Sie sind Betreiber eines Fahrstuhls und suchen den passenden Künstler, um das Auf und Nieder ihres Vehikels passend musikalisch zu untermalen?
Dann sollten sie zu Moby greifen.
Jahrelang hielt sich der amerikanische DJ, der in seiner eigenen Musik wild von Techno zu Punk und wieder zurück sprang, eher in den unteren Geschossen des internationalen Pop-Business auf. Doch sein 1999 erschienenes Album "Play" stieg unaufhaltsam in den folgenden zwei Jahren in die Höhe, verkaufte sich Millionen-fach (10 um genau zu sein) und eroberte auch die breite Öffentlichkeit. Mobys Musik war allgegenwärtig, dazu trugen gleich 8 Singles bei, die aus dem Album ausgekoppelt wurden, sowie der nahezu permanente Einsatz seiner Musik in Filmen, TV-Sendungen oder Werbesports. Überall war noch "Play" zu hören, da erschien bereits der mit ebenfalls 18 Titeln üppig ausgestattete Nachfolger "18". Mobys immensen Output war nur schwer zu entkommen.
Der Niedergang, den Moby in den letzten Jahren zu erleiden hatte, ist einerseits mit der Übersättigung zu erklären, die der durchschnittliche Musikhörer zu ertragen hatte (das so genannte Phil Collins-Syndrom), andererseits mit der Abwendung seiner früheren Fans, die der fortschreitenden Kommerzialisierung und Mainstreamisierung ("Hotel", 2005, "Last Night", 2007) nicht folgen wollten. Nach Mobys letzter Platte "Wait For Me" (2009) griff noch nicht einmal mehr jeder 20. "Play"-Käufer.
Dann sollten sie zu Moby greifen.
Jahrelang hielt sich der amerikanische DJ, der in seiner eigenen Musik wild von Techno zu Punk und wieder zurück sprang, eher in den unteren Geschossen des internationalen Pop-Business auf. Doch sein 1999 erschienenes Album "Play" stieg unaufhaltsam in den folgenden zwei Jahren in die Höhe, verkaufte sich Millionen-fach (10 um genau zu sein) und eroberte auch die breite Öffentlichkeit. Mobys Musik war allgegenwärtig, dazu trugen gleich 8 Singles bei, die aus dem Album ausgekoppelt wurden, sowie der nahezu permanente Einsatz seiner Musik in Filmen, TV-Sendungen oder Werbesports. Überall war noch "Play" zu hören, da erschien bereits der mit ebenfalls 18 Titeln üppig ausgestattete Nachfolger "18". Mobys immensen Output war nur schwer zu entkommen.
Der Niedergang, den Moby in den letzten Jahren zu erleiden hatte, ist einerseits mit der Übersättigung zu erklären, die der durchschnittliche Musikhörer zu ertragen hatte (das so genannte Phil Collins-Syndrom), andererseits mit der Abwendung seiner früheren Fans, die der fortschreitenden Kommerzialisierung und Mainstreamisierung ("Hotel", 2005, "Last Night", 2007) nicht folgen wollten. Nach Mobys letzter Platte "Wait For Me" (2009) griff noch nicht einmal mehr jeder 20. "Play"-Käufer.
"The Day" Video
Sie sind Besitzer eines schicken Flughafen-Terminals und suchen die passende Musik, um sowohl den Geschäftsmann aus New York auf dem Weg zu einem wichtigen Meeting, als auch den Kegelklub aus Neu-Ehrenfeld auf seinem Trip auf die Balearen aufs Angenehmste zu beschallen?
Dann greifen sie zu "Destroyed", dem zehnten Studioalbum des Vielfliegers, denn dieses lullt die Reisen garantiert ein und lässt niemanden hektisch oder nervös werden, nur weil der Flieger sich verspätet oder komplett ausfällt.
Die Platte bietet "nur" 15 Titel (dafür aber 72 Minuten Spielzeit) zwischen chilligem Ambient mit sacht vor sich hin tröpfelnden Beats ("The Broken Places", "The Violent Bear It Away"), entspanntem bis melancholischem Pop, den auch dickste Klangteppiche und sphärische Sounds nicht schrecken ("Stella Maris"), und - seltener - tanzbaren, tranceartigen Pop ("Sevastopol") oder zurückhaltenden Elektro-Rock ("The Day", "Victoria Lucas"). Hinzu kommen neben Gastsängern, die dem Ganzen einen souligen Anstrich verpassen ("Lie Down In Darkness", "The Right Thing"), dem typischen Vocoder-Einsatz und all dem, was man von einer neuen Moby-Platte erwarten / befürchten durfte, noch ein Bildband mit Mobys visuellen Eindrücken von Konzerten, Flughäfen (!) und Hotelzimmern.
Nur Fahrstühle wollte er nicht so recht fotografieren.
Dann greifen sie zu "Destroyed", dem zehnten Studioalbum des Vielfliegers, denn dieses lullt die Reisen garantiert ein und lässt niemanden hektisch oder nervös werden, nur weil der Flieger sich verspätet oder komplett ausfällt.
Die Platte bietet "nur" 15 Titel (dafür aber 72 Minuten Spielzeit) zwischen chilligem Ambient mit sacht vor sich hin tröpfelnden Beats ("The Broken Places", "The Violent Bear It Away"), entspanntem bis melancholischem Pop, den auch dickste Klangteppiche und sphärische Sounds nicht schrecken ("Stella Maris"), und - seltener - tanzbaren, tranceartigen Pop ("Sevastopol") oder zurückhaltenden Elektro-Rock ("The Day", "Victoria Lucas"). Hinzu kommen neben Gastsängern, die dem Ganzen einen souligen Anstrich verpassen ("Lie Down In Darkness", "The Right Thing"), dem typischen Vocoder-Einsatz und all dem, was man von einer neuen Moby-Platte erwarten / befürchten durfte, noch ein Bildband mit Mobys visuellen Eindrücken von Konzerten, Flughäfen (!) und Hotelzimmern.
Nur Fahrstühle wollte er nicht so recht fotografieren.
Gemeinsam mit Produzent Ken Thomas, der u.a. auch für David Bowie oder Sigur Ros arbeitete, hat Moby den Songs auf „Destroyed“ einen sehr melodiösen, analog klingenden Charakter verliehen. Aufgenommen mit einem Mischpult aus den frühen siebziger Jahren, untermalt Moby seinen Sound mit deutlich erkennbaren Referenzen. Immer wieder meint man Sequenzen von Klangkünstlern wie Kraftwerk oder Auszüge aus den Berlin-Alben von David Bowie herauszuhören ohne sie freilich wirklich greifbar zu machen. Weniger verdeckt hingegen dafür umso geradliniger das wavige Stück „The Day“, eine wahrlich charmante Adaption des Devils-Songs „Barbarellas“ und das nicht nur aufgrund Mobys immer stärker werdender stimmlicher Nähe zu Sänger Stephen Duffy.
Und doch ist „Destroyed“ alles andere als purer Anachronismus. Noch immer wirkt das Album über weite Strecken modern, strotzt trotz des sehr verhaltenen Tempos vor Energie und Einfallsreichtum. Und Moby driftet auch nicht in orchestrale Weiten ab, wenn er seine Songs, vor allem im hinteren Drittel des Albums, immer sonorer, immer volltönender erklingen lässt wie im anmutigen „Stella Maris“, dem schönsten Song auf dem Album. Ebenso gekonnt wie dezent unterlegt Moby nach wie vor viele seiner atmosphärischen „Nachtsongs“ mit leger ausgewählten Beats, mal angenehm beschwingt („Sevastopol“), dann schwelgerisch dramatisch wie in „Lie Down in Darkness“, gesungen von Joy Malcolm. Die sorgsam ausgewählten Gastvocals tun ein Übriges, diesem Album einen prächtigen Spannungsbogen zu verleihen. Doch auch ohnedies ist „Destroyed“, schon rein musikalisch, eine rauschende Odyssee durch die Begehrlichkeiten der Nacht. Sehr gelungen.
(valve-magazin.de)
Das Konzept des Albums finde ich spannend. Doch von mir durchgeführte Tests am Frankfurter Hauptbahnhof belegen: Fast alle Songs des Albums lassen auch die kürzeste Fahrstuhfahrt ewig lang erscheinen. 4 Punkte
AntwortenLöschenGääähn!
AntwortenLöschen4,5 Punkte
Zum Album habe ich nix zu sagen, allerdings gefällt mir die Rezension. Sehr.
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