“Neulich auf Volkers Couch beim Anhören des neuen Depeche Mode-Albums” Christoph: Dirk, nun hast Du uns lang genug...

Depeche Mode - Spirit

 





















“Neulich auf Volkers Couch beim Anhören des neuen Depeche Mode-Albums”
Christoph: Dirk, nun hast Du uns lang genug auf die Folter gespannt. Was ist denn nun die Überraschung?
Dirk: Falls das Judith Holofernes-Album ähnlich schlecht wie der Vorgänger gewesen wäre, hatte ich es als Wiedergutmachtung vorgesehen. So ist es ein zusätzliches “Bonbon”: Ich habe “Spirit” von Depeche Mode dabei.
Ingo: Schade, die Überraschung ist doch nicht Volker. Aber auf “Spirit” bin ich gespannt. Seit “Songs of faith and devotion” im Jahr 1993 hält die Band strikt einen Vierjahresrhythmus ein. “Depeche Mode Olympiaden” quasi. Und üblicherweise erscheinen die Alben im März oder April. “Delta machine” (März 2013) kam hier bei PvG nur mäßig gut an. Ui, da kommt ja noch eine Überraschung. Ursula!
Ursula: Rückt mal zusammen! Ich will auch das neue Depeche Mode Album hören!
Christoph: Ich habe 89 Alben und 771 Lieder in meiner digitalen Depeche Mode Sammlung. Bin aber 1997 ausgestiegen und kenne und habe nichts seitdem.
Ingo: Und deshalb musst du nicht rücken?
Christoph: Na gut.

1. Going backwards

Dirk: “We’re going backwards” - hoffentlich so rund 30 Jahre.
Ingo: “We have not evolved?” Das dachte ich bei einigen der letzten ihrer Alben.
Ursula: Rückwärts zu guten Depeche Mode-Alben, hoffe ich doch mal.
Christoph: Das wäre toll!
Dirk: Bluesiger Rock, guter Auftakt. Werden sie auf dieser und auf der nächsten Tournee noch spielen. Letzteres wird man vermutlich nicht über alle neuen Songs sagen können.
Ingo: Die Sirene hat mir gefallen.
Oliver: Ich fürchte, wir werden 12x den gleichen Song hören.
Christoph: Tut mir bisher nicht weh.
Ingo: Kraftvoll. “We are not there yet”... klar, kommen ja noch elf Titel.
Ursula: Ich find’s ganz ok.
Ingo: Flog da gerade ein Pfeil durchs Wohnzimmer? Kommt vielleicht aus der Mittelalter-Session (siehe Judith Holofernes).
Christoph: Hätte in den späten 90ern auch eine B-Seite sein können.
Dirk: “We feel nothing inside, because there’s nothing inside” - sehr düster. Schön, wie Martin “Nothing inside” wiederholt. Bester Song der Platte.
Christoph: Stimmt, das Echo ist toll!
Ingo: Ja, so “Ultra”-düster.
Ursula: Durfte Dave wieder Lieder schreiben? Wenn ja, welche?
Dirk: Verrate ich an gegebener Stelle.
Christoph: Relevanter als Judith Holofernes, wir schreiben dreimal so viel.
Ingo: Bei Judith waren wir geflasht. ;-)
Oliver: Und jetzt sitzt eine Frau mit auf dem Sofa.

2. Where’s the revolution

Ingo: Dazu gab es das erste Video. Mal wieder von Anton Corbijn:



Dirk: Seit 1984 haben sich alle ersten Singles sowohl aus neuen Depeche Mode Alben als auch aus 3 Best of Sammlungen in Deutschland in den Top 5 platziert. "Where's The Revolution" strandete auf 29.
Christoph: I heard it from my friends about the things you said. Sie zitieren sich.
Ursula: Im Video gefielen mir die Bärte sehr gut.
Ingo: Würde auf “Ultra” auch nicht auffallen.
Dirk: Das Elektrogeplucker in der Strophe finde ich toll, den Refrain leider nicht so.
Ingo: Im Refrain springt irgendwas. Ist das die LP?
Oliver: Bad Vibes aus dem Mittelalter.
Ursula: Ja, der Refrain ist ein bisschen lahm.
Ingo: “Where’s the revolution”. So richtig politisch waren DM in der Vergangenheit nicht, oder?
Ursula: New Dress! (Da waren sie politisch)
Ingo: Das war vor meiner Zeit.
Dirk: Dieses “The train is coming”-Zwischenspiel müsste den beiden Bahn-Vielfahrern hier doch gefallen, oder Ingo und Ursula?
Ingo: Pawlow-Reflex. Sofort den richtigen Wagen suchen.
Christoph: Das Lied ist kein Argument dafür, mich wieder zum Fan zu machen.
Ingo: Als Single wirklich nicht sooo stark.

3. The worst crime


Ingo: Ich mag ja langsame Songs von DM nicht so gerne.
Dirk: Dann dürfte dir diese sparsam arrangierte Ballade nicht gefallen.   
Ingo: Wäre erträglicher, wenn Gahan ein gute Stimme hätte. Ursula, leg’ den Schirm wieder hin. Keine Gewalt.
Ursula: Dann sage ich eben ganz ruhig, dass Dave Gahan eine prima Stimme hat. Aber den Song rettet das nicht. Schade.  
Christoph: Puh!
Oliver: Ich find’s bisher eigentlich ganz gut.
Dirk: Auf jeden Fall ist der Song an ungewöhnlicher Stelle auf dem Album platziert.
Ingo: In den Bonus-Tracks wäre noch geschmeichelt.
Ursula: Nachdem Dirk nichts sagt, ist es wohl von Martin. Eine gute Ballade hätte der sicher selbst gesungen...

4. Scum

Ingo: Verzerrt mag ich Gahans Stimme ja.
Dirk: Ups, was ist das denn? Größt möglicher Unterschied zu “The worst crime”. Zumindest mutig, diese beiden Lieder nacheinander zu platzieren.
Ingo: “Hey Scum”... ich hoffe der Titel wird nach der nächsten Wahl nicht zu häufig gespielt werden müssen. Und ich hoffe “Pull the trigger” richtet sich nicht an… nun ja.
Ursula: Das finde ich bisher am dööfsten.
Oliver: Diesmal stimme ich zu. So ein richtiger Song ist es auch nicht, oder?
Ingo: Ich habe mit dem Elektrogefrickel aber gerade Spaß.
Dirk: Ist das schon der Remix von dem Song? So “Breathing In Fumes”-mäßig.
Christoph: Ihr habt alle Recht. Aber dieser eine Soundeffekt gefällt mir.

5. You move

Dirk: Das ist ein Gore / Gahan-Song.
Ingo: Mächtiger Start. Was war eigentlich bislang das schwächste DM-Album? Exciter? Playing the angel? Bis jetzt finde ich “Spirit” besser.
Oliver: Ich nehme meine anfängliche Aussage, dass wir wohl 12x den gleichen Song zu hören bekommen hiermit zurück.
Dirk: Christoph, diese Kraftwerk-Sequenzer müssten dir doch gefallen, oder?
Ingo: So ein wenig Anne Clark in Zeitlupe.
Ursula: Das finde ich bisher am dööfsten.
Dirk: “I like the way you move tonight, I like the way you move for me tonight. Alright, yeah, allnight” - bekommt Gahan für solche Texte etwa Geld?
Christoph: Ich hatte gerade nachgucken müssen, ob das schon ein neues Lied ist.
Ingo: Apropos… wer Geld ausgeben möchte, hier die Tourdaten: 
  • 27.05. Leipzig 
  • 05.06. Köln
  • 07.06. Dresden
  • 09.06. München
  • 11.06. Hannover 
  • 12.06. Hannover
  • 20.06. Frankfurt
  • 22.06. Berlin
  • 04.07. Gelsenkirchen
Dirk: Wir machen hier so großartige Werbung für “Spirit”, dass wir hoffentlich alle auf die Gästeliste kommen!

6. Cover me

Ingo: Endlich mal wieder ein langsamer Song…
Dirk: Komponisten: Dave Gahan / Peter Gordeno / Christian Eigner. Und bisher kein Lied, das von Martin gesungen wurde.
Christoph: Ganz schön. Könnte von Camouflage sein, hätte ich fast geschrieben.
Ingo: Depeche Mode klingt nach Camouflage. Das wird nicht jeder als Lob verstehen.
Dirk: Stimmt und erschreckend: Der (mindestens) zweitbeste Song bisher.
Christoph: Absolut! Es sei denn, der schneller werdende Teil versaut es jetzt noch.
Ingo: Aber nicht so gut, dass “Cover me” irgendjemand wörtlich nehmen wird.
Ursula: Camouflage höre ich hier aber nicht!
Dirk: Der instrumentale Abschluss war echt schön. Platte umdrehen.

7. Eternal

Dirk: Harmonium und Martin. Bitte mehr davon.
Ingo: Um Gottes Willen. So schlecht singt Gahan gar nicht, also im Vergleich. “Black clown rises”? Cousin von “The dark knight”?
Ursula: Hallo Martin!
Dirk: Martin hat vergessen einen Refrain zu komponieren.
Christoph: Ich habe die erste Martin Gore EP hoch und runter gehört. Das interessiert niemanden, mir fällt aber gerade nichts zu diesem Lied ein, habe es auch schon wieder vergessen.
Ursula: War’s das schon? Oh.
Ingo: Zumindest war es schnell vorbei. Unter 2:30.

8. Poison heart

Christoph: Dramatischer Start.
Ingo: Geht auch dramatisch weiter.
Dirk: Klingt ein wenig nach Soulsavers und Dave Gahan, also mit einem Touch Blues und Gospel.
Ingo: Ruf’ mal Sonja rüber, könnte ihr gefallen.
Ursula: Pst, mit gefällt das auch (und auch Soulsavers).
Oliver: Ja, ist ein guter Song.
Dirk: Passt zu “Songs Of Faith And Devotion”.
Ingo: Stimmt, das gehört in die Ära.

9. So much love

Oliver: Das Tempo wird angezogen.
Dirk: “A Question Of Time”-Schwester?
Ursula: Wollte ich auch gerade schreiben! “I’ve got to get to you first…”
Ingo: Guter Gitarreneinwurf. Das war doch eine Gitarre? Pace wird gehalten. Gut.
Dirk: Da haben wir also endlich einen richtigen Single-Kandidaten. Aber so langsam müssen wir uns damit anfreunden, dass Depeche Mode kein “Enjoy The Silence” oder “It’s No Good” oder …. mehr in Petto haben.
Christoph: Opa sagt “kein ‘See you’ oder ‘New life’ mehr”, Dirk!
Ingo: Die Gitarre wieder. Oder welches Gerät auch immer so tut, als sei es eine.
Christoph: Gutes Stück.
Oliver: Ein Hit!
Dirk: Bisher das beste Lied. Mit Abstand.

10. Poorman

Dirk: Wieder Kraftwerk-Referenzen, Christoph!
Ingo: Der Anfang gefällt mir. Toller Kontrast zwischen Beats und den “leichten” Synthie-Klängen.
Ursula: Martin darf wieder mitsingen, aber das hilft auch nichts. Mir sagt das gar nichts, leider.
Ingo: Kapitalismus-Kritik?
Dirk: Machen U2 doch auch.
Christoph: Das mag ich gar nicht. Still got the blues.
Dirk: Nachdem die letzten drei Alben von Ben Hillier produziert wurden, hat man nun mit James Ford (The Last Shadow Puppets, Foals, Arctic Monkeys, Florence And The Machine) von Simian Mobile Disco zusammen gearbeitet. Einen großen Unterschied höre ich nicht.
Ingo: Mir gefällt der Song. Und gegen Ende legt er noch etwas Dampf nach.
Oliver: Finde ihn auch okay.

11. No more (This is the last time)

Oliver: Human League?
Dirk: Komponisten: Dave Gahan / Kurt Uenala.
Ingo: Der war doch auch schon an den Soulsavers beteiligt.
Dirk: Dave arbeitet immer mit den gleichen Leuten zusammen.
Ursula: Das gefällt mir wieder besser.
Christoph: Nicht das schlechteste Lied der Platte, ich mag das ganz gerne.
Dirk: Aber, dass es jetzt “the last time” ist, haben mittlerweile alle verstanden.
Oliver: Volker vielleicht noch nicht.
Ingo: Nicht der schlechteste Titel auf “Spirit” aber hinteres Drittel.

12. Fail

Ingo: Oh, noch ein langsamer Song?
Ursula: Nochmals Martin allein… klingt besser als der erste Versuch. Den letzten Song “Fail” zu nennen, ist natürlich riskant.
Christoph: Little-15-B-Seite.
Ingo: Ereignisarm.
Dirk: Wieder nettes Elektrogefrickel und -geplucker im Hintergrund und wieder kein großer Refrain.
Ingo: Gewinnt gerade etwas durch die Beats.
Dirk: … die am Ende wieder so “Ultra”-mäßig klingen.
Ingo: Anscheinend gefallen mir vor allem die “Ultra”-Titel auf “Spirit”. Schade, dass sie nicht auch an “Violator” gedacht haben.
Dirk: “We fail” als letzte Worte dieser Platte. Programm oder Fazit?

Fazit:

Ingo: Ja, so ein Depeche Mode-Album halt. Wenige Überraschungen, schon gar keine Revolution. Ein “Instant hit” konnte ich nicht identifizieren. Ein paar Titel als Material für die Tour, damit die Fans zwischen den alten Hits verschnaufen können. Fällt zwischen ihren anderen Alben dieses Jahrtausends nicht negativ auf. Schauen wir mal, was die Herren nach der nächsten DM-Olympiade (Frühjahr 2021) liefern werden.   

Oliver: Nach dem ersten Hören klingt’s teilweise noch ein wenig sperrig, das wird sich aber nach ein paar Durchläufen geben. Solides Ding würde ich sagen.

Christoph: Die DM, deren Fan ich in einem anderen Leben war, sind eine andere Band. Aber das überrascht mich nicht. Die Platte hat nicht wehgetan, wird aber nicht Teil meiner Sammlung werden. Jetzt gleich höre ich Ladytron.

Dirk: Ich will auch das neue Ladytron Album hören! Lieber als diese durchschnittliche Platte von Depeche Mode. Plattencover und Albumtitel finde ich auch doof. Mir gefallen zwei Lieder gut, zwei bis drei kann ich mir vielleicht noch schön hören.

Ursula: Tja, qualitativ recht ähnlich zu den letzten drei Alben, würde ich sagen: Beim Anhören gefällt mir durchaus einiges, aber so richtig hängen bleibt leider nichts. Es muss ja auch schwer sein, mit den frühen Platten als Maßstab kreativ zu sein. Andererseits zwingt sie auch niemand, Album um Album zu veröffentlichen.

Ingo: Volker, ist noch was vom Essen übrig?

Volker: Auf meiner Couch wird nicht gegessen.

6 Kommentare:

  1. Wo bleibt denn das "Allein auf der Couch, alle Gäste weg..." zu DM, Volker?

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  2. Noch nicht gehört, aber die Do-LP ist heute eingetrudelt. Allerdings sitze ich gerade im Nachtdienst. Mal sehen, wie der wird, und ob ich dann morgen dazu komme oder schlafen muss.

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  3. Oft gehört, kann also gar nicht so schlecht sein. 7,5 Punkte

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  4. Neulich als ich mal die bester Wertung abgab: 8,5 Punkte

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