Bands aus Gonzales Kindheit erinnern lässt. Spätestens beim Song “Reunion” tauchen sogar die fast vergessenen Toto wieder in der Erinnerung auf und auch U2 muss man hier als Referenz heranziehen. Das ist wahrlich überwältigend! Es darf und soll mitgeklatscht werden und ausnahmsweise lässt man sich hinreißen. Gonzales weiß aber auch darum, seine alten Fans nicht zu verstören und so folgt darauf “Where The Boats Go”, welches alte Songs des 2005 erschienenen “Before The Dawn Heals Us”-Albums in der Erinnerung wachwerden lässt. In “Raconte-Moi Une Histoire” erzählt ein kleines Mädchen die Geschichte eines Frosches: “if you touch its skin you can feel your body changing” heißt es da. Mit “Soon My Friend” verabschiedet sich Gonzales auf der ersten CD.
“New Map” ist ähnlich wie “Reunion” eine Verbeugung vor den pompösen Bands der 80er und 90er Jahre. Bei “OK Pal” hört man kurz die Simple Minds, eine weitere Referenz an Gonzales Jugend; deren “Don’t You Forget About Me” sollte zur Hymne des 80er-Jahre-Kultfilmes “Breakfast Clubs” von John Hughes werden. Bei “Splendour” ertönt dann noch der obligatorische Kinderchor und man kann wohl sagen, Gonzales zieht alle Register. “Splendour” ist ein wunderschöner kitschiger Song. Aber Kitsch ist doch auch mal schön! Gerade so zum Herbst kann man doch auch mal die Welt umarmen. So ist “Hurry Up, We’re Dreaming” eine Art Kulmination der M83-Geschichte. Gonzales kämpft auf dem Album gegen alle Klischees, in dem er sie sich zunutze macht und den Hörer sprachlos und wie in einem Rausch zurück lässt.
(byte.fm)
Eine wahrscheinlich völlig überflüssige Frage, aber: Wo finde ich Denn Eure (numerischen) Bewertungen zu den einzelnen Platten?
AntwortenLöschenWeil sich keiner ein vorschnelles Urteil erlauben möchte, trudeln die Bewertungen für die einzelnen Platten erst im Laufe der Zeit ein. Da die Geschmäcker auch recht unterschiedlich sind, können die vergebenen Punkte auch stark divergieren, so dass unter einem Album hier eben nicht die eine, feste, unverrückbare Punktzahl steht.
AntwortenLöschenDie Vorstellungen dienen also eher der Möglichkeit Platten / Künstler vorzustellen, bieten über Videos o.ä. einen ersten Eindruck und sind die Grundage zum Austausch und zur Diskussion.
An der Punktvergabe kann sich jeder bis zum Jahresende beteiligen und erst dann ziehen wir einen Schlussstrich und präsentieren anhand des Durchschnitts unsere Top-Platten.
Dann möchte ich mich beteiligen: uuultra nervige, unentschlossene Platte. Dass die handwerklich gut ist, ändert nichts an der Bewertung. 4 von 10
AntwortenLöschenSchlafmittel 5,5 Punkte
AntwortenLöschen6 Punkte
AntwortenLöschenM83 steht hier für 8 minus 3 = 5 Punkte
AntwortenLöschenDirk: "Weil sich keiner ein vorschnelles Urteil erlauben möchte, trudeln die Bewertungen für die einzelnen Platten erst im Laufe der Zeit ein."
AntwortenLöschenOliver (7 Jahre später): "8 Punkte."
Gerade so noch rechtzeitig. Aber du hast vergessen (siehe oben), die 3 Punkte abzuziehen.
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