Fast 70 Jahre alt - und Billy Idol tanzt immer noch. So zumindest der Titel der ersten Single aus dem neunen Albums des Sängers, der mit bürgerlichem Namen William Michael Albert Broad heißt. „Still Dancing“ ist selbstverständlich, wie auch die Textzeilen „I’m still dancing but now I’m not alone“ und „from LA to Tokyo“ belegen, eine Anspielung auf seine Single „Dancing With Myself“, die 1980 mit Gen X und ein Jahr später als seine erste Solo-Single veröffentlicht wurde. Der zitatreiche, glamrockende New Wave-Song ist der neunte und letzte auf Idols neuntem Album - und auch der beste:
„Dream Into It“ wurde von Billy Idol gemeinsam mit seinem langjährigen Gitarristen Steve Stevens sowie den Songwriter Nick Long, Joe Janiak und Tommy English, der hier auch als Produzent fungiert, komponiert. Das Album erscheint elf Jahre nach „Kings & Queens Of The Underground“ und bietet gleich drei prominente weibliche Gastsängerinnen: Avril Lavigne („77“), Alison Mosshart von The Kills („John Wayne“) und Joan Jett („Wildside“).
Seit 1984 hat Billy Idol - für junge Menschen: Das ist der Rockstar aus der Workday-Werbung - vor allem in Deutschland eine treue Fan-Gemeinde, die gleich sechs seiner vorherigen Alben (die Ausnahme bilden das Solodebüt aus dem Jahr 1982 und ein Weihnachtsalbum) in die Top 15 der Charts kaufte. Da sie so lange kein neues Album von Idol kauften mussten, ist bestimmt auch noch ein wenig Geld für die wahrlich nicht günstigen Konzertkarten vorhanden. Das sind die vier Termine in Deutschland:
18.06.25 Northeim, Waldbühne
27.06.25 München, Königsplatz
29.06.25 Bonn, KunstRasen
02.07.25 Wiesbaden, Brita Arena
Die Plattenkritiken zu „Dream Into It“ schäumen vor Begeisterung nicht gerade über:
Dieses Punkdingens beschäftigt Idol auch im weiteren Verlauf, in „People I Love“ erinnert er sich daran, wie es war, eine Punkrockband zu gründen. Das ist natürlich einigermaßen lustig, wenn so ein Altpunk dann einen Song singt, der „I’m Your Hero“ heißt und klingt, als sei der Geist von Bonnie Tyler in ihn gefahren. Ist hoffentlich ironisch gemeint – genauso wie die „Dancing With Myself“-Wiederaufereitung „Still Dancing“ zum Abschluss.
Steve Stevens quält seine Gitarre. Leider ist „Still Dancing“ als skrupelloses Zitat in eigener Sache schon der Höhepunkt seines ersten Albums seit einer Dekade, das dankenswerterweise so kurz ist, wie es Platten anno 1977 waren – aber auch durch gleich drei Frauen als Gäste nicht wirklich zu retten. Im Clinch mit Alison Mosshart (The Kills) traut sich Idol immerhin noch, „John Wayne“ zu sein, mit Avril Lavigne und „77“ gelingt ihm Okay-Punk-Pop. Aber „Wildside“ ist so verwegen wie ein Tote-Hosen-Song auf einer CDU-Wahlparty. Wurde Joan Jett für ihren Auftritt narkotisiert?
3 Comments
Die spontane Neugier "Oh, ein neues Billy Idol-Album" wurde im Verlauf des Albums abgelöst durch die "Mmh, ein neues Billy Idol-Album" Wahrnehmung abgelöst. 6,5 Punkte
AntwortenLöschen6 Punkte
AntwortenLöschenOch, da ist schon der ein oder andere gute Song drauf: 7 Punkte.
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