Platten vor Gericht fragt - Joerg antwortet (III) „Afrika“ von Dagobert - mir fehlen die Worte. Und dir? M...

Dagobert - Afrika
























Platten vor Gericht fragt - Joerg antwortet (III)


„Afrika“ von Dagobert - mir fehlen die Worte. Und dir?

Mir auch. “Ich bin zu jung“ war eine schöne Single.  


"Schöne Single" gibt es jetzt hier aber nicht, sondern die aktuellen, "Zehn Jahre" und "Wir leben aneinander vorbei":




Dagobert arbeitete erneut mit Markus Ganter (Casper, Tocotronic) zusammen, wir hören aber auch Arrangements von Konstantin und Verena Gropper (Get Well Soon). Verbunden mit den Sehnsüchten, die Dagobert in seinen Texten formuliert, ergibt die erweiterte personelle Aufstellung meistens Sinn und manchmal tatsächliche Wucht, etwa im wunderbaren Sehnsuchtsschwofer „Angeln gehen“ oder in „Moonlight Bay“, so einer Art eidgenössischem Harry- Be lafonte-trifft-Elvis-Hybriden.

An anderer Stelle fordert die Platte vom Hörer aber doch einiges, etwa eine sehr hohe Toleranzschwelle für expressiven Kitsch, für Pathos und häufig auch für Paar- und Kreuzreim. Dem Rezensenten gänzlich unverständlich: das Instrumental „Am Natronsee“. Klingt so, als würden in ebenjenem zwei Einhörner, Daft Punk und ein Laden für E-Gitarren mumifiziert.
(Musikexpress)




Was gibt es auf dem neuen Album zu hören?
Erst mal weniger Synthie-Sounds als auf dem Debütalbum vor zwei Jahren und dafür mehr echte Instrumente. Im ersten Eröffnungslied "Afrika" rollt der Beat gleich gut und dumpf wie Buschtrommeln los: "Leb wohl! Ich verschwinde aus der Zi-vi-li-sa-tion." Und das in Dagoberts weicher Schweizer Aussprache, immer etwas melancholisch, aber wie gegen seinen Willen: "Ich will nicht, dass es traurig tönt" singt er. Tut es natürlich trotzdem. Dazwischen gibt es zum Trost sonnige, absurd schöne Zeilen wie: "Jenny mein Freund/Ich bin immer schön gebräunt", naives Keyboard-Geklimper und, ja, auch viele verzerrte E-Gitarren-Soli. Dagoberts musikalisches Erweckungserlebnis war nun mal "Wind of Change" von den Scorpions.
Bester Moment
Auf jeden Fall "Zehn Jahre". Da ist alles drin. Tief empfundenes Neo-Biedermeier ("Frauen sind zum Heiraten da/Dacht ich mir, als ich eine sah"). Dann die Enttäuschung - die Frau will zehn Jahre warten, bis sie Ja sagt ("Ich freute mich zu früh/Dachte nicht daran" und dann, geschmettert, "dass zehn Jahre lange sind und vielleicht viel zu lang"). Und schließlich doch wieder diese Hoffnung, die jeder außer Dagobert leugnen würde, auch wenn er sie genauso hegt: "Drei hab ich schon hinter mir/Dann noch drei und nochmal vier".
Schlimmster Moment
"Am Natronsee" in der Mitte des Albums. Ein langes Instrumental-Stück mit viel Hall auf einem nicht enden wollenden Gitarrensolo. Zu viel Scorpions, zu wenig Dagobert. Erst im letzten Viertel, wenn das Trommelfell schon blutet, kommen ein paar traurig-schöne Liedzeilen.
Unbedingt kaufen sollten Sie das Album, wenn ...
Sie zu viele große gesellschaftsanalytische Essays gelesen haben, die von der Unfähigkeit von Großstädtern handeln, sich hoffnungslos zu verlieben, sich zu binden und zusammenzubleiben. Mit anderen Worte: Kaufen sollten Sie die Platte, wenn es solche Zeilen sind, auf die Ihr Herz gewartet hat: "Wo du auch bist/Da blühen weiße Rosen/Und Bienenvolk vergnügt sich ringsumher".
(Süddeutsche)


Dagobert auf Tour:
27.04. Leipzig, Ilses Erika
28.04. Dresden, Altes Wettbüro
29.04. A – Wien, Brut (im Künstlerhaus)
30.04. Chemnitz, Atomino
01.05. Göttingen, Nörgelbuff
02.05. Weinheim, Cafe Central
03.05. Bremen, Theater Bremen
14.05. Hamburg, Übel & Gefährlich
15.05. Essen, Hotel Shanghai
16.05. Frankfurt a.M., Künstlerhaus Mousonturm
17.05. Stuttgart, Cann
18.05. München, Milla
19.05. CH – Bern, Dampfzentrale
20.05. CH – Zürich, Exil
22.05. CH – St. Gallen, Palace
23.05. Freiburg, Schmitz Katze
27.05. Berlin, SO36

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